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Zara von Asphodel - Rebellin und Magierin: Roman (German Edition)

Zara von Asphodel - Rebellin und Magierin: Roman (German Edition)

Titel: Zara von Asphodel - Rebellin und Magierin: Roman (German Edition)
Autoren: Ellen Renner
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Tabithas Stimme klingt heiser, und sie ist vor Erschöpfung so blass, dass sie beinahe durchsichtig wirkt.
    Als sie ihren Sohn an der Hand nimmt, blickt sie auf und sieht mich. Der Anflug eines Lächelns huscht über ihr Gesicht, bevor die alte Traurigkeit es wieder in Besitz nimmt. »Zara!«, ruft sie und winkt mich zu sich. »Wie schön, dass Ihr da seid. Ich wollte mit Euch sprechen, Euch danken – aber jedes Mal, wenn ich Euch sehe, seid Ihr im nächsten Moment schon wieder verschwunden. Was ich Euch sagen wollte … Ihr habt mehr für mich getan, als ich jemals wiedergutmachen könnte, und …« Sie verstummt und zaust ihrem Sohn, der sich an ihre Beine drückt, hilflos durch die Haare.
    Aidan dreht sich zu mir um, wendet sich aber sofort wieder ab. Es kostet mich meinen ganzen Mut, auf die beiden zuzutreten, bis ich so nah bin, dass ich ihn berühren könnte.
    »Ihr schuldet mir gar nichts, Tabitha.« Ich bin mir Aidans Nähe überdeutlich bewusst, halte den Blick jedoch fest auf die Silberschmiedin gerichtet. »Außer, dass Ihr weiterlebt. Das ist es, was Bruin gewollt hätte. Aber wenn ich Euch vielleicht um etwas bitten dürfte? Ich würde gern Bruins Schwert behalten. Es hat seine Aufgabe noch nicht erfüllt.«
    Sie sieht mich einen Augenblick schweigend an, dann atmet sie aus und sagt: »Tragt das Schwert mit meinem Segen, Zara von Asphodel. Und wenn es wirklich das ist, wonach Ihr strebt, so mögen die Götter Euch eine weitere Gelegenheit schenken, es einzusetzen.« Ihr Blick wandert von mir zu Aidan, der immer noch den Kopf von mir abgewendet hält. Ein mitfühlender Ausdruck huscht über ihr Gesicht. Dann tritt sie zur Seite und beugt sich zu Thaddeus hinunter, um mit ihm zu sprechen.
    Ich sage nichts. Ich stehe nur da und warte darauf, dass ermich ansieht. Ich muss sehr lange warten. Als er schließlich den Kopf dreht und mir in die Augen schaut, blickt mir Wut, Abscheu und Verwirrung entgegen. Aber dahinter blitzt auch ein Funke Liebe und Sehnsucht auf.
    Alles, was ich ihm gern sagen möchte, kann er von meinem Gesicht ablesen.
    »Danke, dass du mir das Leben gerettet hast.« Er muss sich die Worte förmlich abringen. »Und dafür, dass du Thaddeus gerettet hast. Aber …« Angespannt mahlt er mit dem Kiefer, und ich spüre, wie seine Wut uns wie ein scharfes Schwert voneinander trennt. »Du bist seine Tochter. Du bist eine von ihnen, verstehst du? Es kann nicht wieder so sein zwischen uns, wie es war. Nicht jetzt. Vielleicht eines Tages.«
    Es ist kein Nein. Ein kleiner, magerer Trost für meinen Kummer. Es wird reichen müssen.
    Als ich mich zum Gehen wende, hält mich die hohe Stimme des Jungen zurück. Er hat sich von seiner Mutter losgemacht, kommt auf mich zugelaufen und blickt fragend zu mir auf. »Bist du die Frau aus der Glashöhle?«
    Tabitha, die ihm gefolgt ist, schlingt beschützend die Arme um ihren Sohn, dessen blasses Gesicht vor Aufregung gerötet ist.
    »Die Frau aus der Glashöhle?« Ich schüttle ratlos den Kopf. »Was meinst du?«
    »Oh.« Er sinkt enttäuscht in sich zusammen. »Dann siehst du bloß so aus wie sie. Ich hab gedacht, dass du’s bist, als du zu uns gekommen bist, um mit uns zu reden. Weißt du noch? Als wir die Große Uhr in dem … in dem bösen Ort repariert haben. Ich hab gedacht, dass du vielleicht auchfreigekommen bist. Und ich wollte dir Danke sagen, dass du auf mich aufgepasst hast. Es war so schrecklich unheimlich dort drin.«
    »Er hört nicht auf, davon zu reden.« Tabitha klingt besorgt. »Thaddeus sagt, dass er sehr lange in einer Art Glasgefängnis eingesperrt gewesen sei und es dort eine Frau gegeben hätte, die sich um ihn gekümmert, ihm zu essen und zu trinken gegeben und ihm Geschichten erzählt hat. Er muss das alles geträumt haben.«
    »Nein, Mutter! Das ist wirklich passiert! Es hat dort fast genauso ausgesehen wie in den Katakomben. Es gab ganz viele Tunnel und es war gleichzeitig dunkel und hell. Und du siehst wirklich wie sie aus.« Er betrachtet mich stirnrunzelnd und seufzt dann traurig. »Schade, dass du’s nicht bist. Sie hat nämlich gesagt, dass sie schrecklich einsam war, bevor ich gekommen bin. Und sie ist immer noch dort. Ganz allein.« Er dreht sich um und vergräbt den Kopf im Rock seiner Mutter.
    Aidan bedeutet mir, ihm zu folgen, und nimmt meinen Arm. Es ist das erste Mal seit dem Abend, an dem ich in den Katakomben in Ohnmacht gefallen bin, dass er mich berührt. Meine Kehle wird trocken, als er mich vor sich her durch
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