Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Young Sherlock Holmes 4

Young Sherlock Holmes 4

Titel: Young Sherlock Holmes 4
Autoren: Andrew Lane
Vom Netzwerk:
es schon als Junges bekommen. Höchstwahrscheinlich schmachtete es schon seit Jahren in Gefangenschaft, gehänselt, missbraucht und gezwungen zu kämpfen. Und jetzt war es frei.
    Es holte mit seiner riesigen Pfote nach ihm aus. Doch Sherlock ließ sich blitzschnell fallen und rollte unter seinem Bauch hindurch, gerade in dem Moment, als der Rest von Scobells Männern auf der Suche nach ihm durch die Türöffnung stürmte. Augenblicklich war Sherlock für den Bären vergessen. Das Tier sah die Männer. Es sah die Armbrüste. Es erinnerte sich an all die Schmerzen, die es erlitten hatte.
    Und es griff an.
    Sherlock rollte über den Rand der Grube. Im Fallen hörte er die Schreie von Scobells Männern und das schreckliche Gebrüll des Bären.
    Der Aufprall auf dem harten Grubenboden ließ schlagartig die Luft aus seinen Lungen entweichen, und einen Moment lang sah er nichts als Sterne vor sich. Er brauchte einen Augenblick, um sich zu erholen. Dann rollte er sich auf die Seite, erhob sich vorsichtig und sah sich um. Die Seitenwände der Grube waren etwa fünf Meter hoch, und der Boden war mit Knochen übersät. Einige waren alt, doch andere glänzten frisch und waren noch blutig, und Sherlock hätte schwören können, dass einige von Menschen stammten.
    Vorsichtig kletterte er die Rampe wieder empor. Der Bär war mittlerweile in Macfarlanes Hauptraum weitergezogen, fünf oder sechs Männer lagen im Eingang auf dem Boden. Wie viele es genau waren, war angesichts des schrecklichen Zustandes, in dem sich ihre Leichen befanden, schwer zu sagen.
    Vorsichtig betrat Sherlock den Türeingang. Die meisten von Macfarlanes Leuten hatten die Flucht ergriffen. Macfarlane selbst jedoch war noch da. Er stand auf dem Podest neben seinem Thron zusammen mit Rufus Stone, Matty, Amyus Crowe und Virginia, die sich um ihn versammelt hatten. Mit Entsetzen beobachteten sie, was in der Mitte des Raumes vor sich ging.
    Das restliche Häuflein von Scobells Männern war von den Bärenkrallen regelrecht zerfetzt worden. Offensichtlich hatten sie versucht, das Tier aufzuhalten: Sie hatten ihre Armbrüste abgefeuert, denn aus dem Pelz des Bären ragten Bolzen hervor. Aber das hatte ihnen nicht im Geringsten genutzt. Nachdem der Bär mit ihnen fertig war, stand er nun hoch aufgerichtet vor Bryce Scobell. Das Tier war fast doppelt so groß wie er. Aber dennoch war keine Furcht auf Scobells Gesicht zu sehen. Auch keinerlei Spuren von Schmerz, trotz des Blutes, das seiner rechten Hand entströmte, wo die Klinge seines Spazierstockes hindurchgefahren war.
    »Geh mir aus dem Weg«, sagte er mit nicht mehr als einer Spur von Verärgerung in der Stimme. »Ich hab’ was Geschäftliches zu erledigen.«
    Mit seiner tödlichen Pranke holte der Bär nach Bryce Scobell aus. Die scharfen Klauen fuhren ihm in die Brust und schleuderten ihn wie eine Stoffpuppe durch die Luft. Er flog durch den Raum und krachte gegen die Wand. Vor Sherlocks Augen glitt sein zerbrochener und zerquetschter Körper zu Boden. Sein Gesichtsausdruck war ruhig und ebenso desinteressiert, wie er immer gewesen war und es nun auch für alle Zeiten bleiben würde.
    Anscheinend witterte der Bär jetzt die Gruppe, die sich auf dem Podest befand. Er ließ sich auf alle viere fallen und stakste auf sie zu. Das Grollen, das tief aus seiner Brust emporstieg, tönte durch die Halle.
    Sherlock näherte sich ihm von hinten. Er wusste, dass er ihn irgendwie aufhalten musste, doch er hatte nicht die geringste Ahnung, wie.
    Vor seinen Füßen lag eine nicht abgefeuerte Armbrust, die einer von Scobells Männern fallengelassen hatte. Er bückte sich und hob sie auf. Fünf oder sechs Bolzen ragten bereits aus dem Körper des Bären, aber vielleicht gelang es ihm ja, eine verwundbare Stelle zu treffen. Das hieß, wenn Bären so etwas überhaupt hatten.
    Gahan Macfarlane machte einen Schritt nach vorne, aber Amyus Crowe legte ihm eine Hand auf die Schulter. Stirnrunzelnd sah Macfarlane den Amerikaner an. Doch Crowe schob sich einfach an Macfarlane vorbei, stieg vom Podest herunter und ging schnurstracks auf den Bären zu. Matty und Rufus Stone waren wie zu Stein erstarrt. Der Bär kam böse brummend auf Crowe zugetappt. Sherlock sah, wie Virginia sich mit weit aufgerissenen Augen die Hand vor den Mund hielt. Den Tod ihres Vaters offenbar bereits vor Augen, hatte ihr Gesicht einen Ausdruck puren Entsetzens angenommen.
    Sherlock hob die Armbrust und zielte auf den Nacken des Bären. Vielleicht gelang es ihm ja,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher