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Young Sherlock Holmes 4

Young Sherlock Holmes 4

Titel: Young Sherlock Holmes 4
Autoren: Andrew Lane
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zum tausendsten Mal warf er einen Blick aus dem Fenster. Mauern, Fenster, Straßenschilder und Laternen flogen vorbei und verschwammen zu einer amorphen Masse. Edinburgh war sicher eine wunderbare Stadt, doch im Moment hasste er sie.
    Er merkte, dass sie sich ihrem Ziel näherten, als die ersten Lagerhäuser an ihnen vorbeizogen und die normalen Häuser immer spärlicher wurden. Die Kutsche war noch nicht ganz zum Halten gekommen, als Sherlock auch schon heraussprang und auf das Lagerhaus zusprintete, das er von vorhin erkannte. Macfarlanes Hauptquartier.
    »Junge«, rief Dunlow. »Warte auf uns!« Sherlock stürmte in vollem Tempo durch die Eingangstür. Die Männer, die dort Wache standen, versuchten ihn aufzuhalten. Aber irgendwie gelang es ihm, an den sich nach ihm ausstreckenden Händen vorbeizuschlüpfen.
    Mit Gerufe und Geschrei in seinem Windschatten rannte er erst weiter durch den Raum mit den Hundekämpfen und dann durch den, in dem die beiden Männer gegeneinander gekämpft hatten.
    »Ich hab’s geschafft!«, schrie er, als er in den Raum kam, in dem Macfarlane seinen Hof hielt. Er entdeckte Amyus Crowe, der sich schützend neben Virginia gestellt hatte, sowie Rufus Stone und Matty. Ihre überraschten Blicke trafen ihn, während er schlitternd vor Macfarlanes Podest zum Stehen kam. »Ich hab’s geschafft«, wiederholte er. »Ich weiß, wer Sir Benedict Ventham umgebracht hat, und es war nicht Ihre Schwester! Es war der Butler. Ich weiß nicht, warum er es getan hat, aber ich weiß, dass er es war.«
    »Das sind gute Neuigkeiten«, sagte Macfarlane, dessen zuvor fast schon aufgeräumte Stimmung verflogen zu sein schien – mit einem Ton, in dem plötzlich etwas Grimmiges lag. »Ich schulde dir was, Jungchen, wie wir es vereinbart haben. Das Problem ist nur, dass ich nicht in der Position bin, meine Schulden zu begleichen, und du nicht, sie einzufordern.«
    Sherlock wollte gerade fragen, was er damit meinte, und betonen, dass sie einen Deal hatten, als ihm plötzlich bewusst wurde, dass die meisten Augen im Raum nicht auf ihn oder Macfarlane gerichtet waren, sondern an ihm vorbei in Richtung Tür. Als er sich umdrehte, ahnte er bereits, was er sehen würde.
    Zehn Männer standen dort an der Wand aufgereiht – so, dass sie für jeden, der den Raum betrat, nicht zu sehen waren. Neun von ihnen hatten Armbrüste auf Macfarlane, seine Männer und auf Sherlock gerichtet. Der zehnte Mann jedoch stand gelassen in etwa einem Schritt Entfernung vor den anderen. Er war von unterdurchschnittlicher Größe und hatte kurze Haare, die sorgfältig über der Stirn zur Seite gebürstet waren. Seine perfekt geschneiderte Kleidung saß wie angegossen. Seine Hände ruhten auf einem schwarzen Spazierstock aus Holz. Und der Knauf des Stocks bestand aus einem goldenen Totenkopf. All dies registrierte Sherlock in einem einzigen Augenblick, doch es waren nicht das Gesicht und die Hände des Mannes, die seine Aufmerksamkeit auf sich zogen. Vielmehr gab es keinen Quadratzentimeter auf seiner Haut, der nicht mit einem Namenszug tätowiert war. »Alfred Whiting«, »Corporal Bill Cottingham«, »Winnie Thomas« und »Paul Fallows« konnte Sherlock von dort aus lesen, wo er stand. Alle Namen waren in Schwarz geschrieben. Doch deutlich sichtbar prangte mitten auf seiner Stirn »Virginia Crowe« in roten Buchstaben.
    »Bryce Scobell«, sagte Sherlock gefasst.
    »So trifft man sich wieder«, antwortete Scobell in seiner seltsam präzisen und sanften Stimme. »Ich bitte um Entschuldigung. Ich weiß, dass meine Verabredung etwas später stattfinden sollte. Aber ich konnte einfach nicht länger warten. Mr Crowes Schicksal und das seiner wunderschönen Tochter liegt mir nun schon so lange auf der Seele, und natürlich auf der Haut.« Er starrte auf Sherlock. Seine Augen waren so schwarz, dass Sherlock die Pupille nicht von der Iris unterscheiden konnte. »Du hast mir gestern signifikante Schwierigkeiten bereitet. Durch dich sind zwei meiner Männer zu Krüppeln geworden.«
    Sherlock ließ den Blick an der Reihe von Scobells Männern entlanggleiten. Aber er konnte keine Gipsbandagen oder Verbände entdecken.
    »Oh, du wirst sie hier nicht finden«, fuhr Scobell fort. Ein leichtes Lächeln lag auf seinem Gesicht. »Wenn sie sich ernsthaft verletzen, erledige ich sie immer, so wie ich es mit meinen Pferden mache.«
    »Warum arbeiten die anderen dann noch weiter für Sie?«, fragte Sherlock. »Wenn ich sie wäre, würde ich das Risiko nicht
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