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Wolfslied Roman

Wolfslied Roman

Titel: Wolfslied Roman
Autoren: Alisa Sheckley
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Kayla landete leichtfüßig neben mir.
    »Was machen wir jetzt?«, fragte sie - auch wenn es eher wie der leise Schrei eines Streifenkauzes klang. Zumindest fiel es mir leichter, diesen Vogel zu verstehen als eine Kreischeule. Wölfe können die Laute der meisten Eulen und Rabenvögel deuten, aber Kreischen - das war ein ziemlich merkwürdiger Dialekt.
    »Was machen wir jetzt?«, wiederholte Kayla. Vielleicht sagte sie auch etwas ganz anderes. Was Sprachen betraf, war ich noch nie sonderlich begabt gewesen. Die Wolfshunde umkreisten vorsichtig den Eingang zur Höhle, schnüffelten und sprangen dann zurück, als wären sie von etwas gebissen worden.
    Ich jaulte leise, um Kayla dadurch mitzuteilen, dass wir zuerst herausfinden mussten, was los war, ehe wir hineinstürmten. Doch selbst ich, die ich mich schon des Öfteren ziemlich feige gezeigt hatte, musste einsehen, dass uns wohl nichts anderes übrigblieb, als die Höhlen zu erkunden und dabei so wachsam wie möglich zu sein.
    Wie bei vielen Höhlen war auch der Eingang zu dieser hier täuschend klein. Es war ein schmales Loch, hinter dem sich auf den ersten Blick nicht viel mehr als ein Fuchsbau zu verbergen schien. Zumindest war es einfacher, auf vier Beinen hindurchzugehen, als es das vermutlich auf zweien gewesen wäre. Einige Meter weit fühlte sich das Ganze ausgesprochen
klaustrophobisch an, doch dann wurden die Wände breiter, und die Decke dehnte sich aus.
    Als wir uns schließlich umblickten, fanden wir uns in einem riesigen natürlichen Amphitheater wieder. Es war stockdunkel, doch Wölfe und Eulen können nachts ausgezeichnet sehen, so dass die Dunkelheit für uns kein Problem darstellte. Die Decke der Höhle wirkte wie eine umgedrehte Kathedrale aus Stalaktiten, die hübsch anzusehen gewesen wären, wenn sie mich nicht an Speerspitzen erinnert hätten, die auf unsere Köpfe gerichtet waren.
    Kayla setzte sich auf meinen Rücken, und ich lief langsam über den glatten, glitschigen Steinboden, wobei ich ständig den kühlen Geruch schnupperte, der diesen Ort durchtränkte. Mein Rudel folgte mir zögernd. Baby und Bonbon tapsten vorsichtig mit den Pfoten vorwärts, während Schäfer und Hudson mutiger voranschritten.
    Eine leichte Brise kam auf, und ich schnüffelte erneut. Unter den Geruch der Mineralien und Steine mischten sich andere Aromen, die mir vertraut waren - die Gerüche von Magda, Hunter und den Brüdern.
    Und von Red.
    »Du bist zu spät, Doc.«
    Ich drehte mich um und entdeckte Red, der mir aus der Tiefe der Höhle entgegenkam. Als ich seine geliebte Stimme vernahm, duckte ich mich, legte die Ohren an und wedelte kreisförmig mit dem Schwanz, was auf Wölfisch Ich liebe dich bedeutete.
    Natürlich drückte sich meine Begeisterung, ihn wiederzusehen, nur in einem jämmerlichen Wimmern aus, wie das oft der Fall ist, selbst wenn man sich auf zwei Beinen durchs Leben bewegt. Reds Miene wirkte wehmütig. Er trug eine
alte Jeans und eine Lederjacke, die seine schlanke Gestalt unterstrich. Ich verspürte das dringende Bedürfnis, ihn zu riechen, weshalb ich auch an ihm hochsprang, meine Schnauze an sein Gesicht hielt und tief Luft holte. Ich konnte seine Güte und Freundlichkeit ebenso wie seine Angst und seine Anspannung riechen.
    Er schob mich sanft von sich. Irgendetwas machte ihn nervös. Erneut versuchte ich, an ihm zu schnüffeln, um mehr zu erfahren.
    »Das reicht, Mädchen«, sagte er, und in seiner Stimme klang eine Eiseskälte und Härte an, wie ich sie noch nie zuvor gehört hatte.
    Er war noch immer wütend auf mich.
    Kayla stieß einen leisen Schrei aus und hüpfte auf Reds Arm. Er betrachtete sie, und dann verwandelte sich seine ernste Miene einen Augenblick lang in Belustigung.
    »Gütiger Himmel«, sagte er. »Was ist denn mit dir passiert?«
    Kayla bauschte ihr Gefieder auf und drehte den Kopf um beinahe 360 Grad, um mich anzusehen.
    Ich gab ein leises Bellen von mir, denn zu mehr war ich unter diesen Umständen nicht in der Lage. Zu meiner Erleichterung schien Red unverletzt zu sein. Nachdem ich hatte mitanhören müssen, wie Bruin ihn als Boxsack benutzte, war ich auf das Schlimmste vorbereitet gewesen.
    »Du scheinst neue Freunde gewonnen zu haben.« Red wies mit dem Kopf auf die riesigen Wolfshunde, die neugierig beobachteten, wie der unbekannte Mann seine Hand auf meinen Nacken legte. »Es wird wohl das Beste sein, die großen Reden auf später zu verschieben«, fügte er hinzu. Ich verspürte eine solche Welle der Erleichterung
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