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Zeugin am Abgrund

Zeugin am Abgrund

Titel: Zeugin am Abgrund
Autoren: Ginna Gray
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hatte sie sich mit Giovessi zerstritten. Vielleicht hatte sie was mit Frank und will sich rächen. Welchen Unterschied macht das schon? Wichtig ist nur, dass wir eine Zeugin haben.”
    Todd pfiff leise durch die Zähne. “Das ist großartig. Dave hat wohl Recht, jetzt haben wir den Bastard.”
    “Keiner von euch sagt ein Wort”, ermahnte Harvey die Runde. “Ich möchte nicht, dass diesmal auch nur ein Ton nach außen dringt. Niemand außer uns sechs wird etwas davon erfahren, solange wir unsere Zeugin nicht an einem sicheren Ort untergebracht haben. Und damit meine ich auch ‚niemand‘.”
    Er sah seine Leute der Reihe nach an. “Rawlins, Sie, Todd, Roy und Dave begeben sich zum Polizeirevier und überprüfen die Geschichte dieser Frau. Wenn die Cops alles richtig aufgenommen haben, übernehmen wir den Fall. Todd, Sie und Roy holen sich dann Verstärkung und nehmen Giovessi fest. Charley hat bereits Sweeney losgeschickt, damit der einen Durchsuchungsbefehl besorgt. Wir observieren das Lagerhaus, und jeder, der da auftaucht, wird sofort festgenommen. Wenn wir Glück haben, taucht der gute alte Carlo persönlich dort auf. Ich schätze, er ist noch immer verdammt sauer, dass Frank ihn betrogen hat. Wahrscheinlich will er sich selbst davon überzeugen, dass der Stoff da ist.”
    Harvey blickte zu Sam. “Rawlins, Ihnen gebe ich den Auftrag, auf die Zeugin aufzupassen. Dave wird Sie unterstützen. Wenn Sie überzeugt sind, dass die Frau uns kein Märchen auftischt, bringen Sie sie schnellstmöglich aus der Stadt. Bringen Sie sie irgendwohin, wo sie sicher ist, und dann passen Sie auf sie auf, bis das Verfahren beginnt.”
    “Lassen Sie das jemand anders machen. Ich habe Wichtigeres zu tun, als Babysitter für eines von Carlos Betthäschen zu spielen.”
    Harveys Hals lief puterrot an. Er beugte sich vor und zeigte mit einem vom Nikotin verfärbten Zeigefinger auf Sam. “Hören Sie zu, Rawlins. Die Aussage dieser Frau kann Carlo für eine ganze Weile hinter Gitter bringen. Ob es Ihnen gefällt oder nicht, Sie werden darauf achten, dass sie lebt, um ihre Aussage zu machen, ganz gleich, wie lange es auch dauern mag. Haben Sie das verstanden?”
    “Ich arbeite bereits an einem Fall, wie Sie wissen dürften. Ich stehe kurz vor der Aufklärung.”
    In diesem Moment war die Atmosphäre im Büro auf das Äußerste angespannt. Die drei Agenten versteiften sich und räusperten sich. Charley Potter presste die Kiefer aufeinander und blickte zu Boden.
    Sams Auftrag war von der Art, die jeder Gesetzeshüter verabscheute -- er musste seine Kollegen ausspionieren. Seit Jahren versuchte die Abteilung, eine Anklage gegen Carlo Giovessi aufzubauen, aber jedes Mal, wenn sie glaubten, ihn endlich zu haben, ging irgendetwas schief. Ein wichtiges Beweismittel verschwand, Zeugen kamen ums Leben, auf mysteriöse Weise fanden sich winzige Unregelmäßigkeiten, die es Carlos schmierigem Anwalt ermöglichten, die Anklage zu Fall zu bringen. Das Ganze sah schon bald danach aus, dass ein Insider Informationen weitergab.
    Beim FBI hasste man nichts mehr als einen Agenten, der die Seiten gewechselt hatte -- ausgenommen den Mann, der versuchte, ihn ausfindig zu machen.
    Für Gesetzeshüter war Teamwork ein entscheidender Faktor. Niemand wollte glauben, dass der Partner oder Freund schmutzige Geschäfte trieb, und sobald jemand anfing, Fragen zu stellen, wurde gemauert. Sam hatte versucht, diskret vorzugehen, aber es hatte sich herumgesprochen. Bis auf wenige Ausnahmen wie Todd und Charley wurde er im Büro in Denver seit einiger Zeit von seinen Kollegen sehr kühl behandelt.
    Sam vermutete, dass dies mit ein Grund war, warum Harvey ihn mit der Untersuchung beauftragt hatte, anstatt den Dienstweg zu gehen und sich an das OPR zu wenden, das Office of Professional Responsibility, also die Abteilung für innere Angelegenheiten des FBI. Das OPR setzte sich aus hochrangigen erfahrenen Ermittlern zusammen.
    Harvey behauptete, er betrachte es als einen persönlichen Affront, dass ein Agent aus seiner Abteilung sich hatte kaufen lassen. Er wollte die Angelegenheit intern klären, und zwar auf der Stelle.
    Seine Entscheidung rechtfertigte er damit, dass es keinen handfesten Beweis für die Existenz eines Maulwurfs gab -- nur Verdächtigungen und eine Reihe von Zufällen. Und das, obwohl das FBI grundsätzlich nicht an Zufälle glaubte.
    Sam hatte den Verdacht, dass der SAC eigentlich nur jeden Agenten im Büro in Denver gegen ihn aufhetzen und ihm das
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