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Wolfslied Roman

Wolfslied Roman

Titel: Wolfslied Roman
Autoren: Alisa Sheckley
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Maden auf Toast zu mir nehmen, und biss dann mutig in den Kopf des Pfefferkuchenmannes.
    Die Hunde begannen um einen Bissen zu betteln, und ehe ich Kayla davon abhalten konnte, warf sie den vieren ein paar Brösel hin. Die Hunde stürzten sich darauf und schnüffelten dann auf dem Boden nach mehr.
    »Siehst du?« Kayla schob sich das letzte Stück in den Mund. »Das war doch gar nicht so schlimm.« Sie zeigte auf die Flasche. »Öffnen wir die auch noch?«
    Ich knabberte weiter an dem Pfefferkuchen und warf einen Blick auf die Flasche. Sie hatte einen altmodischen Bügelverschluss und ließ sich nicht öffnen.
    Mir gelang es jedenfalls nicht. »Schaffst du das?«
    Ich reichte Kayla die Flasche, die sie problemlos aufmachte und sie mir dann wieder reichte. »Du zuerst.«
    »Nein, du.«

    Ohne weitere Widerrede nahm sie einen großen Schluck Wein. »Auch nicht schlecht«, meinte sie. »Schmeckt ein bisschen wie Messwein.«
    Ich schnüffelte an der offenen Flasche. Das Gebräu der Schwestern roch fruchtig süß und ein bisschen nach Pflaumen. Ich trank einen Schluck, dessen Geschmack mich an ein Erlebnis vor vielen Jahren denken ließ, das ich schon lange vergessen hatte.
    Als ich noch sehr klein gewesen war - so etwa drei oder vier Jahre alt -, hatte die Mutter meines Vaters in der Badewanne unseres Hauses einmal Wein angesetzt. Ich konnte mich noch gut daran erinnern, dass ich ihr beim Zerdrücken der Trauben geholfen hatte. Meine abuela , die ich heute noch als sehr alte Frau in einem schwarzen Kleid vor mir sehe, hatte mich probieren lassen und war selbst ziemlich beschwipst auf nackten Füßen durchs Badezimmer getanzt. Ihre Füße waren voller Schwielen, und die Haut wirkte so trocken wie hartes Leder. Seltsamerweise war ihr Gesicht trotz des Tanzes ernst, ja sogar leidend geblieben. Damals wusste ich noch nichts über Flamenco. »Wein und Tanz«, hatte sie mit ihrem starken spanischen Akzent erklärt. »Das sind zwei Wege in die Magie. Comprendes ?«
    Ich hatte seit vielen Jahren nicht mehr an diese Szene gedacht. Abuela starb, als ich sechs oder sieben war, und nur mein Vater war zu ihrer Beerdigung nach Spanien geflogen. Meine Mutter und ich waren zu Hause geblieben. Zu jener Zeit hatten meine Eltern bereits große Schwierigkeiten in ihrer Ehe. Trotzdem hätte ich mir gewünscht, die Beerdigung miterleben und mich von meiner Großmutter ordentlich verabschieden zu dürfen.
    »Ich glaube, wir müssen tanzen«, erklärte ich Kayla.

    »Mensch, du bist aber schnell betrunken.«
    »Nein, du verstehst mich falsch. Ich glaube, das gehört dazu. Eine Art Verscheuchen der Wolken durch einen Tanz, um den Mond sehen zu können.«
    Sie zog eine Augenbraue hoch. »Okay.« Sie stand auf und zog ihre schweren Kellnerinnenschuhe aus. »Aber brauchen wir dazu nicht Musik?«
    »Wir können ja singen«, schlug ich vor und zog die Schnürsenkel meiner Turnschuhe auf. »Such dir was aus.«
    »Wie wäre es mit It’s a wonderful night for a moondance «, fragte sie und begann schon zu singen, wobei sie sich dazu mit ihren Hüften und Armen bewegte. Trotz ihrer zugelegten Pfunde besaß sie die selbstverständliche Anmut und Grazie einer Frau, die früher einmal die Ballettschule besucht hatte. Dann hielt sie inne. »Ich komme mir idiotisch vor.«
    »Wir könnten auch diesen Song aus den sechziger Jahren singen - Moonbeams and Peppermints . Wenn wir ihn zusammenkriegen …«
    »Oder den von Cat Stevens … Moonshadow.«
    »Ich glaube, dazu könnte ich nicht tanzen«, entgegnete ich. »Warte mal! Mir fällt noch einer ein. Dancing in the moonlight «, begann ich und schnalzte dazu mit den Fingern.
    »Oh ja, das liebe ich«, sagte Kayla. »Tralala und dudeldum«, trällerte sie fröhlich.
    »Ich kann mich aber gar niiiicht an die Worte erinnern«, fiel ich ein, doch schon nach wenigen Sekunden hörten wir mit dem Singen und Tanzen auf.
    »Das funktioniert nicht.«
    »Vielleicht muss uns ja auch nur schwindlig werden«, überlegte Kayla. »Wir könnten uns im Kreis drehen. Das mache ich manchmal mit meiner Tochter.«

    »Du hast eine Tochter?« Ich starrte sie überrascht an, und sie lachte.
    »Ja - sie ist sechs und nicht von Hunter, sondern von Dan.«
    »Oh.« Kayla musste noch sehr jung gewesen sein, als sie das Kind bekommen hatte. Und Dan hatte sie wegen ihrer Affäre mit Hunter verlassen. »Das mit Dan tut mir leid«, sagte ich. »Es muss hart für dich gewesen sein, ihn zu verlieren.«
    Sie zuckte die Achseln. »Das machte mir am
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