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Lexikon der Oeko-Irrtuemer

Lexikon der Oeko-Irrtuemer

Titel: Lexikon der Oeko-Irrtuemer
Autoren: Dirk und Miersch Maxeiner
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Warum ein »Lexikon der Öko-Irrtümer«?
      
    »Echter Fortschritt«, schrieb George Orwell, »kann nur durch vermehrte Aufklärung stattfinden, was soviel bedeutet wie die Zerstörung von Mythen.« Doch die Zerstörung von Mythen schmerzt. Wie sehr, das wurde uns klar, als dieses Buch im Sommer 1998 zum erstenmal erschien. Für einen Kritiker der »Süddeutschen Zeitung« (die dieses Buch - seltene Ehre - mit zwei Totalverrissen auf die Bestsellerlisten hievte) bestand unsere Argumentation schlichtweg aus »Hirngespinsten«. Der Klimaforscher Hans J. Schellnhuber attestierte uns »reichlich einseitige Agitation«. Doch die Untermauerung dieser Vorwürfe mit Fakten blieb jeweils aus.
    Dies mag daran liegen, daß wir mit den Fakten sorgfältig umgegangen sind. Im Gegensatz zu seinem Kollegen Schellnhuber befindet der Klimaforscher Ernest Rudel: »Das Klimakapitel hat mir sehr gut gefallen. Hier ist eine sehr gute Zusammenfassung verschiedener Positionen der Wissenschaft. Gerade von denen, die man gerne überhört.“
    »Der Spiegel« lobte uns als »Mythen-Killer«, »Focus« gefiel das »Plädoyer für eine Umweltpolitik, die sich nach Fakten und nicht nach Stimmungen richtet«. Besonders hat uns aber die Einschätzung des ehemaligen BUND-Vorsitzenden Hubert Weinzierl gefreut: »Vielleicht hätten die Umweltverbände ein Buch dieser Art selber schreiben sollen.«
    Für diese Taschenbuchausgabe überprüften wir die Faktenlage nach zwei Jahren nochmals und aktualisierten den Text, wo nötig. Wichtige qualitative Veränderungen oder aktuell abweichende Trends wurden dabei berücksichtigt. Neuere Zahlen, die lediglich die von uns beschriebenen Trends fortschreiben, haben wir jedoch nicht eingesetzt (so stieg beispielsweise die Zahl der großen Naturreservate mittlerweile auf weltweit über 12400, (siehe Kapitel »Naturschutz«).
    Zentrales Anliegen dieses Buches ist es, die Skepsis gegenüber gut gemeinten, aber schlecht belegten Behauptungen zu fördern. Davon gibt es in der Ökodiskussion allzu viele. Nehmen wir beispielshalber eine Sendung aus dem ARD-Umweltmagazin »Globus« vom Dezember 1997. In einem Beitrag zum Thema Klimakatastrophe heißt es dort, der Südpol schmilzt, und die Pinguine werden immer seltener. Traurig watscheln putzige Adeliepinguine durchs Bild. Zufällig liegt die Ausgabe der Zeitschrift »Geo« vom gleichen Monat auf dem Fernsehtisch, darin ein großer Report über die Antarktis. Nach kurzem Blättern reiben wir uns verwundert: die Augen. »Geo« schreibt: »Weil Pinguine in der Antarktis nach der Dezimierung der Wale ein Riesen-Nahrungsangebot an Krill vorfinden, ist ihre Zahl auf über 100 Millionen angewachsen.«
    Neugierig geworden, recherchieren wir nach und wundern uns weiter. Von den scheinbaren Selbstverständlichkeiten, die in »Globus« so plausibel über den Bildschirm flimmerten, bleibt nach Befragen von Fachleuten nicht mehr viel übrig. Erstens: Die Bestandszahlen der Pinguinarten in der Antarktis nehmen derzeit zu. (Andere Arten, die weiter nördlich siedeln, nehmen infolge der Meeresüberfischung, aber nicht wegen des Klimas, ab.) Zweitens: Sollte sich die Erde tatsächlich weiter erwärmen, werden die Eismassen der Antarktis fürs erste nicht abschmelzen, sondern - ganz im Gegenteil - wachsen. Wärmere Temperaturen bringen vermehrten Niederschlag und damit mehr Schnee und Eis am Südpol.
    Erst wächst die Neugier, dann das Mißtrauen. Könnte es sein, daß auch andere Dinge nicht stimmen? Wir sind Journalisten, stochern also zwangsläufig mit dem Durchschnittsverstand in der Flut der Behauptungen. »Journalisten sind von Natur aus Generalisten, Fachleute fürs Allgemeine; ihr Arbeitsinstrument ist eine versatile Intelligenz, mit der sie sich in neuen und fremden Zusammenhängen relativ rasch zurechtfinden; ihre Methode ist die Ad-hoc-Plausibilitätsprüfung. Dazu gehören freilich ein wenig Lebenserfahrung und Allgemeinbildung sowie die Kenntnis der vier Grundrechenarten«, schreibt der Publizist Burkhard Müller-Ullrich. Genauso haben wir es versucht.
    Hier zeigt sich ein kleiner Widerspruch, dort kommt leiser Zweifel auf. Dann kratzt man skeptisch - aber immer noch gutwillig - leicht an der grünen Tapete. Doch unversehens fällt einem mitunter die ganze Wand entgegen. Darunter kommt ein Konglomerat aus widersprüchlichen oder fragwürdigen Zahlen, aus Behauptungen, Annahmen und Schätzungen, aus fehlenden Messungen und unbekannten Zusammenhängen zum Vorschein. Es stellt
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