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Zirkusluft

Zirkusluft

Titel: Zirkusluft
Autoren: Matthias P. Gibert
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hatte. Auch ihm hielt der Kommissar seinen Dienstausweis unter die Nase.
    »Lenz, Kriminalpolizei Kassel. Das Zelt muss sofort geräumt werden.«
    Der Mann erhob sich langsam und bedachte den Polizisten mit einem jener Blicke, die eigentlich für Kinder reserviert sind, wenn sie Unsinn reden.
    »Guter Mann, das ist eine Premiere. Wir…«
    Lenz war nicht nach einer Diskussion.
    »Hör zu, du Arsch, es ist mir scheißegal, was hier stattfindet, und ob da drin der Papst im Kettenhemd boxt. Möglicherweise ist die Veranstaltung von einem terroristischen Angriff bedroht. Also, alles raus aus dem Zelt!«
    Die Sache mit dem terroristischen Angriff schien den Mann zu verunsichern. Er sah zu dem zweiten, der unbeteiligt einen Joystick bediente. »Sag doch was, Klaus!«
    Klaus hob langsam den Kopf. »Scheiß Terroristen. Willst du mit dem ganzen Gelumps hier in die Luft fliegen?«
    Das wirkte. Der Dicke sprang so vehement auf seinen Stuhl zurück, dass Lenz dachte, er würde umkippen, griff nach einem Mikrofon auf dem Tisch und bediente ein paar Regler. Sofort wurde die Musik im Zelt leiser und die Besucher in grelles Licht getaucht.
    »Meine Damen und Herren, aufgrund eines technischen Problems muss ich Sie leider bitten, das Zelt zu verlassen…«
    Lenz hörte nicht mehr hin, sondern wandte sich dem anderen Mann zu.
    »Rufen Sie bitte die 110 an und sagen dem Wachhabenden, dass hier im Zirkus mit dem Einsatz einer Schmutzigen Bombe gerechnet werden muss. Haben Sie das verstanden?«
    Der nickte und griff zu einem Telefon. »Hab ich. Wie viel Zeit haben wir, bis es bumm macht?«
    »Keine Ahnung.«
    Damit rannte der Kommissar aus dem Raum, hetzte die Treppe hinunter und nahm Kurs auf die Cafeteria. Als er den Eingang passierte, hörte er die ersten Schreie aus dem Verbindungsgang zum Zelt. Dann drängten sich die Menschen auf ihn zu. Auch von links strömten Besucher in nackter Panik in Richtung Ausgang. Er stoppte, verließ das Zelt vor der herannahenden Meute und bog nach links ab. Über Wasserleitungen und Elektrokabel springend, hetzte er an der Längsseite des Zeltes vorbei, umkurvte ein paar Kleintransporter und Zugmaschinen und wollte gerade einem Schaltkasten ausweichen, als ihm zwei Männer auffielen, die sich vom Zelt wegbewegten. Der eine hatte ihm vor nicht einmal einer Viertelstunde den Zugang zum Zirkus verweigert, der andere war Erich Zeislinger .

37
    Der zweite Polizist fiel auf die Knie, ohne den Blick von dem Schützen zu nehmen. Dann wurde er bewusstlos und kippte seitlich um. Der Killer ging zur Ecke des Containers, sah vorsichtig zum Zelt hinüber und stellte mit Befriedigung fest, dass keiner der aus dem Zelt Flüchtenden etwas von den Schüssen bemerkt hatte. Er steckte die Waffe in den Hosenbund, zog die Jacke darüber und ging langsam in Richtung der Menschen, die auf ihn zurannten . Innerhalb von Sekunden war er im Gewühl untergetaucht. Dann wurde sein Auge von etwas angezogen, das eine gewisse Routine und Professionalität ausstrahlte. Umgeben von vier Sicherheitsbeamten, die mit gezückten Waffen vor, hinter und neben ihm herliefen, bahnte sich der Ministerpräsident den Weg nach draußen. Franck registrierte außerdem, dass mehrere gut gekleidete Männer versuchten, nicht den Anschluss an diese Gruppe zu verlieren. Und dahinter wurde das Profil eines Mannes sichtbar, den er ein paar Mal auf Bildern in der lokalen Presse gesehen hatte und den er als Oberbürgermeister der Stadt Kassel erkannte. Er trat ein paar Schritte nach links, ließ den Ministerpräsidenten mit seinen Leibwächtern passieren und drängte sich dann Zeislinger in den Weg.
    »Ich bin vom BKA, Herr Oberbürgermeister. Kommen Sie mit mir, ich bringe Sie in Sicherheit.«
    Zeislinger blieb wie angewachsen stehen, sah Franck in die Augen und nickte. »Sie schickt der Himmel, Mann. Was, um Gottes willen, ist hier eigentlich los?«
    Ohne zu antworten, zog Franck ihn leicht am Arm, drängte ihn nach rechts und wurde schneller. Zeislinger fing an zu traben, doch seine Korpulenz verhinderte ein höheres Tempo. Sie umkurvten die Zugmaschinen und die Unterkünfte der Arbeiter und nahmen Kurs auf die Baumreihe zwischen dem Friedrichsplatz und der Straße davor.
    »Moment, Moment, ich kann nicht so schnell. Außerdem sind Sie mir noch eine Erklärung schuldig!«, trötete Zeislinger wie ein Elefant und völlig außer Atem. Franck sah sich kurz um, doch die meisten Flüchtenden liefen in die andere Richtung davon.
    Dann blieb er in der
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