Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zirkusluft

Zirkusluft

Titel: Zirkusluft
Autoren: Matthias P. Gibert
Vom Netzwerk:
freundlichen Blick zu. »Bis später dann.«
    Nachdem Hain das Zimmer verlassen hatte, setzte sich Wagner auf den Stuhl neben dem Bett.
    »Und, wie geht’s, mein Großer?«
    »Wird langsam wieder. Ich soll viel schlafen und mich ausruhen, sagt der Arzt.«
    »Ich hoffe, das schaffst du. Was man so gehört hat, war die Sache ja nicht ohne.«
    »In ein paar Tagen bin ich hier raus. Dann nehme ich mir erst mal eine Woche Urlaub. Vielleicht fahre ich sogar mal weg.«
    »Ich hab mir ernsthaft Sorgen gemacht, als ich dich auf der Trage liegen gesehen hab.«
    »Wo hast du mich denn gesehen?«
    »Bevor du in den Krankenwagen geschoben wurdest. Ich war an der Schönen Aussicht. Und ich hab Erich Zeislinger live erlebt, als die ersten Kameras aufgetaucht sind. Furchtbar, der Mann.«
    »Ja, Thilo hat schon davon erzählt.«
    Wagner sah ihn ernst an.
    »Ich befürchte, dass diese Geschichte seine Chancen, wiedergewählt zu werden, erheblich steigert.« Der Pressesprecher beugte sich näher zu seinem Freund. »Warum hast du ihn nicht einfach abgeknallt?«
    Lenz lachte laut los.
    »Weil wir leider nicht mehr im Wilden Westen leben, Uwe. Aber vielleicht hab ich es ja versucht, leider fehlt mir die Erinnerung daran.«
    Wagner winkte ab.
    »Vergiss es. Schoppen-Erich hat nur einen Schuss in die Spitze des linken Schuhs abbekommen, leider ohne jegliche körperliche Folgen. Und bei ihm war die Wirkung der Blendgranate erstaunlicherweise nicht so gravierend wie bei dir. Vielleicht, weil er selbst eine ist und außerdem viel weiter von dem Ding weg war als du.«
    »Und wie bist du so schnell da draußen gewesen?«
    »Zufall. Meine Schwiegermutter hatte das Licht an ihrem Wagen angelassen, als sie sich mit ihren Senioren zur Gymnastik getroffen hat. Als ich sie abholen wollte, hab ich den Aufmarsch gesehen und bin gleich abgebogen. Was auch für dich richtig gut war, vermute ich. Zumindest war es für deine Freundin gut.«
    »Maria?«
    »Natürlich, wer sonst? Nachdem du auf dem Weg ins Krankenhaus warst, bin ich rüber zum Friedrichsplatz. Da stand sie ein klein wenig verloren rum, war tierisch sauer, weil ihr Erich sie im Gewühl verloren hatte und trotzdem einfach hinter dem Ministerpräsidenten aus dem Zelt gestürzt ist, und hat offensichtlich ganz konspirativ nach dir gesucht.«
    Lenz richtete sich auf. »Und? Hast du mit ihr gesprochen?«
    »Klar. Ich bin vorsichtig auf sie zu, hab mich vorgestellt und sie gefragt, ob ich sie kurz sprechen könnte. Es ginge um einen gemeinsamen Freund. Dann sind wir unter den Altan, und ich hab ihr erzählt, dass ich über euch Bescheid weiß und wie es dir vermutlich geht, weil das in dem Moment ja noch niemand so genau wusste.«
    Der Hauptkommissar strahlte. »Du bist mein Held, Uwe. Vielen Dank.«
    »Das ist noch nicht alles. Sie hat mir ihre Telefonnummer gegeben, und ich musste jeden Tag bei ihr anrufen, um ein ärztliches Bulletin zu übermitteln. Ist wirklich sympathisch, die Frau. Und sie war, oder besser ist, maximal besorgt um dich.«
    »Dann werde ich sie gleich anrufen, wenn du weg bist.«
    »Schön, dass du so lange warten willst.«
    »Stimmt. Obwohl es mir echt schwerfällt .«

Epilog
    Zwei Wochen nach den Ereignissen auf dem Friedrichsplatz wurden nach einem anonymen Hinweis die Geschäftsräume von VogtSecure in Kassel durchsucht. Am nächsten Morgen wurde Walther Olms , das Faktotum von Wilhelm Vogt, erhängt in seinem Haus aufgefunden. In einem Abschiedsbrief erklärte er, dass er der alleinige Auftraggeber des Mannes gewesen sei, der den Anschlag auf den Zirkus verübt hatte. Der Brief endete mit den Worten:
    Ich wollte nur das Beste für die Firma.
    Noch am selben Tag wurde eine Presseerklärung der Firma VogtSecure veröffentlicht, in der das Unternehmen sich in aller Form von den Machenschaften ihres Mitarbeiters Walther Olms distanzierte. Solche Menschen, die sich über Recht und Gesetz stellten, erklärte Wilhelm Vogt, hätten in seinem Unternehmen keinen Platz. Gleichzeitig gab er bekannt, mit dem Land Hessen über einen Großauftrag für Überwachungstechnik zu verhandeln.

     
    Etwa in diesen Tagen übernahm in Newport im australischen Bundesstaat New South Wales ein circa 45-jähriger Mann eine neue Nautor’s Swan 45-Fuß-Yacht. Er sprach Englisch mit kaum wahrnehmbarem französischem Akzent und brach eine Woche später zu einer Weltumsegelung auf.

     
    Am 22. März des folgenden Jahres wurde Oberbürgermeister Erich Zeislinger mit überwältigender Mehrheit im Amt
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher