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Young Sherlock Holmes 4

Young Sherlock Holmes 4

Titel: Young Sherlock Holmes 4
Autoren: Andrew Lane
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Jahren ein Engel namens Moroni erschienen sei und ihm gesagt habe, eine von antiken Propheten auf goldenen Platten eingravierte Sammlung alter Schriften sei unter einem Hügel nahe New York vergraben. Die Schriften berichteten von einem Stamm von Juden, den Gott von Jerusalem nach Amerika geführt habe, sechshundert Jahre vor Jesu Geburt.
    Goldene Platten.
    Sherlock spürte, wie ein Lachen in ihm aufstieg. Mrs Eglantine musste mitgehört haben, wie Sherrinford Holmes mit Tante Anna über die goldenen Platten der
Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage
geredet hatte. Hatte er vielleicht auch das Wort »Schatz« erwähnt? Hatte er zu ihr irgendetwas gesagt wie »Ich sollte diesen Brief wie einen Schatz hüten, meine Liebe, denn er gibt mir alles Nötige an die Hand, um überzeugend darzulegen, dass die goldenen Platten der Mormonen niemals existierten.«? Und hatte Mrs Eglantine nur die Worte »Schatz« und »goldene Platten« aufgeschnappt und daraus eine völlig falsche Schlussfolgerung gezogen? Ohne sie zu fragen, würde Sherlock das niemals erfahren, und er hoffte inständig, sie nie wieder zu sehen. Aber so hatte sich das Ganze womöglich abgespielt.
    Der Schatz, nach dem sie so eifrig gesucht hatte, war nichts als eine Chimäre. Eine völlige Illusion.
    Wieder musste Sherlock lachen. Sobald sein Onkel wieder da war, würde er ihm das natürlich erzählen. Allerdings glaubte er nicht, dass sein Onkel die Nachricht, dass es keinen Schatz gab, allzu bekümmert aufnehmen würde. Er war kein Mann, der viel auf weltliche Güter gab.
    Noch mitten im Lachen nahm Sherlock plötzlich einen süßlichen Duft wahr. Einen vertrauten, irgendwie nach Medizin riechenden Duft. Er kannte ihn von irgendwoher, aber er konnte ihn nicht ganz einordnen. Einen Augenblick lang dachte er, Mrs Mulhill wäre mit den versprochenen Keksen zurückgekehrt. Aber außer ihm war niemand im Raum.
    Sherlock versuchte aufzustehen, doch plötzlich begann alles vor seinen Augen zu verschwimmen. Er legte eine Hand auf den Schreibtisch, um sich abzustützen, aber er griff daneben. Er fiel nach vorne und knallte mit der Stirn auf die Schreibunterlage. Doch den Aufprall spürte er gar nicht mehr. Er spürte überhaupt nichts mehr, abgesehen von einer angenehmen Mattheit. Ein warmer Nebel umhüllte ihn, und Sherlock schlief ein.
    Vage Visionen durchzogen seinen Geist, gleich einer Kollage von Bildern. Eine schwarze Kutsche. Seile. Ein widerlich süßlich riechender Stoffballen, der ihm auf den Mund gepresst wurde. Der Himmel. Ein Gesicht, rotbärtig, mit wilden Augen, das er erkannte, ohne ihm jedoch einen Namen zuordnen zu können …
    Als er erwachte, hatte sich alles um ihn herum verändert.
    Er war in einem kleinen Raum und lag mitten in einem Haufen zusammengerollter dicker, eingeteerter Taue. Decke, Wände und Boden bestanden aus groben Holzplanken. In seinem Kopf pochte es, und sein Magen krampfte sich zusammen. Der Boden unter ihm schien in Bewegung zu sein. Doch erst als er versuchte, die Taue wegzuschieben und auf die Beine zu kommen, erkannte er, dass das Problem nicht in seinem Gleichgewichtssinn bestand, sondern in dem Raum an sich. Denn dieser bewegte sich tatsächlich.
    Er zog die Tür auf und trat, am Türrahmen noch nach Halt suchend, hinaus.
    Er blickte auf das Deck eines Schiffes. Hinter der Reling wogte eine kabbelige, graue, mit weißen Schaumkronen besprenkelte See. Und es war kein Land in Sicht.
    Ein Matrose kam um die Ecke und blieb bei Sherlocks Anblick abrupt stehen. Er gab einen schweren Seufzer von sich, drehte sich um und blickte nach hinten.
    »Holt Mr Larchmont«, brüllte er. »Wir haben hier einen blinden Passagier!« Sich Sherlock wieder zuwendend, schüttelte er den Kopf. »Du hast dir den falschen Kahn als blinder Passagier ausgesucht, Junge.«
    »Wieso?«, fragte Sherlock. »Wohin fahren wir denn?«
    »Das ist keine nette kleine Vergnügungsreise ins Mittelmeer«, sagte der Matrose. Er lächelte und enthüllte eine Reihe vom Tabak verfärbter Zähne. »Du bist hier auf der
Gloria Scott
gelandet, auf ihrer Nonstopfahrt nach China!«

Nachwort des Autors
    Eigentlich sollte man meinen, dass die Recherchen für ein Buch, dessen Handlung im gleichen Land spielt, in dem man lebt, leichter zu bewerkstelligen wären, als eines, das diesbezüglich, nun sagen wir mal in Amerika oder Russland angesiedelt ist.
Ich
jedenfalls dachte das, als ich mit der Arbeit begann. Das Merkwürdige jedoch ist, dass es ganz anders
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