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Zirkusluft

Zirkusluft

Titel: Zirkusluft
Autoren: Matthias P. Gibert
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linken Hosenbein, also in seiner Sporthose. Wie es aussieht, hat der Täter es ihm dort reingesteckt , nachdem er ihn abgeknallt hatte.«
    »Irgendwelche Hinweise auf seine Identität?«
    Kostkamp zuckte mit den Schultern.
    »Die wenigsten Jogger gehen mit Personalausweis in der Tasche ihrem Hobby nach. Wir haben seine Fingerabdrücke genommen und lassen sie im Präsidium durch den Computer laufen.«
    »Wer hat ihn gefunden?«
    »Ein Kollege vom Polizeirevier Ost. Der trainiert für einen Marathon und ist jeden Morgen hier unterwegs. Er hat das nächste Auto oben an der Straße gestoppt und Bescheid gesagt, genau um Viertel vor acht. Dummerweise wird sein Schwiegervater heute beerdigt, deshalb musste er weg.«
    Der Hauptkommissar zuckte mit den Schultern.
    »Kein Problem, wir befragen ihn später. Gibt es Hinweise auf Tatzeugen?«
    »Bei mir hat sich bis jetzt keiner gemeldet. Und der Rest ist eure Sache«, antwortete Kostkamp und deutete flussabwärts.
    »Nach der nächsten Biegung kommt die Graue Katze, vielleicht hat dort jemand was gehört oder gesehen. Wir machen uns jetzt ernsthaft an die Arbeit. Bis später, die Herren.«
    Damit drehte er sich um und ging davon.

     
    »Schalldämpfer?«, fragte Hain seinen Chef.
    »Möglich«, erwiderte Lenz skeptisch und deutete in die Umgebung.
    »Allerdings gibt es hier rundherum jede Menge Wälder, in denen von Jägern rumgeballert wird. Ein paar Schüsse am Morgen dürften nichts Ungewöhnliches sein, was meinst du?«
    »Auch richtig.«
    Nun blickte der junge Oberkommissar in beide Richtungen des Radweges.
    »Es sieht immerhin so aus, als ob der Täter die Stelle bewusst gewählt hätte. Von oben, von der Straße aus, ist sie wegen der steilen Böschung nicht einsehbar, und bis zu den jeweils nächsten Flussbiegungen ist es ein gutes Stück.«
    »Trotzdem ein großes Risiko, hier jemandem aufzulauern.«
    Hain machte eine unentschlossene Geste mit dem Kopf.
    »Nicht wirklich. Ich stelle es mir so vor: Der Täter weiß, dass sein Opfer sich morgens um diese Zeit hier die Beine vertritt. Also streift er sich Joggingklamotten über und tut so, als würde er laufen. Sein Auto steht oben auf dem Parkplatz, wo unseres jetzt auch steht. Unser toter Freund hier kommt ihm entgegen, es fallen ein paar Schüsse, und eine halbe Minute später sitzt der Mörder im Auto und ist weg. So einfach ist das.«
    »Zumindest in deiner Fantasie«, pflichtete Lenz seinem Kollegen bei. »Aber das Wichtigste ist jetzt erst einmal herauszufinden, wer er ist. Wenn Heini mit den Fingerabdrücken nicht weiterkommt, müssen uns vielleicht Radio und Fernsehen helfen. Das macht dann am besten Uwe.«
    Lenz sprach von seinem Freund Uwe Wagner, dem Pressesprecher der Kasseler Polizei.
    »Wir beide folgen jetzt dem Rat des weisen Heini Kostkamp und fahren zur Grauen Katze, vielleicht hat dort wirklich jemand etwas gesehen oder gehört, was für uns von Interesse ist.«
    Hain nahm seinen Vorgesetzten am Arm und zog ihn in Richtung des Ausflugsrestaurants, von dem Lenz gesprochen hatte.
    »Auf gar keinen Fall fahren wir dorthin, Paul. Die paar Meter gehen wir schön zu Fuß.«

     
    »Nett hier«, bemerkte Lenz, während sie dem Weg am Fluss folgten. »Ich war bestimmt 20 Jahre nicht mehr hier unterwegs.«
    »Schön, ja, wenn man als Jogger oder Radfahrer die Natur genießt und dabei nicht umgebracht wird«, antwortete Hain augenzwinkernd und machte mit dem Daumen eine Bewegung in die Richtung, aus der die beiden Polizisten gekommen waren.
    »So viel Glück war dem armen Schwein da hinten leider nicht vergönnt.«
    Dann hatten sie den imposanten Gebäudekomplex mit der großen Aufschrift › Graue Katze–Roter Kater‹ erreicht und nahmen Kurs auf die Eingangstür. Dort wurden sie von einer zuvorkommend lächelnden Bedienung in Schwarz und mit weißer Schürze freundlich begrüßt.
    »Guten Morgen, meine Herren. Sie sind aber früh dran.«
    Die beiden Polizisten kramten ihre Dienstausweise hervor.
    »Guten Morgen. Ich bin Kommissar Lenz von der Kripo Kassel, das ist mein Kollege Thilo Hain«, begann Lenz.
    »Wir hätten ein paar Fragen an Sie wegen eines Verbrechens, das sich heute Morgen etwa 500 Meter von hier auf dem Radweg nach Kassel ereignet hat.«
    Sie warf das Tuch, mit dem sie die Tische im Gastraum abgewischt hatte, in einen kleinen Plastikeimer und sah die Polizisten mit großen Augen an.
    »Was für ein Verbrechen?«
    »Dort drüben wurde ein Mann erschossen. Vielleicht haben Sie oder jemand
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