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Young Sherlock Holmes 4

Young Sherlock Holmes 4

Titel: Young Sherlock Holmes 4
Autoren: Andrew Lane
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das Rückgrat zu durchtrennen. Er wusste, dass seine Chancen schlecht standen, vor allem in Anbetracht der Tatsache, dass seine Hände vor Aufregung zitterten. Aber er musste etwas unternehmen.
    Der Bär stellte sich auf seine Hinterbeine. Drohend ragte er mit ausgebreiteten Armen und gespreizten Klauen über Crowe empor. Mit hochgereckter Schnauze ließ er ein ohrenbetäubendes Brüllen ertönen.
    Und dann tat Crowe etwas, das zu dem Verblüffendsten gehörte, was Sherlock je in seinem Leben gesehen hatte. Er breitete die Arme aus, legte den Kopf in den Nacken und gab ebenfalls ein donnerndes Gebrüll von sich. Seine Stimme hallte durch den Raum. Mit seinem mächtigen Brustkorb, den muskelbepackten Armen und Beinen wirkte er auf einmal überlebensgroß – fast ebenfalls wie ein Bär.
    Der Braunbär neigte den Kopf und blickte auf Crowe hinab. Irritiert schnüffelte er.
    »Ich hab’ schon größere Bären als dich zum Frühstück verputzt«, sagte Crowe mit fester Stimme. »Geh zurück, wo du hergekommen bist, mein Freund, und lebe weiter.«
    Unglaublicherweise ließ der Bär sich wieder auf alle viere sinken. Selbst jetzt befand sich sein Kopf noch auf gleicher Höhe wie der von Crowe. Einen ewig scheinenden Moment lang beschnupperte er ihn, dann drehte er sich um und trottete aus dem Raum zurück in seine Grube. Mit gesenktem Kopf zog er an Sherlock vorbei, ohne ihm auch nur einen Blick zuzuwerfen.
    »Donnerwetter, das ist doch mal was«, brach Macfarlane die Stille, »wofür die Leute richtig Geld springen lassen würden. Kann ich Ihnen vielleicht einen Job anbieten, Mr Crowe? Zwei Kämpfe die Woche, Bezahlung nach Vereinbarung?«
    Crowe blickte zu Sherlock. Er sah die Armbrust, die dieser immer noch in seiner Hand hielt, und nickte. »Hab’ schon vor Jahren mit Bärenringkämpfen aufgehört«, antwortete er. »Ich ziehe es bei weitem vor, als Lehrer zu arbeiten. Ist eine größere Herausforderung, wie ich finde.«

17
    Am folgenden Tag machten sie sich auf den Heimweg nach Farnham. Den Großteil der Reise verbrachte Sherlock schlafend. Er war völlig erschöpft – körperlich und geistig –, und auch niemand der anderen verspürte Lust, sich zu unterhalten. In jenen seltenen Momenten, da Sherlocks Geist sich aus den Tiefen des Schlafes emporschwang, traf er sie entweder schlafend, in eine Zeitung vertieft oder einfach nur trübsinnig aus dem Fenster starrend an. In Newcastle flitzte Matty aus dem Zug und kam, gerade als dieser wieder abfahren wollte, mit einer Papiertüte voller Brötchen zurück. Das war alles, was die Reise an bedeutsamen Ereignissen zu bieten hatte.
    In Farnham verabschiedeten sie sich voneinander, während um sie herum die anderen Fahrgäste ausstiegen und Lastenträger Kisten und Koffer aus dem Zug entluden.
    »Bleiben Sie in der Gegend?«, sagte Rufus Stone und sprach damit die Frage aus, die zu stellen Sherlock sich schon die ganze Zeit nicht getraut hatte.
    »Jetzt gibt es keinen Grund mehr, woanders hinzugehen«, erwiderte Crowe, der seinen linken Arm schützend um Virginias Schultern gelegt hatte. Sie sah blass aus. »Wir brauchen nun nicht mehr wegzulaufen, und es gibt nichts, was uns nach Hause in die Staaten ziehen würde.« Er blickte auf Virginia hinab und sah dann Sherlock an. »Tatsächlich gibt es haufenweise Gründe, um zu bleiben. Solange das Cottage noch steht und inzwischen niemand anderes dort eingezogen ist, denke ich doch, dass ihr uns in Zukunft viel häufiger zu sehen bekommt.«
    »Ich denke, ich spreche für uns alle«, erwiderte Stone, »wenn ich sage, dass ich sehr froh darüber bin. Ohne Sie wäre das Leben weitaus weniger interessant, auch wenn ich ehrlicherweise sagen muss, dass es auch sehr viel sicherer wäre.«
    Crowe streckte Stone die rechte Hand entgegen. »Sie waren für uns da, als wir Sie brauchten. Das ist die einzige Definition von Freundschaft, die für mich zählt. Danke.«
    Etwas überrumpelt schüttelte Stone Crowe die Hand – und zuckte gleich darauf zusammen, als Crowes schraubstockartiger Griff sich um seine zarten Musikerfinger schloss. »Ich würde ja gerne behaupten, dass es ein ausgesprochenes Vergnügen war, Mr Crowe, aber das würde nicht stimmen; und ebenso gerne würde ich sagen, zögern Sie nicht, sich wieder an uns zu wenden, wenn Sie Hilfe brauchen. Aber ich hoffe zutiefst, dass Sie auf diese Möglichkeit verzichten.« Er lächelte, um zu zeigen, dass er es nicht ernst meinte. »Ungeachtet all dessen jedoch, sind Sie mehr
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