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Quade 02 - Goldene Sonne die dich verbrennt

Quade 02 - Goldene Sonne die dich verbrennt

Titel: Quade 02 - Goldene Sonne die dich verbrennt
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Prolog
    Meine liebe Schwester!
    Ich hoffe, Du bist gesund und
munter, wenn Dich dieser Brief erreicht, obwohl kein Grund besteht, daran zu
zweifeln - schließlich warst Du immer kerngesund wie Papas bester Ochse! Und
was die Frage nach Deinem Glücklichsein betrifft, so kommt Deine überschäumende
Freude über die bevorstehende Hochzeit mit diesem jungen Pfarrer in jedem
Deiner Briefe klar zum Ausdruck. Ist Dir eigentlich bewußt, Millicent Quade,
daß alle Deine Briefe im vergangenen Jahr nichts als ein einziges Loblied waren
— auf die Freuden der Liebe im allgemeinen und auf Lucas Bradley im
besonderen? Nicht einmal Lydia unterläßt es je, ihn lobend zu erwähnen, aber
sie macht sich wenigstens die Mühe, mir auch etwas über Papa, die Jungen und
Onkel Devon und Tante Polly zu berichten.
    Betrachte das bitte nicht als
Vorwurf, Liebes, mag sein, daß ich einfach ein bißchen neidisch auf Deine
>Große Leidenschaft< bin. (Obwohl ich gestehen muß, mich schon gefragt zu
haben, wie >groß< die Leidenschaft eines Pfarrers überhaupt sein darf ...?)
Doch diese Frage werde ich Dir nach meiner Rückkehr stellen, und Dein Erröten
wird mir Antwort genug sein. Aber wie auch immer — lauf jetzt bloß nicht zu
Papa, um ihm zu sagen, auch ich sei begierig, einen Ehepartner zu finden, denn
das ist nicht der Fall.
    Wenn Du jetzt hier bei mir wärst,
Millicent, könntest Du mich seufzen hören! Ich bin nun schon dreiundzwanzig,
wie Du weißt, und meine Ausbildung in Europa ist beendet. Überflüssig zu
bemerken, daß ich offiziell schon eine alte Jungfer bin, zumindest den
Maßstäben unserer Washingtoner Gesellschaft nach. Es ist mir bewußt, daß ich
meine Heimkehr nicht länger hinauszögern kann, und ich habe mich auch damit
abgefunden, Ehefrau und Mutter zu werden, worüber ich nicht einmal sehr unglücklich
bin, obwohl ich den Verlust meiner Träume noch immer betrauere. Doch zum Glück
bleibt mir meine Malerei, die mir in den düstersten Stunden meines
Hausfrauendaseins ein gewisser Trost sein dürfte.
    O Millie, versteh mich bitte nicht
falsch und verzeih mir meine mangelnde Begeisterung angesichts meiner
Zukunftsaussichten. Es macht mir wirklich nichts aus, zu heiraten und Kinder zu haben, aber
ich hatte mir so sehr gewünscht, wenigstens ein phantastisch aufregendes Abenteuer
zu erleben, bevor ich eine Familie gründe. Doch wie es aussieht, werde ich mich
mit einer kurzen Reise an die südspanische Küste und einem Abstecher nach der
Insel Riz begnügen müssen, mit den Richardsons, Papas und Lydias
Freunden, die sich im Augenblick in Europa befinden. Wie Du bereits weißt,
werde ich mit ihnen nach Seattle zurückkehren. Erinnerst Du Dich noch an ihre
Tochter, Bettina? Scheu wie ein Reh, auch heute noch, und ich gehe jede Wette
ein, daß sie lieber in einer Ecke sitzen und Spitzendeckchen häkeln wird, als
mit mir die Gegend zu erforschen!
    Ach, wärst Du doch statt ihrer hier!
    Sag, Millie, ist es wirklich zuviel
verlangt, mir ein einziges aufregendes Abenteuer zu ersehnen, bevor ich das langweilige Dasein
einer Ehefrau antrete? Wäre es nicht besser, eine Erinnerung zu haben, von der
ich später, in jenen Momenten, in denen meine Seele Hunger leiden wird, zehren
könnte?
    Ja, ich fürchte, es ist zuviel
verlangt, und deshalb trauere ich um meine verlorenen Hoffnungen, trotz der
tapferen Fassade, die ich allein zeige und auch aufrechterhalten gedenke./p>
    Bald werde ich Dich wiedersehen,
Liebes, und voller Stolz zuschauen, wie Papa Dich zum Altar führt. Aber nimm Dir
bitte nach Deinen Flitterwochen ein bißchen Zeit für mich, wir haben uns soviel
zu erzählen!
    Sag Papa und Lydia, daß ich sie
liebhabe, küß unsere frechen kleinen Brüder und grüß Onkel Devon, Tante Polly
und unsere Cousins von mir. Vergiß auch nicht, Dr. Joe, Etta und ihren Kleinen
Grüße zu übermitteln.
Und gib Deinem hübschen jungen Gottesmann einen Kuß von mir, falls es der
Anstand zuläßt ... Ach, pfeif auf den Anstand und tu es einfach!
    Dich, meine liebe Schwester,
schließe ich in die Arme und versichere Dich meiner tiefsten Zuneigung.
    Bis bald, Deine Charlotte.

Eins
    Selbst zu dieser noch recht frühen
Morgenstunde flimmerte die Luft bereits vor Hitze über dem Marktplatz oder
>Souk<. Hühner gackerten, Händler feilschten lautstark, und Affen, mit
bestickten Westen und Turbanen bekleidet, kreischten um Aufmerksamkeit. Eine
seltsame, fremde Musik strich ohne Unterlaß statt einer Brise zwischen den
Verkaufsständen hindurch:
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