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Young Sherlock Holmes 4

Young Sherlock Holmes 4

Titel: Young Sherlock Holmes 4
Autoren: Andrew Lane
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eingehen.« Während er sprach, musterte er Scobell von unten bis oben, auf der Suche nach irgendetwas, womit er den Mann verbal beeinflussen oder sich einen Vorteil verschaffen könnte, sollte es zu einem Kampf kommen. Aber da war nichts. Keinerlei Anhaltspunkte, die irgendwie auf Scobells Person und Psyche schließen ließen. Er hätte ebenso gut eine gehende und sprechende Schaufensterpuppe vor sich haben können.
    »Sie fürchten sich natürlich vor dem, was mit ihnen passieren wird, wenn sie mich verlassen«, erwiderte Scobell. »Und ich belohne sie gut genug, um sie für ihr Risiko zu entschädigen. Wenn es eines gibt, was ich über die Menschen gelernt habe, dann dies: Niemand glaubt jemals von sich selbst, dass er sterben wird. Die anderen um einen herum, ja, aber jeder für sich glaubt, unbezwingbar zu sein.«
     
    Sherlocks Aufmerksamkeit wurde auf den goldenen Totenschädel an der Spitze des Spazierstocks gelenkt. Die dunklen Löcher der Augenhöhlen schienen ihn anzustarren. Er glaubte, etwas auf der Oberseite des Schädels wahrnehmen zu können, eine Art Schlitz oder so etwas. Aber bevor er herausfinden konnte, was es war, hatte Scobell den Stock erhoben, so dass dessen Spitze direkt auf Sherlocks Gesicht zeigte. Eine leichte Bewegung seines Fingers, der in die linke Augenhöhle des Schädels glitt, und eine dünne Klinge kam aus der Spitze des Stockes hervorgeschossen. Drohend hing die Klingenspitze in der Luft – nur einen Zentimeter von Sherlocks rechtem Auge entfernt. Er spürte, wie sich Schweißperlen auf seiner Stirn bildeten.
    »Leider ist«, begann Scobell wieder mit dieser schrecklichen sanften Stimme, »keine Zeit mehr für Etikette und höfliches Gescherze, so fürchte ich. Ich habe einen engen Zeitplan, und da gibt es etwas, was ich mir schon vor Jahren zu erledigen geschworen habe. Rache, so sagt man, ist ein Gericht, das am besten kalt serviert wird. Aber ich habe nun schon so lange gewartet, dass meine Rache auf dem Teller sozusagen zu Eis erstarrt ist.« Er wandte den Blick zu Crowe, der in der Nähe des Podestes stand. »Sie schulden mir etwas. Sie schulden mir etwas für den Tod meiner Frau und meines Kindes.«
    »Lassen Sie die Jungen gehen, Scobell!«, rief Crowe. »Sie haben Ihnen nichts zuleide getan. Ich bin es, den Sie wollen.«
    »Im Gegenteil«, antwortete Scobell. »Die beiden haben mich einige meiner besten Männer gekostet. Ich werde später meine Rache an ihnen vollziehen, aber zuerst werde ich mich um Ihre wunderschöne Tochter kümmern – die, wie ich Ihnen verspreche, nicht mehr so wunderschön sein wird, wenn ich mit ihr fertig bin und danach sind Sie an der Reihe.«
    Gahan Macfarlane trat vor. »Das ist mein Haus«, knurrte er. »Und Sie sind hier zu Gast.
Ich
erteile hier die Befehle.«
    Langsam ließ Scobell die Klingenspitze auf den Boden sinken. Er drückte auf den goldenen Schädel, und die Klinge glitt wieder in den Stock zurück.
    Sherlock vernahm ein Klicken, als sie von irgendeinem Federmechanismus arretiert wurde – bereit, bei Bedarf wieder hervorzuschießen.
    Immer noch wurde seine Aufmerksamkeit von dem Schlitz auf der Spitze des Totenschädels gefesselt. Wozu diente der bloß?
    Scobell heftete seinen Blick gelassen auf Macfarlane. »Ich halte alle Trümpfe in der Hand«, stellte er klar. »Sie haben nichts unternommen, mich zu verärgern – noch nicht aber ob Sie noch lange genug auf der Erde weilen, um einen weiteren Tag zu erleben, hängt davon ab, inwiefern Sie sicherstellen können, dass das so bleibt.«
    »Sie geben mir«, donnerte Macfarlane, »keine Befehle in meinem …«
    Bevor er den Satz zu Ende bringen konnte, hob Scobell seine freie Hand. Einer der Männer hinter ihm legte mit einer leichten, flüssigen Bewegung die Armbrust an und drückte den Abzug. Mit einem metallisch klingenden Sirren schnellte die Sehne nach vorne und ließ den Bolzen durch die Luft sausen. Er traf Dunham mitten in die Brust. Entsetzt starrte er einen Moment lang auf das Geschoss, bevor er nach vorne auf die Knie fiel. Er blickte zu Macfarlane auf und versuchte etwas zu sagen, aber stattdessen sackte er einfach zur Seite auf die Steinplatten.
    »Ich erteile Befehle, wo immer und wann immer es mir beliebt«, stellte Scobell klar, mit so ruhiger Stimme, als würde er sich am Kiosk eine Zeitung kaufen.
    Sherlock blickte sich um, nahm alles in sich auf, was er wahrnahm, und überlegte fieberhaft, ob sich etwas davon verwenden ließ, um die Dynamik der Situation zu
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