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0855 - Kalis Würgertruppe

0855 - Kalis Würgertruppe

Titel: 0855 - Kalis Würgertruppe
Autoren: Jason Dark
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Beim Start der Maschine in Bombay war es gnadenlos heiß gewesen, doch nun, bei der Landung in London, fror Carol Deep, obwohl sie ein herrlicher Frühlingsabend empfing, der von einer seidenweich wirkenden Dämmerung begleitet wurde.
    Die Passagiere der Air India waren allesamt guter Laune. Die meisten stammten sowieso aus Europa, und ihnen gefiel dieses Wetter eben besser als der Staub und die Hitze auf dem gewaltigen Subkontinent.
    Von einer guten Laune konnte Carol Deep nicht sprechen. Bei ihr war das Gegenteil der Fall. Sie spürte eine tief sitzende und bohrende Angst. Nicht erst seit dem Landeanflug, schon vor dem Start war dieses Gefühl vorhanden gewesen. Sie glaubte, es soeben noch geschafft zu haben, aber die Männer, die ihr auf den Fersen waren, würden nicht aufgeben. Sie hatten ihr Netzwerk quer über die Welt gespannt. Dabei war ihnen das Geschlecht der Person egal.
    Der Clipper war ausgerollt. Er stand bereits, die Passagiere hatten sich von ihren Plätzen erhoben. Auch Carol, die am Gang gesessen hatte. Links von ihr, auf dem anderen Gangplatz, stand ein Inder, ein hochgewachsener Mann. Für einen Moment erstarrte sie, als sie einen Blick in seine Augen warf. Sie sah dort einen Ausdruck, der sie tief erwischte. Dieser Mann hatte einen hypnotischen Blick, und Carol konnte nicht einmal feststellen, welche Farbe seine Pupillen aufwiesen. Sie waren dunkel, auch hell und gleichzeitig farbig. Seine Haare hatte der Mann unter einem weißen, kunstvoll geschlungenen Turban verdeckt. Das Gesicht zeigte eine für einen Inder sehr helle Bräune. Charmant lächelnd ließ er ihr den Vortritt.
    Carol nickte verlegen. Sie hatte sich nicht einmal für diese Aufmerksamkeit bedankt, und sie fragte sich, ob dieser Mann zu ihren Feinden gehörte.
    Vorstellbar war es schon, aber sie wollte nicht daran glauben.
    Ohne sich umzudrehen, wußte sie sehr genau, daß er immer dicht hinter ihr blieb. Sie konnte seine Aura spüren, aber Carol widerstand der Versuchung, sich umzudrehen.
    Mochten ihre Gegner noch so stark und mächtig sein. Daß man sie hier im Flugzeug oder am Flughafen umbringen würde, daran wollte sie einfach nicht glauben. Das war auch für die mächtige Gruppe zu riskant. Deshalb atmete sie auf, stellte sich innerlich darauf ein, wieder in der Heimat zu sein, und sie dachte an ihre Berichte, die sie mitgebracht hatte. Sie würden zwar nicht einschlagen wie eine Bombe, aber sie würden einige Menschen hoffentlich aus ihrer Lethargie aufwecken, damit das Problem endlich einmal an die Öffentlichkeit gelangte.
    Und sie wollte anklagen, denn die großen Geschäftemacher hockten nicht nur in Indien, auch in London waren sie etabliert und verdienten sich durch den Handel mit Teppichen goldene Nasen.
    Für einen Teppich, der für tausend Pfund verkauft wurde, mußte ein Kind mehr als einen Monat schuften, und das für einen Lohn, der nicht einmal fünf Pfund ausmachte, falls es überhaupt Geld bekam. Die Gesundheit ruinierte es sich sowieso.
    Mit diesen Gedanken beschäftigte sich Carol Deep, als sie durch den Andocktunnel die Empfangshalle betrat. Es würden die üblichen Kontrollen ablaufen. Sie lauerte auf ein Telefon, würde anschließend in ihre Wohnung fahren und in aller Ruhe ein Bad nehmen.
    Oder kontrollierten sie die Wohnung auch?
    Zuzutrauen war es ihnen. Das Gefühl der Überlegenheit und der Sicherheit drängte sich zurück und schuf wieder der verfluchten Angst Platz. Sie mußte sich erst damit abfinden, in einer anderen Welt zu sein, obwohl sich die Flughäfen in allen Kontinenten irgendwie ähnelten.
    Der Weg, den die Passagiere nehmen mußten, war vorgezeichnet.
    Den hochgewachsenen Inder hatte Carol seit dem Ausstieg nicht mehr gesehen. Sie drehte sich auch nicht um und entdeckte ihn erst wieder, als die Pässe kontrolliert wurden, wobei sie sich darüber wunderte, wie höflich der Mann behandelt wurde. Er mußte schon etwas Besonderes sein, denn diese Höflichkeit kam nicht allen Passagieren zugute. Vielleicht war er ein Maharadscha oder ein wichtiger Politiker.
    Jedenfalls war er vor ihr fertig. Als er ging, fing sie noch einen Blick von ihm auf. Carol wußte nicht, wie sie ihn deuten sollte. Sie kannte den Mann jedenfalls nicht. Oder galt er ihren blonden Haaren und der modischen Kurzhaarfrisur?
    Carol war locker gekleidet. Das hellgraue Kostüm saß nicht zu eng, die Bluse unter der Jacke zeigte eine Brombeerfarbe, und der Rock endete dicht über den Knien.
    Der Beamte schaute sich ihre
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