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Zirkusluft

Zirkusluft

Titel: Zirkusluft
Autoren: Matthias P. Gibert
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ab. Allerdings könnte dieser Auftrag nicht besser laufen.«
    »Herr Fehling hatte auch keine Probleme, von denen Sie wissen?«
    »Nein. Er ist zur Arbeit gekommen, hat hier einen guten Job gemacht und ist wieder nach Hause gefahren. Reinhold ist ein eher introvertierter Typ, wenn ich das so sagen kann. Deshalb bin ich umso mehr erschüttert, dass er ermordet worden sein soll.«
    »Daran besteht leider kein Zweifel«, erwiderte Hain.
    »Wie ich dem Telefonat von vorhin entnehmen konnte, sind Sie mit seiner Frau bekannt?«, fuhr Lenz fort.
    »Natürlich.«
    »Haben die beiden Kinder?«
    »Britta ist schwanger; wenn ich recht erinnere, im vierten Monat.«
    Der Hauptkommissar schluckte.

5
    Martin Franck rangierte seinen Kombi in die Parklücke, stellte den Motor ab und stieg aus. Als er mit einem Parkticket in der Hand wieder vor seinem Wagen stand, hörte er über sich ein leises, konstantes Geräusch, sah nach oben und erspähte die kleine, einmotorige Maschine mit dem Werbebanner eines Zirkus im Schlepptau. Ein zufriedenes Grinsen huschte über sein Gesicht. Dann legte er den Parkschein auf dem Armaturenbrett ab, verschloss das Auto und betrat ein paar Sekunden später die zugige Bahnhofshalle.
    Ohne die riesige Anzeigetafel im Eingangsbereich zu beachten, ging er geradeaus und über die lange Rampe hinunter zu den Gleisen.
    »Meine Damen und Herren, bitte Vorsicht an Gleis 2, es hat Einfahrt Intercityexpress 875 von Berlin Ostbahnhof nach Basel SBB. Planmäßige Ankunft 11.13 Uhr, planmäßige Weiterfahrt des Zuges 11.15 Uhr«, tönte es in diesem Moment blechern aus den Lautsprechern über seinem Kopf. Sekunden später fuhr der ICE mit schrill singenden Bremsen an ihm vorüber, wurde langsamer und kam schließlich zum Stehen. Franck trat ein paar Meter nach links, um nicht im Strom der ein- und aussteigenden Reisenden stehen zu müssen, steckte die Hände in die Manteltaschen und musterte die Gesichter der Menschen, die den Zug verließen.
    »Verehrte Fahrgäste, wir begrüßen Sie in Kassel Wilhelmshöhe . Sie haben Umsteigemöglichkeiten in Richtung…«
    Franck hörte nicht mehr auf die Lautsprecherdurchsage, weil er das Gesicht, das er erwartete, in der Menge entdeckt hatte. Die Frau hob den Kopf, nickte kaum merklich und fing an zu lächeln. Dann ging sie mit schnellen Schritten in seine Richtung, ließ ihr Gepäck fallen, legte die Hände um seinen Hals und küsste ihn leidenschaftlich. Jeder Unbeteiligte, der die Situation beobachtete, musste glauben, dass hier zwei temporär voneinander getrennte Menschen den Beginn eines stürmischen Wiedersehens einläuteten.
    »Schwarz steht Ihnen gut«, flüsterte Franck der Frau ins Ohr. »Ich war der festen Überzeugung, dass Sie die blonden Haare von unserem letzten Treffen nicht mehr würden toppen können, aber ich gestehe gerne ein, dass dieser Gedanke ein Irrtum war.«
    Sie grub die Hände tiefer in seine dunklen Haare und ließ ihn ihre Fingernägel spüren.
    »Charmant wie immer, der Herr. Leider kann ich das Kompliment nicht zurückgeben. Sie sehen zum Weglaufen aus mit diesem Vollbart«, antwortete sie mit einem kaum wahrnehmbaren Akzent.
    »Er ist der Situation geschuldet, ich bitte dafür um Verzeihung.«
    Sie nickte.
    »Lassen Sie uns gehen, mein Zug geht in einer halben Stunde. Bis dahin haben wir noch ein paar Details zu besprechen.«
    Er griff mit der linken Hand nach ihrer Reisetasche, warf sie über seine Schulter, legte den rechten Arm um ihre Taille und schob sie sanft in Richtung der Rampe. Die Frau lächelte ihn glücklich an.
    »Haben Sie das Geld?«, fragte sie leise.
    Franck sah sie erstaunt an.
    »Natürlich«, antwortete er ebenso flüsternd.
    Ihr Gesichtsausdruck wurde eine Nuance härter.
    »Wenn heute alles zu unserer Zufriedenheit abläuft, stellen wir die bestellte Ware heute in einer Woche zu. Sie sollten die besprochenen Sicherheitsvorkehrungen treffen, damit Ihnen und uns böse Überraschungen erspart bleiben. Auf das enorme Gefahrenpotenzial, das von der Lieferung ausgeht, muss ich Sie sicher nicht noch einmal hinweisen.«
    Er strich ihr sanft über den Po.
    »Beleidigen Sie bitte nicht meine Intelligenz. Sie würden sich nicht einmal in meiner Nähe blicken lassen, wenn Sie Zweifel an meiner Professionalität hätten.«
    »Das ist richtig«, stimmte sie lächelnd zu.
    Den Rest der Rampe gingen sie schweigend und einen zufriedenen Eindruck erweckend Arm in Arm nebeneinanderher. Am oberen Ende löste die Frau sich von ihm, trat einen
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