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Die Teythion Chroniken: Vorboten (German Edition)

Die Teythion Chroniken: Vorboten (German Edition)

Titel: Die Teythion Chroniken: Vorboten (German Edition)
Autoren: Constanze Schwarz
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1
    Fargo schreckte im Pilotensitz der Whitehound auf und schnaufte. Seine Haut war verschwitzt und dennoch fröstelte er; sein Blick zuckte orientierungslos über die holografischen Eingabefelder der Steuerkontrollen vor ihm. Es vergingen einige Sekunden, bis Fargo erkannte, dass er eingenickt war und wieder geträumt hatte.
    Er brummte mürrisch und beugte sich schwunglos nach vorn, stützte sich mit der rechten Hand auf seinem Oberschenkel ab und fuhr mit der anderen durch sein kurzes schwarzes Haar. Dann ließ er die linke Hand auf die Armlehne fallen und starrte nichtsdenkend vor sich hin. Sein Herz raste beinahe so schnell wie die zyklischen Vibrationen des Hyperantriebs. Das sachte Trommeln der Triebwerke erinnerte ihn daran, dass er noch immer im Cockpit seines alternden iskullanischen W-22 Bassaka Raumfrachters saß und nicht im Kinderzimmer seines Hauses über ihre Leiche gebeugt kniete, wie ihm der Traum suggeriert hatte.
    »Verdammt«, murmelte Fargo und schloss die Augen. Jedes Mal, wenn er zu schlafen versuchte, sah er ihre Gesichter vor sich und durchlebte immer und immer wieder denselben Albtraum. Im Laufe der Jahre hatte er jedoch eine Möglichkeit gefunden, ihm wenigstens für ein paar Stunden zu entkommen. Etwas, das ihn ohne Träume schlafen ließ.
    Allmählich spürte er es wieder – wie ein Kitzeln, das in seinem Hinterkopf aufstieg – und schaute auf seine Hände. Die Fingerspitzen zitterten und kribbelten unangenehm, und mit stechender Sehnsucht drängten ihn die Nerven in seinem linken Handgelenk, sich einen Schuss Dusk zu gönnen. Nicht solange Dozer an Bord ist! , ermahnte er sich. Fargo misstraute dem Rel-tak und wollte bei klarem Verstand bleiben, solange sich dieser knapp drei Meter große Koloss aufseinem Schiff befand. In den Grenzlanden – wie man die neutralen Raumsektoren nannte, die zwischen dem Territorium der Allianz von Araj und dem der tassyanischen Republik lagen – kursierten viele Gerüchte über den Rel-tak Vak-Doz-zar. Unter anderem soll er schon so manchen Menschen einfach aus einer Laune heraus umgebracht haben. Und da Fargo in einer Bar auf der grenzländischen Raumstation Rift bereits miterleben durfte, dass der vierbeinige Koloss nicht gerade zimperlich mit Leuten umsprang, die ihn in irgendeiner Weise verärgert hatten, konnte er sich nur allzu gut ausmalen, was der Rel-tak vielleicht mit ihm anstellte, wenn er nicht vorsichtig wäre. Die Tatsache, dass sowohl Fargo als auch Dozer für den Tzon-Clan arbeiteten – einem der vielen von den insektenähnlichen Tiibalt geführten Syndikate in den Grenzlanden –, machte den Rel-tak nicht minder gefährlich.
    Mit etwas Glück sehe ich dieses Viech erst nach dem Andocken wieder , dachte Fargo. Diese Hoffnung verflog jedoch, als er aus dem hinteren Teil des Schiffs schwere Schritte hörte, die unbeirrt auf das Cockpit zutrampelten. Soviel dazu . Fargo seufzte und blickte zu dem mageren, seit Tagen unrasierten Gesicht auf, das sich im Licht der holografischen Steuerkontrollen im Sichtfenster vor ihm spiegelte. Unter seinen kobaltblauen Augen lagen dunkle Schatten und erweckten den Anschein von chronischem Schlafentzug; seine blasse Haut verstärkte diese Wirkung noch.
    Das Poltern der Schritte ging mit dem Klirren von Ketten einher, mit denen die Rel-tak ihre spärliche lederne Kleidung gerne schmückten. An ein Heranschleichen an irgendjemanden war damit nicht zu denken. Andererseits konnte Fargo sich ohnehin keinen schleichenden Drei-Meter-Koloss vorstellen. In der Reflexion im Sichtfenster konnte der Delaarianer erkennen, wie Dozer seinen massigen Körper durch das für Rel-tak-Verhältnisse winzige Schott des Cockpits zwängte und sich anschließend geduckt voranschob. Hätte sich der brachiale Riese nicht die drei ausladenden Hörner abgefeilt, die das gewaltige Nackenschild eines jeden männlichen Rel-takszierten, wäre er vermutlich kaum in der Lage, seinen Kopf in dem engen Cockpit zu drehen.
    »Versuch nichts kaputt zu machen«, sagte Fargo beiläufig, während er sich im Pilotensitz zurücklehnte. Aus den Augenwinkeln nahm er dabei wahr, wie die fünf Tentakel, die den Oberkiefer des Kolosses überlappten, mit den Spitzen zu zucken begannen.
    Der Rel-tak schnaubte genervt und verzog seine dunkelbraunen Knopfaugen zu schrägstehenden Schlitzen. Dann schlug er gegen die Lehne des Pilotensitzes und drehte diesen so, dass Fargo ihm nun in das große, grimmig blickende Gesicht sah. Der Delaarianer konnte jede Pore,
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