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Zirkusluft

Zirkusluft

Titel: Zirkusluft
Autoren: Matthias P. Gibert
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dürfte…«
    »Ja, natürlich«, antwortete Wahlburg, beugte sich zur Seite, öffnete die Aktentasche, nahm einen weißen DIN-A4-Umschlag heraus und legte ihn auf den Tisch. Dann steckte er hastig, als ob er Angst hätte, das Geschäft könne noch platzen, den Umschlag mit dem Geld in die Tasche.
    Der hochgewachsene Mann auf der anderen Seite des Tisches stand auf, ohne sich den Inhalt der Ware anzusehen, die er soeben gekauft hatte, und nickte.
    »Schön. Es war nett, Sie kennengelernt zu haben. Aber es ist besser, Sie vergessen in diesem Moment, dass wir uns je begegnet sind. Leben Sie wohl, Herr Wahlburg.«
    Damit drehte er sich um und verließ ohne ein weiteres Wort den Imbiss.
    Wahlburg ließ seinen Geschäftspartner nicht aus den Augen, bis er in das Taxi gestiegen war, das ihn gebracht und dann gewartet hatte, so wie bei jedem ihrer Treffen. Als der elfenbeinfarbene Mercedes den Parkplatz längst verlassen hatte und aus seinem Blickfeld verschwunden war, klopfte er erregt auf die schwarze Ledertasche neben seinem linken Oberschenkel.
    Was für ein Idiot!, dachte der korpulente Mann. Zahlt mir 3.000 Euro für ein paar Kopien. 3.000 Euro!
    »Eine Currywurst mit Pommes nehme ich noch!«, rief er der Bedienung zu.

2
    Das Taxi bog von der Hauptstraße ab und stoppte am Straßenrand. Der Fahrer sah in den Rückspiegel.
    »Ich kann Sie gerne bis zum Halteplatz mitnehmen, da stelle ich mich jetzt sowieso hin«, erklärte er seinem Fahrgast.
    »Danke, sehr freundlich, aber ich möchte hier aussteigen«, erwiderte der dunkelhaarige Mann und steckte einen Zwanzigeuroschein zwischen die vorderen Sitze. »Stimmt so.«
    Der Fahrer nickte dankbar und verstaute das Geld in seinem Portemonnaie.
    »Quittung?«
    »Nein, danke. Auf Wiedersehen.«
    Damit war der Passagier auch schon ausgestiegen. Mit schnellen Schritten überquerte er den Friedrichsplatz, bezahlte an einem der Automaten seinen Parkschein, ging eine Etage nach unten, stieg in einen unauffälligen Mittelklassewagen und verließ das Parkhaus. Kein Passant hatte Notiz von ihm genommen, und der Taxifahrer würde sich vermutlich schon am nächsten Morgen nicht mehr an sein Gesicht erinnern können. Kurze Zeit später rollte er auf den Hof seines Auftraggebers.

     
    Der Mann im Rollstuhl drehte den Kopf, als er das leise Klopfen hörte.
    »Ja, bitte.«
    Die Tür wurde geöffnet, und der Mann mit dem dunklen Teint trat ein. In der Hand hielt er den weißen DIN-A4-Umschlag, den Wahlburg ihm vor nicht einmal zwei Stunden übergeben hatte.
    »Guten Tag, Herr Franck. Schön, dass Sie da sind. Nehmen Sie bitte Platz.«
    »Guten Tag, Herr Vogt.«
    »Gab es Schwierigkeiten?«
    »Ganz und gar nicht. Herr Wahlburg war kooperativ wie immer. Ich tue mich zwar schwer mit Menschen seines Schlages, hoffe allerdings, dass er davon nichts bemerkt hat.«
    Vogt lächelte kühl.
    »Da vertraue ich auf Ihre schauspielerischen Fähigkeiten. Ist die Lieferung in Ordnung?«
    Franck nickte.
    »Nach der ersten Durchsicht ja. Die genaue Prüfung werde ich morgen durchführen.«
    »Wenn die detaillierte Sichtung keine negativen Überraschungen mit sich bringt, kann die nächste Phase beginnen?«
    »Durchaus. Die ersten beiden Lieferungen habe ich ausgewertet; das Material ist erstklassig, die Vorbereitungen sind abgeschlossen. Mit den Informationen aus der dritten Lieferung können wir jederzeit in die nächste Phase einsteigen.«
    Vogt stützte sich mit den Händen auf die Greifringe seines Rollstuhls, entlastete die Sitzfläche für einen Moment und ließ sich zurücksacken.
    »Ich muss sicher nicht noch einmal darauf hinweisen, dass wir mit dem Eintritt in Phase zwei die Öffentlichkeit herstellen werden, Herr Franck. Das heißt, dass die Polizei ins Spiel kommen wird. Und da die meiste Arbeit in Ihren Händen liegt, sind Sie die exponierteste Figur in diesem Spiel. Also bitte ich Sie noch einmal, sich explizit an unseren Plan zu halten und jede Abweichung mit mir zu besprechen.«
    Franck schloss die Augen und holte tief Luft.
    »Ich bin mir der Gefahren, die in den nächsten Wochen auf mich zukommen werden, in gleicher Weise bewusst wie Sie, Herr Vogt. Aber Sie haben mich ausgewählt und beauftragt, weil Sie zu dem Schluss gekommen sind, dass ich der Beste bin, den Sie für diese schwierige und reizvolle Aufgabe finden konnten. Ich danke Ihnen für dieses Vertrauen, muss allerdings im Gegenzug auch darauf bestehen, dass sich daran nichts ändert.«
    Der Mann im Rollstuhl fixierte sein
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