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Zersplittertes Herz

Zersplittertes Herz

Titel: Zersplittertes Herz
Autoren: Lexi Ryan
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Kirche, während die Gäste zu den Ausgängen laufen und sich auf dem Weg nach draußen schubsen und stoßen.
    Der Priester sieht völlig verloren aus, und ich nagle ihn mit meinem Blick fest.
Mach etwas, verdammt!
    Und das tut er.
    Er würgt direkt in sein Mikrofon.
    Chaos bricht aus.
    Noch mehr Würgen. Gedrängel. Geschubse.
    Niemand kümmert noch die Hochzeit. Niemand interessiert sich für Schwüre oder Fünftausend-Dollar-Kleider. Nicht inmitten dieser stinkenden Sauerei.
    Das Gesicht meiner kleinen Schwester ist weiß vor Panik. Das Chaos wird größer, und sie öffnet ängstlich ihren Mund.
    Ich biete ihr meine Hand an. »Komm mit.«
    Sie starrt mich an, öffnet ihren Mund weiter und übergibt sich über ihr Kleid; ihr Gesicht vor Entsetzen verzogen.
    Armes Ding.
    Ich schnappe mir ihre Hand und dränge sie zum Ausgang. »Abby!« Da sie sich nicht bewegt, schnappe ich mir die schlacksige Gestalt und eile mit ihr aus der Kirche.
    Wir schaffen es durch die Tür und auf den Gehsteig, wo Krystal in Wills Armen weint.
    Hilflos streichelt er ihr Haar und flüstert etwas in ihr Ohr.
    Als er seinen Kopf hebt, umrahmt das Licht der Abendsonne sein zerzaustes Haar, und unsere Blicke treffen sich. Es fühlt sich an, als läge ein ganzes Leben zwischen uns. Es ist ein Leben her, seit meine Lügen uns beide getäuscht haben. Ein Leben, seit ich geglaubt habe, dass ein Mädchen wie ich glücklich bis ans Ende ihrer Tage leben kann.

    Kerzenlicht beleuchtet das Festzelt, die sanfte Maibriese schwebt vom Fluss hoch und lässt die Windspiele erklingen. Krystals und Wills Empfang wurde auf der weitläufigen grünen Gartenfläche meiner Mutter aufgebaut. Genauso, wie meiner es letztes Jahr hätte sein sollen.
    Genauso, wie
unser
es hätte sein sollen.
    Bei diesen Worten kann ich nicht verweilen, aber ihnen aus dem Weg zu gehen lässt meine Gedanken nur von einem Ort zum nächsten springen, wie einen panischen Hasen in einer Wolfshöhle.
    Eine Reihe von Formschnitthecken säumt den Pfad, der den Hügel nach unten und zum Fluss führt. Ich folge ihm, um das rauschende Wasser zu sehen und der Musik, dem Gelächter und der Freude zu entkommen. Ich schlüpfe aus dem Zelt und kann Wills Blick auf mir spüren, ich gehe jedoch nicht zu ihm.
    Krystal hat mich angefleht, für die Hochzeit nach Hause zu kommen und ihre Brautjungfer zu sein, um allen zu zeigen, dass die Dinge zwischen uns okay sind. Um allen zu zeigen, dass es okay für mich ist, wenn sie meinen Ex heiratet. Ich habe meine eigenen Gründe, wegen denen ich zugestimmt habe. Mit Will kann ich dennoch nicht reden.
    Noch nicht. Nicht hier.
    Ich kann nicht aufhören, daran zu denken, was in der Kapelle passiert ist. Meine Mutter und der Hochzeitsplaner hatten umständlich die Gäste eingesammelt und sie zum Empfang geführt, wo das Dinner serviert wurde. Das Tanzen ist mittlerweile voll im Gange. Aber was ist mit der Zeremonie? Bedeutet das, Krystal und Will sind nicht verheiratet? Sie haben ihre Schwüre nie abgelegt. Haben sie sich eine dunkle Ecke gesucht, um dort die Dokumente zu unterschreiben?
    Natürlich kann ich nicht fragen. Jeder wird davon ausgehen, ich frage nur, weil ich Will für mich selbst haben möchte. Sie werden denken, ich frage nur, weil ich nicht über ihn hinweg bin.
    Ich habe die halbe Strecke hinter mich gebracht, als ich einen Mann entdecke, der ein paar Meter vom Kai meiner Mutter entfernt steht. Seine schwarzen Anzughosen und das Hemd lenken meine Aufmerksamkeit auf die breite Fläche seiner Schultern, die zu seinen Hüften immer schmaler wird.
    Ich kenne ihn nicht, aber ich erkenne eine verwandte Seele in ihm. Er sieht verletzt und mit seinen Gedanken weit weg aus. Die Hände hat er in seinen Taschen vergraben, und sein Blick liegt fest auf dem Wasser.
    Ein gebrochenes Herz, das Krystal zurückließ, als sie sich Wills Ring an den Finger gesteckt hat?
    Ich zögere eine Minute. Ich habe hier unten nach Einsamkeit gesucht, doch nun werde ich von diesem Mann angezogen, der so verloren und alleine aussieht, wie ich mich fühle. Ich springe vom gepflasterten Weg, und meine Absätze versinken in der weichen Erde, während ich mich ihm nähere.
    »Sie sehen ein wenig verloren aus«, sage ich. Als er sich umdreht, erkenne ich Müdigkeit in seinen Augen und bleibe mitten im nächsten Schritt stehen. »Ich glaube nicht, dass wir uns kennen. Ich bin Maggie Thompson, Schwester der Braut.«
    »Ich bin Asher.«
    Asher. Asher
. Ich durchsuche meine Erinnerungen nach
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