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Young Sherlock Holmes 4

Young Sherlock Holmes 4

Titel: Young Sherlock Holmes 4
Autoren: Andrew Lane
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aufzuspringen und wegzurennen, falls Hendricks auch nur die geringste Bewegung auf ihn zumachte.
    Doch halt, nein! Wenn Hendricks ein Mörder war, warum sollte er Sherlock dann alles erzählen, was er wissen musste, um das Verbrechen aufzuklären?
    »Jemand hat den Fingerhut hier absichtlich hingelegt, damit die Kaninchen ihn fressen?«, fragte der Mann. »So dass die Wahrscheinlichkeit groß war, dass, wenn ich ein Kaninchen fange, sein Fleisch vergiftet war?«
    Sherlock nickte. »Wie lange würde es dauern, bis sich wohl eine ausreichende Menge Gift im Körper angesammelt hat?«
    »Eine Woche«, sagte Hendricks. »Vielleicht zwei. Aber … wer würde so etwas tun? Etwas so Barbarisches?«
    Statt zu antworten, musterte Sherlock den Boden. Die Erde war hart – zu hart, als dass dort irgendwelche Abdrücke von Schuhen oder Stiefeln zurückgeblieben sein konnten. Er mochte vielleicht wissen,
wie
die Tat begangen worden war. Aber diese Information war nutzlos, wenn er nicht wusste,
wer
dahintersteckte.
    Er wollte wieder einen Blick auf die Uhr werfen, hielt sich jedoch davon ab. Genau zu wissen, wie wenig Zeit ihm noch blieb, würde sein Denkvermögen nicht im Geringsten verbessern.
    Sein Blick huschte von Kaninchenloch zu Kaninchenloch, auf der Suche nach etwas, irgendetwas, was wichtig sein könnte. Da sah er plötzlich etwas Ungewöhnliches auf dem Boden liegen. Es war braun und verschrumpelt und sah ein bisschen aus wie ein langer gerader Wurm. Er starrte den Gegenstand einige Augenblicke lang an und fragte sich, warum ein toter Wurm so langgestreckt daliegen sollte, als ihm alles klarwurde.
    Es war kein Wurm. Es waren die Überreste eines Strahls ausgespuckten Kautabaks.
    Er warf Hendricks einen Blick zu. Der Gärtner war Sherlocks Blick gefolgt und starrte ebenfalls auf die Kautabakreste.
    »Nehmen Sie Kautabak?«, murmelte Sherlock.
    »Kann nicht behaupten, dass ich mir diese Gewohnheit jemals angeeignet hab’«, erwiderte er. »Ich rauch’ keinen Tabak und ich kau’ auch keinen. Aber ich kenn’ jemanden, der’s tut.«
    Sherlock musste an den Butler denken, der ihn mit Kautabak im Mund durchs Haus geführt hatte. Und wie er verkündet hatte, dass der Garten und die Wälder nicht zu seinem Bereich gehörten. Wenn das stimmte, warum war er dann hier draußen gewesen? So weit vom Haus entfernt?
    »Sie müssen zur Polizei«, sagte Sherlock. »Und sagen, was Sie gefunden haben.«
    »Was
Sie
gefunden haben«, erwiderte der Gärtner zerknirscht. »Ich bin derjenige, dem das alles hätte auffallen müssen. Ist es aber nicht.«
    Sherlock schüttelte den Kopf. »Die Polizei wird nicht auf mich hören. Ich bin ein Kind und außerdem nicht von hier. Die Chancen, dass sie Ihnen glauben, sind größer. Wenn Sie wollen, dass Aggie Macfarlane freikommt, müssen Sie ihnen alles erzählen.«
    »Aye. Werde ich«, sagte er, und auf seinem Gesicht zeigte sich der Anflug eines Lächelns. »Ich hab’ schon immer eine Schwäche für Aggie gehabt. Ich werde tun, was immer ich kann, um sie freizubekommen. Aber was ist mit Ihnen?«
    Und jetzt blickte Sherlock tatsächlich auf seine Uhr.
    Zehn nach eins. Ihm blieb weniger als eine Stunde, um wieder zurückzufahren und Macfarlane davon zu überzeugen, dass er Aggies Namen reinwaschen konnte.
    »Ich muss los«, sagte er. »Ich muss in null Komma nichts woanders sein.«
    Und dann rannte er. Er flog förmlich den ganzen Weg zum Haus entlang, wo Dunlow und Brough auf ihn warteten. Noch bevor er die Kutsche erreichte, rief er schon von weitem: »Schnell! Wir müssen zurück!«
    Während er in die bereits anfahrende Kutsche kletterte, warf er einen Blick auf das Herrenhaus zurück. Er meinte, hinter einem der Erdgeschossfenster den Butler zu erkennen, wie er Sherlock hinterherstarrte. Aber die Kutsche holperte zu stark, um sicher zu sein. Als sie davonfuhren, kam Sherlock unfreiwillig Mrs Eglantine in den Sinn. Waren etwa alle leitenden Hausangestellten potentielle Mörder?
    Während die Kutsche die Straßen, Gassen und Alleen von Edinburgh entlangratterte, behielt Sherlock seine Uhr in der Hand. Sein Herz pochte heftig, und in Stirn und Ohren verspürte er einen Druck. Er wollte aus dem Gefährt springen und losrennen, doch das wäre alles andere als logisch gewesen. Die Kutsche bewegte sich bereits schneller voran, als er jemals dazu in der Lage gewesen wäre.
    Er hasste es zu warten. Er hasste es, von anderen Leuten abhängig zu sein. Er wollte etwas unternehmen.
Irgendetwas.
    Wohl
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