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Zirkusluft

Zirkusluft

Titel: Zirkusluft
Autoren: Matthias P. Gibert
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sonst irgendwie verletzt. Dann habe ich dort oben am Parkplatz die vielen Polizeiautos gesehen und gewusst, dass ihm etwas passiert sein muss.«
    Sie nahm den Kopf von Lenz’ Schulter und presste zitternd die Augen zusammen.
    »Aber ich konnte doch nicht ahnen, dass er tot ist.«
    »Gibt es jemanden, mit dem Ihr Mann Streit hatte, der vielleicht einen Grund gehabt haben könnte, ihm etwas Derartiges anzutun?«
    Die Frau schüttelte energisch den Kopf.
    »Nein, niemand. Reinhold hat viele Freunde.«
    »Und keine Feinde?«, hakte der Kommissar behutsam nach.
    Wieder schüttelte sie den Kopf und schluchzte.
    »Keine Feinde.«
    Aus dem Augenwinkel sah Lenz, dass der Polizeipsychologe Werner Aumüller die Böschung hinunterlief und auf sie zukam. Genau im richtigen Moment, dachte er. Diese Frau brauchte die professionelle Hilfe eines Spezialisten. Und vielleicht eine Nacht unter Beobachtung.
    »Im Moment wären das meine Fragen, Frau Fehling. Wahrscheinlich müssen wir später noch miteinander sprechen, aber jetzt würde ich Sie gerne in die Hände unseres Psychologen übergeben, wenn Sie das möchten.«
    Sie überlegte einen Moment und nickte dann zögernd.
    Erneut wurde sie von einem Weinkrampf geschüttelt.
    Lenz stand auf, nickte Aumüller zu, der die Situation sofort richtig deutete, und verabschiedete sich.
    »Mein Name ist Aumüller«, hörte er den Psychologen noch sagen.

4

     
    »Lange schaff ich das nicht mehr, Thilo. Dann geh ich auch zum Seelenklempner und lass mich dienstuntauglich schreiben. Und nach einem Drama wie dem eben kann das nur gut für mich sein.«
    Hain wendete den Dienstwagen, legte den ersten Gang ein und beschleunigte.
    »Wer wollte dir das verdenken. Wir haben ja schon viel zusammen erlebt, aber das hat auch mir die Tränen in die Augen getrieben.«
    »Ich war noch nie so froh, den Aumüller auftauchen zu sehen, wie vorhin. Am liebsten wäre ich im Boden versunken oder unsichtbar geworden. Die Frau hat mir in ihrer hilflosen Trauer unendlich leidgetan .«
    Hain nickte.
    »Dito. Und was tun wir jetzt, um den Mörder ihres Gatten zu finden?«
    »Zunächst müssen wir mehr über ihn herausbekommen. Freunde, Hobbys, Job.«
    In diesem Moment meldete sein Mobiltelefon den Empfang einer SMS. Lenz zog es aus der Jackentasche und las die Meldung:

     
    Heute Abend um neun. Wenn du nicht kommen kannst, melde dich, sonst bis später. Ich freu mich auf dich, M.

     
    Mit einem zufriedenen Lächeln löschte Lenz die Nachricht.
    Hain sah auf die Uhr und griff mit zwei Fingern zur Nase.
    »10.12 Uhr. Hauptkommissar Lenz empfängt eine weitere seiner ominösen Textnachrichten«, meldete er lispelnd und mit trötiger Stimme.
    »Wie immer alles ganz harmlos, Thilo. Du solltest aufhören, etwas in diese SMS hineinzuinterpretieren«, erwiderte Lenz.
    »Nicht, bevor du aufgehört hast, ein solches Geheimnis daraus zu machen.«

     
    »Und wenn er das zufällige Opfer eines völlig durchgeknallten Irren ist?«, kam Hain auf den Mord an Reinhold Fehling zurück.
    »Dann haben wir noch mehr Arbeit, aber dafür stehen wir ja morgens auf und kriegen am Ende des Monats eine dicke Überweisung aufs Konto. Außerdem glaube ich nicht an diese Möglichkeit, denn das ominöse Schreiben spricht absolut dagegen. Nein, dem hat einer aufgelauert, genau dem, einer, der ihn kannte, und hat ihn wie in einem bösen Film hingerichtet.«
    Der Hauptkommissar dachte einen Moment nach.
    »Fahr doch mal durch die Gottschalkstraße. Ich will mir ansehen, wo er gewohnt hat. Und danach brauche ich einen starken Kaffee, um den Tag ertragen zu können.«

     
    Das Gelände um die Universität lag an diesem feuchtkalten Wintermorgen in leichtem Dunst. Die meisten Studenten saßen in den Hörsälen, vereinzelte andere strebten mit schnellen Schritten auf die Gebäude zu und verschwanden darin. Lenz hatte sein Mobiltelefon am Ohr und sprach mit Rolf-Werner Gecks .
    »Hör zu, RW, ich brauche alles, was du kriegen kannst, über unseren Toten vom Radweg, einem Reinhold Fehling aus der Gottschalkstraße 28 hier in Kassel. Geburtsdatum hab ich keins, aber du schaffst das auch so. Wir sehen uns in einer halben Stunde in deinem Büro.«
    Damit beendete er das Gespräch. Hain ließ den Opel auf dem Seitenstreifen im Anwohnerparkbereich ausrollen, stellte den Motor ab und deutete auf die gegenüberliegende Straßenseite. »Da ist die Nummer 28. Sieht ein bisschen abgewohnt aus, was meinst du?«
    »Das soll nichts heißen. Hier haben schon immer viele
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