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0608 - Wo die Leichenfresser hausen

0608 - Wo die Leichenfresser hausen

Titel: 0608 - Wo die Leichenfresser hausen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Kapitän Vargaz hatten dann das Ruder des Piratenschiffes beschädigt und blockiert, so daß es mit seiner gespenstisch hohen Fahrt auf den Strand von Espanola lief.
    Während die Piraten selbst Höllengeister waren, bestand ihr Schiff aus massivem, echten Holz, und als es zerschellte, war durch einen Funken die Pulverkammer in die Luft gejagt worden - Resultat war der jetzt niederbrennende Trümmerhaufen am steinigen Strand. Die Geisterpiraten wie auch der Zauberer waren in dieser Explosion und den Flammen umgekommen.
    Vargaz indessen hatte sich bereits vorher am Strand wiedergefunden. Aber er wußte auf Tod und Teufel nicht, wie er aus dem Piratenschiff gekommen war, ehe es zerschellte und in einer gewaltigen Feuerlohe auseinanderflog. Von Don Cristofero war auch nichts zu sehen. Vargaz war indessen sicher, daß sich der Grande zuvor mit ihm auf dem Schiff befunden hatte. Aber wo er sich nun befand, das vermochte niemand zu sagen.
    Zamorra, Nicole und der namenlose Gnom, den sie eigentlich wieder mit seinem Herrn Cristofero zusammenbringen wollten, rätselten auch an einem anderen Problem herum. Auch sie befanden sich nicht an dem Ort, wo sie nach der erneuten Zeitreise eigentlich hätten auftauchen sollen. Nicht im Waldstück nahe der kleinen Lichtung, auf der sie in ihrer Gegenwart mit dem Hubschrauber gelandet waren, sondern hier am Strand - dabei versetzten Merlins Ringe doch nur in der Zeit, nicht aber im Raum!
    Irgend etwas mußte ihre Zeitreise entsprechend beeinflußt haben.
    Die Packtaschen trugen sie auch nicht mehr bei sich. In denen hatte sich ihre Verkleidung für das Jahr 1675 befunden.
    Sie hatten die Kleidung erst nach dem Dschungelmarsch in der Nähe von Port-au-Prince anlegen wollen, weil die altmodische Tracht für einen solchen Marsch recht ungeeignet war.
    Nun aber standen sie hier praktisch mit leeren Händen und sahen in ihrer modernen Kleidung doch äußerst fremdartig aus.
    Kein Wunder, daß die Soldaten sie bedrohten.
    Das mochte aber auch mit deDigue zu tun haben. Er trug zivile Kleidung, trotzdem führte er offenbar das Kommando über die kleine Schar.
    Er trat jetzt langsam näher. Sein Blick traf den Gnom in seiner schreiend bunten Kleidung.
    »Potzblitz, wen haben wir denn hier? Der dürfte doch gar nicht hier sein, sondern müßte immer noch in Château Montagne herumgeistern.«
    »Was ist das für ein Tier, mit Verlaub?« fragte einer der Soldaten, ein Korporal.
    »Kein Tier. Ein mißgestaltetes Menschlein, das sich für einen großen Zauberer hält«, erklärte deDigue, der Mann mit den vielen Leben. »Und diese beiden hier - hab’ ich die nicht vor ein paar Wochen noch bei Hofe gesehen?«
    Er musterte Zamorra intensiv.
    »Den Namen!« forderte deDigue schroff.
    Zamorra schüttelte kaum merklich den Kopf. Es war genau das eingetreten, was er um jeden Preis hatte vermeiden wollen - deDigue gegenüberzustehen!
    In der Gegenwart hatte Robert Tendyke nie eine Andeutung fallenlassen, daß er und Zamorra sich in der Vergangenheit schon einmal begegnet waren, also erinnerte er sich wohl nicht daran. Das hieß, daß eine solche Begegnung wohl auch nicht stattgefunden hatte. Und nachträglich auch niemals stattfinden durfte, sollte es nicht zu einem Zeitparadoxon kommen.
    Deshalb hatte Zamorra sein und Nicoles Aussehen ein wenig verändert. Nicht viel, aber ihre Gesichter wirkten ein wenig fülliger, und die Haarfarbe war abgewandelt. Kleinigkeiten nur, aber falls deDigue sich in der Vergangenheit tatsächlich ihr Aussehen merkte, würde er sie später gegebenenfalls nicht wiedererkennen.
    So hatte Zamorra zumindest gehofft.
    Aber schon im Château Montagne hatte ihn ein Sergeant als einen Angehörigen der Montagne-Familie erkannt.
    Möglicherweise hatte der Soldat ihnen nur deshalb geholfen, einer Verhaftung zu entgehen.
    Und jetzt glaubte auch deDigue, sich an sie zu erinnern…
    Dabei hatte er sie beide damals am Hof des Sonnenkönigs nur ganz kurz gesehen, eher zufällig, und sie hatten beide dafür gesorgt, daß er ihre Gesichter nicht eindeutig erkennen konnte. [1]
    »Ich bin Júan Zamora y Montego«, sagte der Dämonenjäger jetzt. Unter diesem Namen hatte Don Cristofero ihn seinerzeit auch vorgestellt. »Ich darf Euch meine Verlobte vorstellen, Mademoiselle Nicoletta Duvalier…«
    DeDigue grinste wenig vornehm. »Ich möchte fast sagen, es war mir eine Ehre, doch wundert’s mich entschieden, daß Ihr beide recht eigenartig, um nicht zu sagen mangelhaft, bekleidet seid.«
    Das
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