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Young Sherlock Holmes 4

Young Sherlock Holmes 4

Titel: Young Sherlock Holmes 4
Autoren: Andrew Lane
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verändern. Scobells Männer waren im Vorteil, und Sherlock konnte keinen Ausweg aus der Lage erkennen. Nur noch wenige Minuten, und er würde Virginia und Amyus Crowe verlieren. Und kurz darauf würde auch er sterben, zusammen mit Matty und Rufus Stone. Er
musste
einfach etwas unternehmen.
    Sein Blick glitt zu Macfarlane. Der riesige Schotte starrte ihn durchdringend an. Gleich darauf sah er zur Türöffnung, die in den nächsten Raum führte, bevor er den Blick wieder auf Sherlock heftete. Dann nickte er.
    Was versuchte er ihm zu sagen?
    Sherlock erinnerte sich an die Grube, die sich in der Mitte des benachbarten Raumes befand, und an die dort eingepferchte Kreatur. War es das, worauf Macfarlane Sherlocks Gedanken lenken wollte? Er hatte keine Ahnung, um was für ein Tier es sich handelte. Aber den Hundekämpfen und dem Boxkampf in den anderen Räumen nach zu schließen, nicht zu vergessen die diversen Tierköpfe, die hier an den Wänden hingen, wusste Macfarlane es zu schätzen, Tieren und Menschen beim Kämpfen zuzusehen. Vermutlich ließ Macfarlane Hunde gegen diese Kreatur antreten, möglicherweise sogar Menschen. Nicht darauf wettend, ob sie nun gewinnen oder verlieren würden, sondern allein darauf, wie lange es dauerte, bis sie starben.
    Eine Idee begann in ihm Gestalt anzunehmen, aber zuerst musste er zu der Grube gelangen.
    »Es ist Zeit«, sagte Scobell. »Die Namen auf meiner Stirn und meinem Arm sind lange genug rot gewesen. Höchste Zeit, sie mit schwarzer Tinte zu überschreiben.«
    Als Scobell vortrat, blieben Sherlocks Augen erneut auf dem goldenen Schädel an der Spitze des Spazierstocks haften. Im Inneren des Stocks steckte eine Klinge, aktiviert durch eine der Augenhöhlen. Doch der Schädel hatte
zwei
Augenhöhlen …
    Sherlocks Arm schnellte vor, und gleich darauf rammte sich sein Zeigefinger auch schon in die rechte Augenhöhle des Totenschädels.
    Eine Klinge kam aus dem Schlitz auf der Oberseite des Schädels geschossen, und durchbohrte Scobells Hand. Der stieß einen Schrei aus, einen schrillen, schockierten Laut, der alle im Raum zu lähmen schien – mit Ausnahme von Sherlock. Er schob sich an Scobell vorbei und stürmte auf die Türöffnung zu, die in den Nebenraum führte … dorthin, wo das Biest in der Grube gefangen gehalten wurde. Scobells Männer hatten ihre Fassung wieder erlangt und folgten mit angelegten Armbrüsten seinem Lauf. Doch als sie schossen, war er bereits durch die Türöffnung hindurch. Er hörte das Sirren der Bolzen hinter sich und vereinzelte Schreie, als einige von ihnen ein Ziel fanden. Offensichtlich hatten Scobells Männer versehentlich auf sich selbst geschossen.
    Gleich darauf brach in dem Raum, den er gerade verlassen hatte, das Chaos aus. Schreie und Rufe ertönten, und Sherlock konnte hören, wie Leute wild durcheinanderliefen. Doch er war eher mit dem befasst, was sich vor ihm befand: der schwimmbeckenartigen Grube und der hüfthohen Bretterbohlenumzäunung, die den Rand umgab.
    Die Kreatur in der Grube stieß ein donnerndes Brüllen aus. Sherlock hörte das Tapsen von Pfoten und das Kratzen von Klauen, als die Bestie auf seine Seite der Grube zustürmte.
    Er packte eine Bohle und zerrte sie nach oben. Sie war lose mit ein paar Bolzen im Boden verankert und widerstand einen Moment lang seiner Anstrengung. Doch die Verzweiflung ließ seine Kräfte derart wachsen, dass er sie schließlich hochgezogen bekam. Den Luxus eines Fehlversuchs konnte er sich nicht leisten. Die Bohle war etwa fünf Meter lang und einen Meter breit und so schwer, dass er Schwierigkeiten hatte, sie zu bugsieren. Aber irgendwie gelang es ihm, sie so zu kippen und in die Grube fallen zu lassen, dass sich ihr Ende unmittelbar am Grubenrand vor seinen Füßen befand – genau in der Umzäunungslücke, die zuvor von der Bohle eingenommen worden war.
    Er hatte eine Rampe geschaffen, über die das, was auch immer sich da unten befand, herausgelangen konnte.
    Es war das Einzige, was ihm einfiel, um so etwas wie Chancengleichheit herzustellen.
    Mit donnerndem Gebrüll kam eine riesige Gestalt aus der Grube heraufgewalzt und richtete sich bedrohlich vor ihm auf, die zottigen Arme weit ausgebreitet und die Klauen gespreizt wie eine Ansammlung von Messerklingen. Es war ein Bär, ein Braunbär, der von der Nasen- zur Schwanzspitze gut und gern drei Meter maß. Seine Augen glühten rot vor irrsinniger Wut. Gott allein mochte wissen, wie Macfarlane zu dem Tier gekommen war. Vermutlich hatte er
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