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Ich weiss, dass du luegst

Ich weiss, dass du luegst

Titel: Ich weiss, dass du luegst
Autoren: Paul Ekman
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Vorwort
    von Thorsten Havener

    Dieses Vorwort zu verfassen, das ist für mich etwas ganz Besonderes. Denn das Thema «Lügen» ist eines meiner Lieblingsthemen. Ich habe in meinen Büchern bislang ganz bewusst nie etwas über das Aufdecken von Unwahrheiten geschrieben. Das liegt ganz einfach daran, dass ich zu diesem Thema nichts zu sagen habe, was Paul Ekman nicht bereits gesagt hätte. Er ist zweifellos einer der bedeutendsten Beobachter und Analysten unserer Zeit.
    Ekman ist einer der Köpfe hinter der Erfolgsserie Lie to me. Neben ihm wirkt sogar die Hauptperson Cal Lightman -übrigens herausragend gespielt von Tim Roth - wie ein kleiner Wicht. Ekman ist einfach eine Ikone. Forschungen werden bei ihm stets akribisch durchgeführt und sind, was seine Deutung angeht, einzigartig.
    Paul Ekman ist besessen von der Mimik der Menschen und hat sie wie kein Zweiter unter die Lupe genommen. Einige seiner Erkenntnisse gelten noch heute als bahnbrechend: Denn Ekman hat allen Unkenrufen zum Trotz bewiesen, dass die Mimik - also alles, was sich in unserem Gesicht abspielt, während wir reden und denken - bei allen Menschen nach demselben Muster abläuft. Weltweit. Egal, aus welcher Kultur man kommt. Ob Sie mit einem Menschen aus Timbuktu oder Buxtehude reden: Die Emotionen in den Gesichtern sehen bei uns allen gleich aus. Wenn wir traurig sind, weinen wir, und wenn wir Ekel empfinden, rümpfen wir die Nase, das macht jeder so, überall auf der Welt. Ekman ist weit gereist und hat mit zahlreichen Probanden seine Forschungen angestellt, um das notwendige Wissen zu sammeln, zu katalogisieren, zu bewerten und auch weiterzugeben.
    Ekman war Schüler des bedeutenden Psychologieprofessors Silvan Tomkins. Dieser hatte eine besondere Fähigkeit: Er konnte anhand der Bewegungen von Pferden erkennen, ob sie das nächste Rennen gewinnen würden oder nicht. Um so weit zu kommen, beobachtete er auf der Rennbahn mit einem Fernglas stundenlang, welche emotionale Beziehung ein Tier zum anderen rechts und links von ihm aufbaute. Aus dieser Erkenntnis zog er Rückschlüsse auf den Erfolg des betreffenden Pferdes im späteren Rennen. In seinen Analysen war Tomkins so treffsicher, dass er fast immer die Wetten gewann. Während er an seiner Doktorarbeit schrieb, engagierten ihn sogar professionelle Wettspezialisten. Er konnte einfach den Motivationsgrad des Rennpferds erspüren und damit auch seine Erfolgschancen im Rennen erahnen.
    Ekman hatte Tomkins Anfang der sechziger Jahre kennengelernt und war sofort fasziniert von ihm und seiner Arbeit. Daraufhin machte er sich daran, ein Wörterbuch für das menschliche Gesicht zusammenzustellen. Damals waren die meisten Psychologen der Überzeugung, einen solchen Gesichtsatlas könnte es nicht geben, jedenfalls keinen, der zuverlässige Erkenntnisse lieferte. Die Mimik sei angeboren und unterscheide sich sowieso von Mensch zu Mensch, so argumentierten sie. Die Wissenschaftler glaubten also, die Mimik wäre genetisch fundiert und nur in geringem Maß erlernt.
    Ekman war ursprünglich gar nicht am Thema «Mimik» interessiert gewesen. Er erforschte zunächst nur die Gestik und entwickelte eine Methode, mit deren Hilfe man bei Neurotikern bestimmte Störungen entlarven oder Depressive von Nichtdepressiven unterscheiden konnte. Weiterhin ließ seine Erkenntnis Rückschlüsse dahingehend zu, ob ein Patient auf eine zukünftige Therapie ansprechen würde oder nicht.
    In dieser Zeit traf Ekman auf Silvan Tomkins, eine Begegnung, die er noch heute als Glücksfall bezeichnet. Zunächst war Ekman davon überzeugt gewesen, die Thesen von Tomkins hätten keinen hohen Erkenntniswert. Umso erstaunter war er von den Ergebnissen seiner eigenen Nachforschungen: Tomkins hatte recht. Die Mimik der Menschen ist als universell anzusehen und lässt zuverlässige Rückschlüsse auf bestimmte Emotionen zu. Ab diesem Moment wurde Ekman endgültig von dem Thema gepackt: Er wollte das Gesicht und seinen Ausdruck entschlüsseln. Die Fundgrube für alle menschlichen Regungen, um die sich bislang noch niemand systematisch gekümmert hatte.
    Um das Lexikon der Mimik zu schreiben, ließ Ekman nichts aus. Er wollte jeden, aber auch wirklich jeden Gesichtsausdruck katalogisieren und deuten, also lernte er, alle Muskeln im Gesicht bewusst zu bewegen und bestimmte Mimikspiele immer wieder herbeizuführen und die Reaktionen des Gegenübers zu testen. Wenn er dazu nicht selbst in der Lage war, wandte er sich an eine Universität in
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