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Zara von Asphodel - Rebellin und Magierin: Roman (German Edition)

Zara von Asphodel - Rebellin und Magierin: Roman (German Edition)

Titel: Zara von Asphodel - Rebellin und Magierin: Roman (German Edition)
Autoren: Ellen Renner
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der Kerzenmacher-Gilde ist.
    Vier Hände sind nach oben gestreckt.
    »Was ist mit den anderen?«, fragt Floster barsch. »Wer stimmt noch für ihren Tod?«
    »Ich stimme dafür, sie am Leben zu lassen«, sagt Otter bedächtig. »Ich brauche Zara, um gegen die Magier zu kämpfen. Diese Frau stellt keine Bedrohung mehr dar. Außerdem gibt es schon genug Kinder in dieser Welt, die Benedict zu Waisen gemacht hat. Ich habe nicht die geringste Lust, ihm bei dieser Arbeit auch noch behilflich zu sein.«
    »Zaras Plädoyer ist vollkommen schlüssig gewesen«, meldet sich nun auch Philip zu Wort. »Ich stimme für das Leben der Silberschmiedin.«
    »Ich auch!«, sagt Meisterin Quint mit zitternder Stimme. »Tabitha hat sich vor Kummer und Trauer beinahe selbst umgebracht. Ich weiß, wovon ich spreche, ich habe in den letzten Monaten oft genug an ihrem Krankenlager gesessen und mich um sie gekümmert.«
    »Dann steht es also vier gegen vier.« Floster wirft mir einenwütenden Blick zu. »Wir brauchen einen zusätzlichen Richter. Marcus …«
    »Wird tun, was immer Ihr von ihm erwartet«, unterbreche ich sie. »Nein. Nicht Marcus.«
    »Nun gut«, gibt Floster überraschend bereitwillig klein bei, aber das triumphierende Lächeln, das um ihre Mundwinkel spielt, kann nichts Gutes bedeuten. »Dann schlage ich vor, wir lassen denjenigen entscheiden, der am meisten von dem Verrat der Silberschmiedin betroffen ist.« Sie sieht den Wolfshund an. »Marcus, geh und hole Twiss.«
    Ich springe von meinem Stuhl auf. » Nein! «
    »Warum nicht? Für Twiss ist der Verlust am schmerzlichsten, also soll sie entscheiden.« Floster blickt fragend in die Runde. »Stimmt der Rat zu?«
    Alle am Tisch nicken.
    »Aber Twiss ist …« Ich verstumme. Twiss würde Tabitha sogar mit eigenen Händen töten. Damit ist das Schicksal der Silberschmiedin besiegelt. Twiss hat mehr Erfahrung darin, zu hassen, als zu vergeben. Genau wie ich.
    »Nicht Twiss«, versuche ich es erneut. »Ein anderer Erkenntnissuchender, ein Erwachsener, ja, aber kein Kind.«
    »Twiss ist zwölf. Alt genug, um zu kämpfen und zu sterben. Alt genug, um eine Stimme abzugeben. Ich bin dafür.« Otter sieht mich an, und ich meine, so etwas wie Sorge in seinem Blick zu erkennen. Floster gibt dem Wolfshund ein Zeichen und er verlässt den Raum. Ein Bote, der im Auftrag des Todes unterwegs ist.
    Ich kann nicht sagen, wie lange er braucht, um Twiss zu finden und in den Ratssaal zu bringen. Ich bin zu sehr damit beschäftigt, gegen meine Traurigkeit anzukämpfen. Ichtrauere um Tabitha, um Bruin, um Twiss und, um ehrlich zu sein, auch um mich. Ich hätte nichts lieber getan, als Seite an Seite mit Otter, Philip und Floster zu kämpfen. Wir haben Benedict ins Straucheln gebracht. Es ist uns nicht gelungen, ihn zu vernichten, aber wir haben ihm die erste Niederlage seines Lebens zugefügt.
    Plötzlich ist Twiss da. Marcus muss ihr gesagt haben, warum sie hier ist. Sie steht blass neben dem Wolfshund und sieht älter aus. Fast so alt, wie sie tatsächlich ist. Zwölf. Zu jung, um zu entscheiden, ob jemand lebt oder stirbt.
    »Du bekommst die Möglichkeit, deinen Schmied zu rächen, Twiss«, beginnt Floster und ich öffne protestierend den Mund – sie versucht noch nicht einmal, fair zu sein! Aber Otter fängt meinen Blick auf und schüttelt den Kopf. Resigniert lasse ich mich in den Stuhl zurücksinken. Er hat recht: Es würde zu nichts führen, dennoch empfinde ich in diesem Moment nur Hass für die Herrin der Diebe.
    »Wie lautet deine Entscheidung, Kind?«, fährt Floster fort. »Soll die Verräterin leben oder sterben?«
    Twiss setzt zu einer Antwort an und hält dann verzweifelt inne. Ihr Atem geht stoßweise, ihre Augen sind weit aufgerissen und wirken gehetzt, und plötzlich flackert neue Hoffnung in mir auf. Sie fährt sich mit der Zunge über die Lippen, während sie der Reihe nach in die Gesichter der Ratsmitglieder schaut. Dann verharrt ihr Blick sehr lange auf mir. Ich kann nicht fühlen, was sie denkt. Ich versuche es erst gar nicht. Schließlich wendet sie den Kopf und sieht zum ersten Mal Tabitha an.
    »Es war wegen dem Jungen«, flüstert sie mit tränenerstickter Stimme. »Meine Mutter ist gestorben, als ich dreiwar. Ich … ich kann mich nicht an sie erinnern. Ich wünschte …«
    Twiss starrt die Silberschmiedin anklagend an. Tränen laufen ihr über die Wangen – ihr, die nie weint. »Ich hasse dich! Du hast Bruin verraten … Er hat dich geliebt. Aber ich weiß, dass
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