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Zirkusluft

Zirkusluft

Titel: Zirkusluft
Autoren: Matthias P. Gibert
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Lenz«, erwiderte der Mann.
    »Wie darf ich das verstehen?«, fragte Lenz erstaunt.
    »Wollen wir uns setzen, dann erkläre ich es Ihnen?«
    »Gerne.«
    »Also«, begann Fischer, als alle Platz genommen hatten, »wir haben offenbar hier in Kassel jemanden gehabt, der systematisch Kundendaten, die zu IP-Adressen gehören, ausgespäht hat. Das heißt, er hat sich diese Daten widerrechtlich angeeignet.«
    »Haben Sie einen konkreten Verdacht, wer es gewesen sein könnte?«
    Fischer sah zu Zander.
    »Es kann nur Stefan Wahlburg gewesen sein, Herr Hauptkommissar«, erklärte der. »Eine andere Möglichkeit gibt es nicht, wir haben es mehrfach überprüft.«
    »Haben Sie etwas von ihm gehört?«
    »Nein, bei uns hat er sich nicht gemeldet. Sie haben ihn demnach auch nicht gefunden?«
    Lenz schüttelte den Kopf.
    »Leider nicht. Was mich im Moment aber viel mehr interessiert, ist, ob Daten Ihrer Kunden Topuz und Fehling betroffen sind?«
    »Allerdings«, antwortete Fischer.

     
    »Es sind Daten weitergegeben worden, Thilo«, erklärte Lenz seinem Kollegen, als er ihn endlich am Telefon hatte. »Und es war Wahlburg. Ich rufe gleich im Präsidium an und lasse ihn zur Fahndung ausschreiben.«
    »Woher weißt du das?«, fragte Hain erstaunt.
    »Ich war noch mal bei der Kabelfirma. Der Heini aus Frankfurt war da und hat es kleinlaut eingeräumt.«
    »Super, aber ich dachte, du wolltest in den Zirkus?«
    »Ja, stimmt, leider war ich etwas zu früh.«
    »Wann geht es denn los?«
    »Um 19.30 Uhr.«
    »Dann schlage ich vor, du rennst jetzt los, und ich rufe im Präsidium an wegen der Fahndung. Es ist nämlich schon Viertel vor.«
    Lenz sah auf seine Uhr.
    »Mist!«, fluchte er. »Meine Uhr steht schon wieder. Regelst du das mit der Fahndung?«
    »Klar, sag ich doch! Und du, mach dich los!«
    »Danke, Thilo.«
    Der Kommissar überquerte die Kreuzung und stürzte sich in die noch immer hoffnungslos überfüllte Obere Königsstraße. Immer wieder musste er Menschen ausweichen, die ihm mit Einkaufstüten in den Händen im Weg standen oder vor ihm herliefen. Dann sah er das hell erleuchtete Zelt und hetzte auf den Eingang zu. Dort standen zwei blau gekleidete Männer und hoben abwehrend die Hände, als Lenz auftauchte.
    » Sorry , aber die Vorstellung hat schon angefangen«, bremste ihn der linke der beiden, auf dessen Namensschild Heilmann zu lesen war.
    Der Polizist stemmte die Hände auf die Oberschenkel und schnappte nach Luft.
    »Und was heißt das?«, japste er.
    »Dass Sie jetzt warten müssen bis zur Pause, bevor Sie Ihren Platz einnehmen können.«
    »Ist nicht wahr«, brachte Lenz keuchend hervor. »Warum das denn?«
    »Unsere Show ist auf maximalen Komfort ausgerichtet. Wir möchten unseren Zuschauern nicht zumuten, sich wegen der zu spät kommenden Gäste gestört zu fühlen.«
    »Bestimmt gibt es…«, wollte der Kommissar einwenden, wurde jedoch von dem Mann unterbrochen. »Und diskutieren möchten wir diese Entscheidung unserer Geschäftsleitung auch nicht. Wenn Sie bitte einen Blick auf Ihre Eintrittskarte werfen, auch dort ist ein Hinweis aufgedruckt.«
    Lenz ärgerte sich kolossal und überlegte einen Augenblick, seinen Dienstausweis zu zücken, um auf Kriminaler zu machen, sah jedoch ein, dass die beiden nur Anweisungen ausführten.
    »Sie können gerne im Cafébereich warten und etwas essen oder trinken. Aber Ihren Platz einnehmen dürfen Sie erst zur Pause«, sagte der Rechte der beiden, ein Herr Kommol , nun freundlich, aber sehr bestimmt.
    »Schon in Ordnung. Wo muss ich denn hin?«
    »Dort entlang«, wies der Mann auf einen Durchgang links neben dem Kassenwagen.
    Lenz fragte sich, ob er wütender auf sich selbst oder die beiden Türsteher war, als er immer noch keuchend und mit langsamen Schritten an der jungen Frau vorbeiging, die ihm die Karte ausgehändigt hatte und nun wieder lesend in ihrer Kabine saß. Erst jetzt fiel ihm der ohrenbetäubende Krach auf, der aus dem Innern des Zeltes kam. Aufheulende Motoren mischten sich mit Heavy-Metal-Musik, dazwischen immer wieder Beifall. Ohne Zweifel war die Show schon in vollem Gange.
    Der Kommissar durchquerte den Verbindungsgang und erreichte kurz danach den Cafébereich. Überrascht stellte er fest, wie viel Platz hier herrschte und wie großzügig das Bewirtungszelt ausgelegt war. Rechts gab es zwei Theken für Getränke, daneben Popcorn und andere Süßigkeiten, und ein paar Meter weiter einen Grill. Die einzelnen Stände waren unterbrochen von Treppenaufgängen,
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