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Zersplittertes Herz

Zersplittertes Herz

Titel: Zersplittertes Herz
Autoren: Lexi Ryan
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weiten sich aus, bis sie jede Ecke meines Geistes ausfüllen.
    Während ich weg war, konnte ich sein, wer immer ich sein wollte. Doch jedes Mal, wenn ich mich in New Hope umdrehe, scheint mir jemand einen Stempel aufzudrücken. Als ich jung war, war ich einfach
eines der Thompson Mädchen
. Inzwischen sind die Namen nicht mehr so harmlos.
    Schwarzes Schaf. Studienabbrecherin. Schlampe
.
    Ich lasse den Frotteebademantel von meinen Schultern fallen und tauche völlig nackt ins Wasser ein. Die meisten Pools in Indiana wären vor Juni unerträglich kalt, doch da das Wasser aus dem Pool ins Jacuzzi zirkuliert, ist die Temperatur von Frühling bis Herbst hindurch angenehm. Ich wäre hier, selbst wenn es kalt wäre. Bewegung ist das Einzige, das meinen Geist beruhigt. Heute Nacht schwimme ich, um meinen Dämonen zu entkommen.
    Bis zum letzten Jahr war das Leben in einer Kleinstadt das Einzige, das ich kannte, ich sollte es also gewohnt sein. Allerdings kann man hunderte Male aufgeschnitten werden, und das Gefühl der Klinge schmerzt immer noch. Was ich hingegen nicht erwartet hätte, ist, dass Will derjenige sein würde, der das Messer führt.
    Liebt er sie? Würde er meine Schwester heiraten, um es mir heimzuzahlen? Hat er Krystal die Wahrheit über unsere abgesagte Trauung erzählt?
    Ich drehe mich um, gleite durch das Wasser und stelle mir die Frage, die ich seit Wochen vermieden habe.
Kann ich hier leben und Will und Krystal dabei zusehen, wie sie sich ein Leben aufbauen?
    Ich zähle fünfundzwanzig Runden. Der Rhythmus meines Atmens beruhigt mich. Das Wasser, das über meine Haut rauscht, ist Balsam auf meine Wunden. Schließlich lege ich meine Unterarme auf den Rand des Swimmingpools und schnappe nach Luft. Konzentriere mich auf meine Atmung und das Wasser, das von meinem Gesicht tropft.
    »Trainierst du für die Olympischen Spiele?«
    Vor Überraschung ruckt meine Kopf nach oben. Im sanften Schein des Mondes kann ich die Gestalt des Bad Boys vom Empfang ausmachen. In Badehosen und mit einem Handtuch um den Hals gelegt, steht er ein paar Meter von mir entfernt. Ich hatte recht mit den Tattoos. Er hat eine Art Strahlenkranz auf seiner linken Brust, und ein weiterer umringt seinen imposanten Bizeps.
    »Schleichst du dich an viele Mädchen so heran?«
    »Nur an die Besonderen.« Er lässt das Handtuch auf einen Stuhl fallen und taucht ins Wasser ein.
    Als er wieder auftaucht, beschleunigt sich mein Herzschlag. Er ist mir nahe. Ich könnte ihn beinahe berühren, wenn ich die Hand ausstrecken würde. Doch während ich meinen Blick über seine breite Brust und seine gemeißelten Schultern wandern lasse, weiche ich zurück. »Was machst du hier?«
    Er zieht eine Augenbraue hoch. »Ich wohne hier.«
    Ich schnaube. »Nein, tust du nicht.«
    Sein Ausdruck bleibt stoisch.
    »Scheiße. Wirklich? Du bist Reicher Kerl?«
    »Reicher wer?« Er sieht verwirrt aus. Und genervt.
    Ein Kichern blubbert in meiner Brust hoch und entschlüpft meinen Lippen. Ich habe mir den Besitzer dieses Anwesens immer als einen weißhaarigen alten Mann mit einem Stock und einem Monokel vorgestellt. Mit Asher lag ich so weit daneben, dass ich nichts für mein Lachen kann. »Scheiße, es tut mir leid. Ich bin einfach …« Ich lache weiter, und es fühlt sich so verdammt gut an. Meine Muskeln sind müde vom Schwimmen, meine Gedanken sind ruhig, und zu lachen fühlt sich wie eine dekadente Belohnung an, die mir lange verweigert wurde.
    »Du bist schon lange nicht mehr zum Schwimmen gekommen«, sagt er leise.
    Das stoppt mein Gelächter abrupt. »Du siehst mir dabei zu?« Bei dem Gedanken will ich mich missbraucht fühlen. Aber das Bild davon, wie dieser Mann mir dabei zusieht, wie ich nackt in seinem Pool schwimme, lässt starkes Verlangen durch meine Adern schießen.
    Asher schüttelt den Kopf und mustert mich. »Meine Hausmeister haben mir erzählt, dass sich ein junges Mädchen ungefähr einmal pro Woche hier eingeschlichen hat. Ich nehme an, das warst du?«
    »Ja«, sage ich leise.
    »Warum hast du damit aufgehört?«
    »Ich habe die Stadt für eine Weile verlassen.«
    »Um nach etwas zu suchen?«
    Ich schüttle den Kopf. »Um wegzugelaufen.«
    Er nickt, als wäre meine Antwort völlig vernünftig, und ich habe das Gefühl, als würde er sie nicht nur akzeptieren, sondern auch
verstehen
. Sein Blick bleibt auf meinem Mund hängen. Fällt dann auf das Wasser und meine nackten Brüste, bevor sein Atem stockt und ich diesen Rausch fühle, der davon kommt,
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