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Zerfleischt - Der ultimative Thriller

Zerfleischt - Der ultimative Thriller

Titel: Zerfleischt - Der ultimative Thriller
Autoren: Tim Curran
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Prolog
    Jemand hatte die Wände mit den eigenen Fäkalien bemalt.
    Der nackte Mann saß dort am Boden und lächelte darüber; die blauen Flecken und Prellungen bildeten eine Landkarte auf seinem Körper. Seine Haut war mit Blut verkrustet. Teilweise war es sein eigenes Blut, teilweise stammte es von anderen. Er konnte es am Geschmack erkennen. Er starrte die Wände an, leckte das Salz von seinen Fingerspitzen und versuchte, die Bedeutung des kunstvollen Graffiti herauszufinden, das mit Scheiße als Fingerfarbe auf die Tapete um ihn herum gemalt worden war.
    Jemand hat diesen Ort mit seiner eigenen Scheiße markiert, damit er ihn riechen kann, ihn sogar in der Dunkelheit findet.
    Er fragte sich, was die ganzen kindischen Kritzeleien bedeuten könnten, und spürte, dass eine wichtige, rituelle Symbolik dahintersteckte. Sie wirkten vertraut. Vielleicht von früher her. Vermutlich hatte er als Kind ein Zimmer so angemalt und Scheiße an die Wände geschmiert, um es als sein Versteck zu markieren.
    Und was passierte, wenn derjenige zurückkam, der das getan hatte?
    Da lag ein Messer. Er betrachtete es und bestaunte dessen dunkle Flecken. Als er an ihnen roch, erinnerte er sich an jeden einzelnen.
    Er legte das Messer zur Seite und ging zum Fenster.
    Die Sonne war aufgegangen, die ganzen Kreaturen der Nacht zogen sich in ihre Höhlen zurück. Autowracks standen in den Straßen. Mehrere Leichen lagen ausgestreckt auf dem Gehsteig. Eine von ihnen besaß keinen Kopf. Zwei andere, ein Mann und eine Frau, waren so angeordnet worden, als ob sie es miteinander trieben. Wer auch immer das hier getan hatte, besaß Sinn für Humor.
    Er setzte sich wieder auf den Boden und fuhr sich mit den Fingern durch sein schmieriges Haar.
    Dort in der Ecke lagen eine Leiche und eine Sammlung von Messern. Ein gutes Nest aus Laub und Stöcken und Zweigen. Sie besaßen einen weiblichen und vertrauten Duft.
    Er roch an der Scheiße an den Wänden. Es war ein warmer, erdiger Duft. Die Art von Geruch, durch den man sich behaglich, entspannt und naturverbunden fühlt. Man kämpft nicht dagegen an, sondern ist ein Teil davon. Um in einem mit Fäkalien verzierten Versteck zu leben, musste man gelassen sein.
    Er dachte an das Mädchen und fragte sich, wo es steckte. Wenn er es wiederfand, würde er Anspruch darauf erheben. Denn es war sein Recht und um dieses Recht hatte er gekämpft.
    Er spürte Sand an seinen Zähnen. Etwas Schmackhaftes, das in seinem Backenzahn eingekeilt war. Schleckend und schlürfend würgte er es heraus, saugte den Saft aus, was auch immer es war, und schluckte es hinunter. Er saß da, umarmte sich selbst und summte eine leise Melodie beim Ausatmen. Durch seinen eigenen Schweißgestank und beißenden Körpergeruch fühlte er sich stark. Später würde er an die Wände und auf die Stühle pissen, damit alle, die hierherkamen, wissen würden, dass dieser Ort jetzt ihm gehörte.
    Der ausgereifte Gestank männlicher Körperausdünstungen war alles, was er in dieser Welt wirklich besaß. Sein wahrer Fingerabdruck. Es war wichtig ihn zu verteilen, Revier und Eroberungen zu markieren. Andere würden an ihnen riechen und ihn registrieren.
    Da lag etwas unter einem Schaukelstuhl.
    Er kroch hinüber und griff danach.
    Fleisch.
    Er schnupperte und leckte daran, weil er nicht wusste, woher es kam oder wie es dorthin gekommen war. Es schmeckte salzig und roch nach Wild.
    Er steckte es in seinen Mund, kaute.
    Und wartete auf das Mädchen …

1
    Freitag, der Dreizehnte.
    Greenlawn, Indiana. Mitten im heißen Spätsommer. Louis Shears holte tief Luft und atmete dieses reine, grüne, berauschende Aroma ein, bis er fast platzte. Er konnte frisch gemähtes Gras riechen, Azaleen, die in voller Pracht blühten, Hotdogs, die auf Gartengrills brutzelten … und dann noch etwas anderes, das ihn stutzig machte, ihn beunruhigte, das durch seinen Kopf hindurchzog wie eine hässliche dunkle Wolke: Blut. Nur ein flüchtiger, übersinnlicher Hauch davon, aber ein so starker, dass er spürte, wie sich seine Eingeweide umdrehten. Blut . Das Blut der Stadt. Ein Blut, das reichhaltig und pulsierend war, beinahe verführerisch.
    Dann war es verschwunden.
    Er schüttelte seinen Kopf, wie es die Menschen so tun, und ignorierte es.
    Er nahm es vor allem nicht ernst, weil er nicht wusste, was passieren würde. Das gute, alte Greenlawn, Indiana – wie der Rest der Welt, der alt, aber bei Weitem nicht so gut war – verharrte am Rand einer Grube der absolut gähnenden
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