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Zara von Asphodel - Rebellin und Magierin: Roman (German Edition)

Zara von Asphodel - Rebellin und Magierin: Roman (German Edition)

Titel: Zara von Asphodel - Rebellin und Magierin: Roman (German Edition)
Autoren: Ellen Renner
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versucht, es aus seiner Scheide zu zerren.
    »Das Schwert gehört mir, Twiss!« Ich schubse sie weg und hebe warnend eine Hand, als sie es noch einmal versuchen will. Ihr Gesicht ist vor Hass verzerrt. Mein Vater hätte seine helle Freude daran, sie zur Mörderin der Silberschmiedin zu machen. »Es gibt nur einen Zweck, zu dem Bruins Schwert bestimmt ist. Einen einzigen. Überlass Tabitha deiner Herrin.«
    Plötzlich steht Aidan neben mir. »Verschwinde«, befiehlt er Twiss finster.
    Sie sieht bebend zu uns hoch, das Gesicht aufgewühlt von grenzenloser Enttäuschung, rasender Wut und unbändigem Schmerz, dann verschmilzt sie wieder mit der Menge und ist fort.
    Ich schaue Aidan an. Mir läuft die Nase, und wahrscheinlichstarrt mein Gesicht vor Dreck und den Spuren getrockneter Tränen, aber das ist mir egal. Schniefend wische ich mir mit dem Handrücken über die Nase. »Es tut mir leid«, sage ich. »Es tut mir so unendlich leid.«
    Er erwidert nichts. Sein Blick ist kalt, die Lippen zu einer schmalen Linie zusammengepresst. Aber er sieht mich an.
    Dann, als die Welt um mich herum beginnt sich zu drehen und meine Beine unter mir wegknicken, fängt er mich auf und hält mich fest.

34
    W as ist geschehen, Marcus? Was hat Floster mit Tabitha gemacht?«
    Vor einer halben Stunde ist der Wolfshund an meine Pritsche in Philips Kammer getreten, hat mich geweckt und gesagt, ich hätte einen ganzen Tag und eine ganze Nacht geschlafen. Er gab mir fünf Minuten, um mich anzukleiden und zu waschen, weitere fünf, um ein bisschen Brot und harten Käse zu essen, und verkündete dann, man würde mich im Ratssaal erwarten.
    »Marcus, was …«
    »Das wirst du noch früh genug herausfinden. Übrigens – schön, dass du wieder da bist. Du bist noch einmal mit dem Leben davongekommen. Das hätte ich nicht gedacht. Twiss meint, du hättest dich gar nicht so schlecht geschlagen. Was aus dem Mund von diesem kleinen Quälgeist so viel wie eine Lobeshymne ist.« Er öffnet lächelnd die Kammertür und tritt einen Schritt zur Seite, um mich vorbeizulassen.
    Sechs Ratsmitglieder sind um den großen Tisch versammelt. Den siebten Platz hat Otter eingenommen. Als icheintrete, schauen sie auf, doch mein Blick wandert sofort zu Tabitha.
    Sie sitzt auf einer niedrigen Bank in der Mitte des Raums, unendlich zerbrechlich und zart, mit geradem Rücken und erhobenem Haupt. Die Hände hat sie im Schoß gefaltet, den Blick vor sich ins Leere gerichtet. Ihre Augen wandern gleichgültig in meine Richtung, als ich ein paar Schritte von ihr entfernt stehen bleibe. Zum ersten Mal, seit wir uns kennen, sieht Tabitha mich ohne Furcht und Hass an. All ihre Angst, all ihr Schmerz – nichts davon ist mehr übrig.
    »Zara.« Herrin Floster steht auf und winkt mich an den achten freien Platz am Tisch. »Komm und setz dich. Du bist jetzt ein Mitglied des Rats. Wir haben ein neues Bündnis geschlossen und müssen nun gemeinsam ein Urteil fällen und dafür sorgen, dass der Gerechtigkeit Genüge getan wird. Wir werden gleich darüber abstimmen, ob Tabitha für ihren Verrat mit dem Tod bestraft werden soll.«
    »Mit dem Tod?« Ein bleiernes Gewicht legt sich auf meine Seele. Bestürzt schaue ich in die Runde der Ratsmitglieder. »Hat denn niemand dafür plädiert, Gnade walten zu lassen? Wenigstens um ihres Kindes willen, wenn schon nicht für sie?«
    Ich blicke von Floster zu Meisterin Quint, Philip und Otter. Stille.
    Schließlich spricht Tabitha selbst. »Mein Sohn …«, beginnt sie. »Versprecht mir, dass Ihr Euch um ihn kümmert, Zara. Ihr und der Erschaffer. Seine Name ist Thaddeus. Er ist sieben.« Ihre Stimme zittert leicht, aber sie hält weiter den Kopf aufrecht.
    »Ist er … ist er Bruins Sohn?« Ich muss es einfach wissen.
    »Nein. Benedict hat meinen Mann Titus töten lassen und mir meinen Sohn genommen, als er viereinhalb war. Drei lange Jahre habe ich mit dem Wissen gelebt, dass mein Kind auf Gedeih und Verderb dem Teufel ausgeliefert ist. Der Erzmagier schickte einen Magier namens Pyramus zu mir, der mir sehr deutlich zu verstehen gab, was geschehen würde … was Benedict Thaddeus antun würde, wenn ich …« Ihre Stimme versagt, und als sie schließlich fortfährt, spricht sie so leise, dass sie kaum noch zu verstehen ist. »Ich habe Euch nie verraten, Zara. All die Jahre nicht. Habe ihnen nie gesagt, dass Ihr eine Spionin seid. Ich habe Pyramus immer nur so viel erzählt, wie ich musste. Dinge, die er sowieso schon vermutete. Aber ich habe
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