Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bova, Ben - Asteroiden-Trilogie 3

Bova, Ben - Asteroiden-Trilogie 3

Titel: Bova, Ben - Asteroiden-Trilogie 3
Autoren: Asteroidenfeuer
Vom Netzwerk:
Asteroid 67-046
    »Ich war ein Soldat«, sagte er. »Nun bin ich ein Priester. Du kannst mich Dorn nennen.«
    Elverda Apacheta vermochte den Blick nicht von ihm zu wenden. Sie hatte zuvor schon Cyborgs gesehen, gewiss – doch diese … Person schien indes mehr Maschine als Mensch zu sein. Sie verspürte einen Anflug von Verachtung. Wie konnte ein menschliches Wesen nur zulassen, dass sein Körper derart verunstaltet wurde?
    Er war auch nicht sehr groß; Elverda überragte ihn um ein paar Zentimeter. Er hatte aber breite Schultern und einen dicken, stämmigen Körper.
    Die linke Gesichtshälfte bestand aus graviertem Metall, genauso wie die gesamte Oberseite des Kopfes: Es sah aus, als trage er eine Badekappe in Form eines hauchdünnen, flexiblen Stahlstichs.
    Dorns linke Hand war eine Prothese. Er hatte auch nicht versucht, das zu kaschieren. Wie viel von ihm war unterm groben Stoff des schäbigen Gewands und der fadenscheinigen Hose wohl noch mechanische und elektrische Maschinerie? In krassem Gegensatz zur zerlumpten Kleidung standen indes die auf Hochglanz polierten Schaftstiefel.
    »Ein Priester?«, fragte Martin Humphries. »Von welcher Kirche? Von welchem Orden?«
    Die Hälfte von Dorns Lippen, die noch beweglich war, kräuselte sich leicht. Elverda vermochte nicht zu sagen, ob es sich nun um ein freundliches oder spöttisches Lächeln handelte.
    »Ich werde Sie in Ihre Unterkünfe führen«, sagte Dorn. Seine Stimme war ein leises Grollen, als ob es aus dem Leib eines großen Tiers käme. Sie hallte schwach von den grob behauenen Felswänden wider.
    Humphries wirkte im ersten Moment überrascht. Er war es nämlich nicht gewohnt, dass seine Fragen ignoriert wurden. Elverda musterte sein Gesicht. Humphries sah so gut aus, wie Regenerationstherapien und kosmetische Nanomaschinen es eben zu bewerkstelligen vermochten: Er hatte fein ziselierte Gesichtszüge, eine straffe Haltung, schlanke Gliedmaßen, einen athletisch flachen Bauch. Doch seine kalten, grauen Augen waren hart und gnadenlos. Und Elverda glaubte auch einen schwachen Verwesungsgeruch bei ihm wahrzunehmen. Als ob er innerlich schon tot wäre und die Fäulnis bereits eingesetzt hätte.
    Die Spannung zwischen den beiden Männern schien Elverda die Energie aus dem alten Körper zu saugen. »Es war eine lange Reise«, sagte sie. »Ich bin wirklich müde. Ich würde mich über eine heiße Dusche und ausgiebigen Schlaff freuen.«
    »Noch bevor Sie es gesehen haben?«, fragte Humphries unwirsch.
    »Wir haben über eine Woche gebraucht, um hierher zu gelangen. Da kommt es auf ein paar Stunden mehr oder weniger auch nicht mehr an.«
    Sie wunderte sich selbst über ihre Worte. Früher hätte sie vor Aufregung kaum an sich zu halten vermocht. Bist du mit den Jahren etwa ruhiger geworden? Nein, wurde sie sich bewusst. Nur schwächer.
    »Für mich aber schon!.«, sagte Humphries. »Bringen Sie mich hin«, wandte er sich an Dorn. »Ich habe lang genug gewartet. Ich will es jetzt sehen.«
    Doms Augen – das eine so braun wie Elverdas Augen, das andere eine rot glühende Linse – musterten Humphries für eine Weile.
    »Nun?’«, fragte Humphries nachdrücklich.
    »Es tut mir Leid, Sir, aber die Kammer ist für die nächsten zwölf Stunden gesperrt. Es ist unmöglich …«
    »Gesperrt? Von wem? Auf wessen Befehl?«
    »Die Kammer hat eine Zeitsteuerung. Die Schöpfer des Artefakts haben auch die Steuerung installiert.«
    »Davon hat mich niemand unterrichtet«, sagte Humphries.
    »Zu Ihren Unterkünften geht es den Gang entlang«, erwiderte Dorn.
    Er drehte sich beinah wie ein massiver Metallblock; Schultern und Hüften schienen starr miteinander verbunden, und der Kopf saß wie arretiert auf den breiten Schultern. Dann marschierte er den zentralen Korridor entlang. Elverda ging neben seiner metallischen Hälfte; sie ärgerte sich noch immer über seine Selbstentweihung. Und doch sagte sie sich wider Willen, was für eine Herausforderung es wäre, ihn zu modellieren. Wenn ich jünger wäre, sagte sie sich. Wenn ich dem Tod nicht schon so nah wäre.
    Mensch und Maschine in einer exotischen, kraftvollen Gestalt vereint.
    Humphries schritt an Doms anderer Seite einher; sein Gesicht war vor kaum unterdrücktem Zorn gerötet.

    Sie gingen schweigend den Gang entlang, wobei Humphries’ bleibeschwerte Schuhe auf dem unebenen Felsboden klackten.. Doms Stiefel verursachten kaum ein Geräusch. Selbst wenn er zur Hälfte eine Maschine ist, sagte Elverda, bewegt er sich wie ein
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher