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0608 - Wo die Leichenfresser hausen

0608 - Wo die Leichenfresser hausen

Titel: 0608 - Wo die Leichenfresser hausen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Darcon öffnete die Augen. Um ihn herum war tiefe Dunkelheit, und er fragte sich, was ihn geweckt hatte.
    In ihm wühlte Hunger. Er brauchte Nahrung. Brauchte die Energie, die sie ihm gab. Er war schwach geworden im Lauf der langen Zeit.
    Lange hatte er darben müssen, denn es gab keine Nahrung mehr für ihn und seinesgleichen in diesem Bereich. Und ein Bannkreis sorgte dafür, daß sie eben diesen Bereich nicht verlassen konnten.
    In seinem Bewußtsein klang etwas auf, das er nicht zu deuten wußte. Es war fremdartig und doch vertraut. Es waren viele, die riefen. Und vermutlich war Darcon nicht der einzige, der dadurch geweckt worden war.
    Wer seid ihr? fragte er lautlos, doch er bekam keine Antwort.
    Da begann er durch jene Kanäle zu fließen, die er einst geschaffen hatte, ehe er in Schlafstarre verfiel. Er wollte schauen, was an der Oberfläche geschah, denn von dort kamen die anhaltenden Rufe.
    Das Tageslicht schmerzte, als er emporgekrochen war. Aber es gab noch viel Schmerzhafteres.
    Zum Beispiel den schweren Stiefel, der ihn zertrat, kaum daß er die Oberfläche erreicht hatte…
    ***
    Es war ein gutes Dutzend Soldaten, die Zamorra und seine Begleiter umkreisten. Nahezu lautlos mußten sie sich angepirscht haben.
    Allerdings waren Zamorra und die anderen auch abgelenkt gewesen. Durch das niederbrennende Schiff der Geisterpiraten und ihre aufgeregte Unterhaltung, und keiner von ihnen hatte dabei auf die nähere Umgebung geachtet. Das Prasseln der Flammen und das Rauschen des Meeres übertönten zusammen mit dem stark auffrischenden Wind auch viele anderen Geräusche.
    Die Soldaten hielten Musketen in Anschlag. Zamorra erkannte französische Umformen.
    Und ebenfalls erkannte er - Robert deDigue!
    Er hatte sich über all die Jahrhunderte nicht verändert.
    Jetzt, im Jahr 1675, sah er genau so aus wie in Zamorras Gegenwart, 1997. Nur daß er anders gekleidet war. Als Robert Tendyke trug er stets Lederkleidung im Western-Look, aber hier, als Robert deDigue, das für dieses Jahrhundert typische Outfit eines französischen Adligen.
    Kapitän Alfonso Vargaz in seiner eher einfachen und vom Kampf verschmutzten Seemannskleidung verblaßte dagegen völlig.
    Vargaz gehörte in diese Zeit. Zamorra, der Parapsychologe und Dämonenjäger und seine Gefährtin Nicole Duval allerdings nicht. Sie waren hierhergekommen, um einem Freund zu helfen.
    Vor Tagen hatte der schwarzhäutige Gnom, der jetzt verängstigt am Boden kauerte, aus der Vergangenheit heraus Zamorra und Nicole mit seiner Magie alarmiert. So hatten sie mit den Zeitringen des Zauberers Merlin eine Reise in die Vergangenheit angetreten und waren schließlich zusammen mit dem Gnom von Château Montagne in Frankreich aus hierher an den Strand von Espanola gelangt - auch Hispaniola oder in der Gegenwart Haiti beziehungsweise Dominikanische Republik genannt.
    Daß diese Insel einmal touristisches Zielgebiet zahlloser Europäer werden würde, davon war jetzt noch nichts zu bemerken. Die Spanier und die Franzosen hatten sie unter sich aufgeteilt, die umliegenden Gewässer wurden von Kaperschiffen unter dem Schutz der Franzosen unsicher gemacht, und die Spanier ließen, nachdem sie die einheimischen Indianer nahezu restlos ausgerottet hatten, die Goldminen bei Cibao von schwarzen Sklaven ausbeuten.
    Mit einem Schiff, das frische Sklaven nach Port-au-Prince bringen sollte, war auch der Mann hierher gelangt, den Zamorra und Nicole eigentlich suchten: Don Cristofero Fuego del Zamora y Montego, früher Vorfahre Zamorras aus seiner spanischen Linie.
    Don Cristofero war bis vor kurzem noch Herr auf Château Montagne gewesen, beziehungsweise auf Castillo Montego, wie er es nannte. Aber er war bei König Ludwig XIV in Ungnade gefallen und ins Exil geschickt worden.
    Von Bordeaux aus war er mit dem Sklavenschiff nach Port-au-Prince unterwegs, um von dort aus nach Louisiana weiterzureisen. Dort, auf dem französischen Territorium entlang des Mississippi, war er vom Sonnenkönig weit genug entfernt.
    Aber wie Zamorra inzwischen wußte, war einer der Sklaven ein Zauberer gewesen, und er hat das Schiff der Geisterpiraten gerufen. Die hatten den Segler versenkt und den Zauberer, den Kapitän und Don Cristofero an Bord ihres Schiffes genommen.
    Den im anderen Schiff angeketteten Sklaven selbst hatte die Aktion ihres Zauberers, mit der er sie eigentlich hatte befreien wollen, herzlich wenig genützt - sie waren mit dem Schiff in die Tiefe des Ozeans gerissen worden.
    Cristofero und
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