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0608 - Wo die Leichenfresser hausen

0608 - Wo die Leichenfresser hausen

Titel: 0608 - Wo die Leichenfresser hausen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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hier? Als Don Cristofero Fuego del Zamora y Montego Frankreich verließ, da wart Ihr doch noch dort.«
    »Wer sagt das?« fragte deDigue stirnrunzelnd.
    »Wäret Ihr früher abgereist, könntet Ihr nicht wissen, ob auch meine Verlobte und ich an Bord gingen oder nicht.«
    Noch während Zamorra es aussprach, wurde ihm selbst diese Unstimmigkeit bewußt. In dieser Zeit standen selbst einem Mann wie Robert deDigue nur die üblichen Verkehrsmittel zur Verfügung, und Telefon oder Telegraf gab’s damals noch längst nicht.
    Oder sollte er die Hilfe seines Vaters, des Fürsten der Finsternis, in Anspruch genommen haben?
    Aber das war für Zamorra eigentlich undenkbar. Seit seiner Kindheit hatte Robert Tendyke seinen höllischen Vater gehaßt und sich niemals mit ihm einlassen wollen, bis zum heutigen Tag. Und er selbst besaß zwar recht eigenartige Fähigkeiten, aber die Teleportation gehörte nicht dazu.
    Wie also war er so schnell hierher gelangt?
    DeDigue schien Zamorras momentane Unsicherheit deutlich zu spüren. »Es gibt Schiffe, die weit schneller fahren als ein schwerfälliger Frachter. Und vielleicht stimmt ja auch Eure Geschichte gar nicht? Vielleicht seid auch Ihr schon viel früher aus Frankreich abgereist? Vielleicht seid Ihr ja mit diesem Piratenkapitän verbündet.«
    »Ich bin kein Pirat!« fuhr Vargaz auf. »Ich bin ein ehrbarer Handelsschiffer, der…«
    DeDigue runzelte die Stirn.
    »Ach, dieser Pirat lebt ja immer noch«, sagte er eisig. »Nun, das sollten wir ändern. Man suche einen Baum mit kräftigen, starken Ästen und hänge den Kerl daran auf. Diese beiden hingegen«, er wies auf Zamorra und Nicole, »lege man in Fesseln. Mit ihnen habe ich noch etwas anderes vor.«
    Vargaz riß den Säbel wieder hoch.
    »Nein!« schrie Nicole und sprang vor. Sie sah deDigue durchdringend an. »Das, was Ihr tun wollt, wäre bestimmt nicht im Sinne Eurer Mutter!«
    In deDigues Augen blitzte es auf.
    In diesem Moment wußten sie alle, daß Nicole einen Fehler begangen hatte.
    Einen sehr großen Fehler…
    Sie hatte alles nur noch schlimmer gemacht!
    ***
    Derweil fand sich Don Cristofero an einem Ort wieder, der ihm recht eigenartig erschien. Eigenartig war auch, wie er hierher gekommen war.
    Eben noch hatte er im Innern eines Schiffes Seite an Seite mit Kapitän Vargaz gegen Geisterpiraten gekämpft, und jetzt befand er sich allein in einer fremden Umgebung. Riesige Bäume umstanden ihn, wild wucherndes grünes Unterholz und allerlei zwitscherndes, pfeifendes und raschelndes Ungetier umgab ihn.
    Er sah sich verwundert um, während ihm die tropische Hitze den Schweiß aus allen Poren trieb.
    Kurz vor ihm mußten auch noch andere Menschen hiergewesen sein, das erkannte er an einer breiten Bresche aus geknickten Zweigen und niedergetretenen Bodenpflanzen, die in den Dschungel führte.
    Aber wo befanden sie sich jetzt? Und warum hatten sie ihre Packtaschen hiergelassen?
    Zwei große Taschen waren es.
    Cristofero betrachtete sie eingehend.
    Diese Reisetaschen waren nicht in seiner Zeit angefertigt worden, Material und Farbe wie auch die seltsamen Verschlüsse deuteten darauf hin.
    Er atmete schneller.
    Er wußte, woher diese Taschen stammten: aus der Zukunft!
    Aus den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts!
    Don Cristofero hatte selbst mehr als zwei Jahre in jener Epoche zugebracht, zusammen mit seinem zauberkundigen Faktotum, dem schwarzhäutigen Gnom, den er nun in Frankreich hatte zurücklassen müssen.
    »Zauberkundig, hm… Nun ja, wir wollen es ja nicht gleich übertreiben«, murmelte Cristofero in seinen wilden, roten Filzbart, der fast sein gesamtes Gesicht überdeckte. Der Bart ließ ihn eher wie einen Räuberhauptmann aussehen denn wie einen Mann von Adel seiner Zeit.
    Er dachte über den schwarzen Gnom nach und auch darüber, daß nahezu jedes magische Experiment, das der Gnom versuchte, auf die eine oder andere Weise schiefging. Die Resultate waren im günstigsten Fall bemerkenswert, manchmal sogar katastrophal. So wie damals die Zeitreise in die Zukunft…
    Aber wo befand sich Cristofero jetzt?
    Zwei Möglichkeiten gab es seiner Ansicht nach.
    Die eine bestand darin, daß er mittels Magie nicht nur aus dem Schiff der Geisterpiraten hinaus an Land versetzt worden war, sondern zugleich auch in die Zukunft. Dieser Verdacht war nicht völlig von der Hand zu weisen.
    Vielleicht bestand noch eine Art magischer Verbindung zwischen ihm und dieser Epoche. Die damalige Heimkehr in seine Gegenwart war immerhin nicht ohne
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