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Kings of Cool: Roman (German Edition)

Kings of Cool: Roman (German Edition)

Titel: Kings of Cool: Roman (German Edition)
Autoren: Don Winslow
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2
    Denkt O, als sie zwischen Chon und Ben auf einer Bank am Main Beach sitzt und potenzielle Partnerinnen für die beiden ausguckt.
    »Die da?«, fragt sie und zeigt auf eine typische BB (Baywatch-Blondine), die über die Strandpromenade schlendert.
    Chon schüttelt den Kopf.
    Bisschen zu abfällig, denkt O. Für einen Typen, der den Großteil seiner Zeit in Afghanistan oder im Irak verbringt und außer Tarnkleidung und Burkas nichts zu sehen bekommt, ist Chon ganz schön wählerisch.
    Eigentlich kann eine Burka ziemlich scharf sein, denkt sie, wenn man sie richtig einsetzt.
    Die Nummer mit dem Harem und so weiter.
    Mag sein, aber lieber nicht.
    Burkas sind nichts für O. Wer würde diese blonden Haare verstecken wollen, diese strahlenden Augen aus einem Niqab spähen sehen.
    O ist für Sonnenschein geschaffen.
    Ein California Girl.
    Und Chon? Er ist nicht klein, aber schmal. O findet, er sieht noch dünner aus als sonst. Klapperdürr war er schon immer, aber jetzt sieht er aus wie mit einem Skalpell geschnitzt. Sein kurzes, fast geschorenes Haar gefällt ihr aber.
    »Die da?«, fragt sie und schiebt ihr Kinn in Richtung einer Brünetten mit monsterdicken Titten und Stupsnase, Typ Touristin.
    Chon schüttelt den Kopf.
    Ben schweigt wie eine Sphinx, fast schon ein Rollentausch, normalerweise ist Ben der Gesprächigere der beiden. Was keine große Kunst ist, denn Chon redet wirklich wenig, es sei denn, er wettert drauflos, und das ist dann, als hätte jemand den Stöpsel aus einem Feuerwehrschlauch gezogen.
    Ben mag zwar der Eloquentere sein, überlegt O jetzt, aber er ist weniger promiskuitiv.
    Er ist eher konsekutiv monogam, während Chon sich gerne parallel um seine Frauen kümmert. O weiß ganz sicher, dass sich beide  – Chon mehr als Ben  – ungeniert an den Touristinnen schadlos halten, die ihnen hier am Strand, nur wenige Schritte vom Hotel Laguna entfernt, beim Volleyball zusehen. Dabei handelt es sich um Begegnungen, die O unter der Bezeichnung FZDT zusammenfasst.
    Ficken, Zimmerservice, Dusche, tschüss.
    »Das trifft's ganz gut«, hat Chon bereits zugegeben.
    Obwohl er den Zimmerservice manchmal überspringt.
    Die Dusche, niemals.
    Eiserne Überlebensregel im großen Kreuz-versus-Halbmond-Sandkastenturnier:
    Wenn es eine Dusche gibt, stell dich drunter.
    Und zu Hause kann er die Gewohnheit nicht ablegen.
    So oder so, Chon steht zu seinen Vormittagsvorstellungen im Hotel Laguna, dem Ritz, dem St. Regis und dem Montage, von denen nicht nur Touristinnen profitieren, sondern auch Trophäenfrauen aus Orange County sowie Geschiedene  – wobei der Unterschied zwischen ersteren und letzteren rein temporärer Natur ist.
    So ist das mit Chon  – er ist total ehrlich. Er macht niemandem was vor, sucht keine Ausflüchte, entschuldigt sich nicht. O kann sich nicht entscheiden, ob es an seinen hohen moralischen Ansprüchen liegt oder daran, dass ihm einfach alles scheißegal ist.
    Jetzt dreht er sich zu ihr um und sagt: »Du hast noch einen Versuch. Überleg's dir gut.«
    Das Spiel heißt ODB   – Offline Dating Baseball. Sie müssen die sexuellen Präferenzen des anderen erraten und einen Single, einen Double, einen Triple oder gleich einen Home Run hinlegen. Das ist ein richtig gutes Spiel, wenn man high ist  – was sie jetzt sind, dank Ben und Chons feinstem Gras.
    (Das eigentlich gar kein Gras ist, sondern eine erlesene Hydromischung, die sie »Saturday in the Park« genannt haben, weil schon nach dem ersten Zug jeder Tag ein Samstag ist und überall ein Park.)
    Normalerweise ist O der Sammy Sosa des ODB , aber jetzt, wo sie schon Runner auf der ersten und dritten Base hat, zögert sie.
    »Und?«, fragt Chon.
    »Ich warte noch auf einen guten Wurf«, sagt sie und sucht den Strand mit den Augen ab.
    Chon war im Irak, er war in Afghanistan  –
    Was Exotisches.
    Sie zeigt auf eine wunderschöne Asiatin mit glänzend schwarzem Haar, das sich von ihrem weißen Strandkleid abhebt.
    »Die.«
    »Strikeout«, entgegnet Chon. »Nicht mein Typ.«
    »Was ist denn dann dein Typ?«, fragt O frustriert.
    »Dunkler Teint«, erwidert Chon, »schlank  – niedliches Gesicht, große braune Augen, lange Wimpern.«
    O dreht sich zu Ben.
    »Ben, Chon will Bambi ficken.«

3
    Ben ist ein bisschen abgelenkt.
    Er folgt dem Spiel, aber nicht so richtig, weil er in Gedanken bei einer Sache ist, die sich am Vormittag ereignet hat.
    Ben lässt den Tag für gewöhnlich ruhig im Coyote Grill angehen.
    Er setzt sich an einen
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