Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wolfslied Roman

Wolfslied Roman

Titel: Wolfslied Roman
Autoren: Alisa Sheckley
Vom Netzwerk:
anlegt.«
    Kayla stieß einen empörten Schrei aus und ordnete dann ihre Flügel, so dass sie sich besser an ihren Körper anschmiegten.
    »Lass das. Okay?« Red ging an Ladyhawke vorbei, die sogleich die Gelegenheit ergriff, mich am Schwanz zu zerren. Ich schnappte nach ihr, woraufhin Red erneut an meiner
Leine riss - diesmal noch härter. »Und du lässt sie auch in Ruhe. Verstanden?«, sagte er zu mir. Sein scharfer Tonfall verletzte mich.
    Dann hörte ich ein tiefes, heiseres Knurren, das beinahe wie ein Lachen klang, und entdeckte einen riesigen honigfarbenen Bären, der auf seinen Hinterbeinen am Eingang zur Höhle stand. Bruin. Schwerfällig ließ er sich auf seine vier Pfoten nieder. Erst als er eintrat, bemerkte ich Lilliana, die ihm folgte.
    Sie trug eine Männerjeans und ein Hemd, das für ihre schlanke Gestalt mindestens zwei Größen zu groß war. Ihre Haare, die sie normalerweise elegant hochgesteckt hatte, kräuselten sich an den Schläfen. Dennoch wirkte sie auch in diesem Outfit wie eine ägyptische Pharaonin und nicht im Geringsten wie eine Geisel. Einen Moment lang trafen sich unsere Augen, und sie betrachtete mich kühl und zurückhaltend. Ich wusste nicht, was ich von diesem distanzierten Blick halten sollte, ermahnte mich aber, nicht nach Äußerlichkeiten zu urteilen. Ich musste abwarten und versuchen herauszufinden, ob sie weiterhin auf meiner Seite stand oder nicht.
    Bruin sah mich an, knurrte dann und schüttelte sich. Seine Bärenhaut glitt von ihm ab, und zum Vorschein kam seine menschliche Gestalt. Im Gegensatz zu uns Lykanthropen war er nach der Verwandlung nicht nackt, was - wie ich fand - einen großen Vorteil darstellte. Er fuhr sich mit der Hand durch die kräftigen goldbraunen Haare und ging dann neben mir in die Hocke, so dass ich mit der Schnauze an seinen halbhohen Mokassinstiefeln schnüffeln konnte.
    »Deine Gefährtin lässt offensichtlich nicht so leicht locker«, sagte er zu Red.

    »Sie ist gar nicht mehr meine Gefährtin.« Red bedachte mich mit einem Blick, der traurig wirkte. »Aber sie hat eine Kämpfernatur. Das stimmt.«
    »Schade, dass sie nicht mehr deine Gefährtin ist«, erwiderte Bruin. »Vor allem wenn man bedenkt, was du alles für sie geopfert hast.« Sein Lächeln wirkte freudlos. »Du hast dein eigenes langes Leben, deine Macht und deine Stellung gegen das lächerlich kurze Leben eines Sterblichen eingetauscht - und das alles wegen einer Frau, die dir immer wieder untreu ist. Quel dommage! «
    »Lass das«, wies Red ihn verärgert zurecht. »Du musst das hier nicht so breittreten.«
    »Aber ich finde, dass das eine echte Ironie des Schicksals ist. Sie weiß nicht einmal, was du eingesetzt und verloren hast - nicht wahr? Du wolltest sie bei ihrer Entscheidung nicht beeinflussen.«
    »Halt die Klappe«, fuhr Red ihn an.
    Ich hatte ihn noch nie so zornig erlebt. Doch da war noch etwas anderes. Außer dem Zorn zeigte sich auch etwas wie Scham - ein Gefühl, versagt zu haben. Erst jetzt begriff ich, was hier vor sich ging: Red war niemals Bruins Gefangener gewesen. Er hatte mich belogen - so viel war klar. Was ich jedoch noch nicht verstand, war der Grund für einen solchen Schwindel.
    »Bruin«, sagte Lilliana und berührte den Bären sanft am Arm. »Das ist nicht nötig.« Ihre Stimme klang beruhigend - wie Balsam für die Seele.
    »Ich dachte, deine Freundin möchte vielleicht wissen, weshalb der Kojote den Entschluss gefasst hat, die ganze Stadt zu hintergehen.« Bruin musterte mich eingehend. »Das willst du doch wissen, nicht wahr? Es ist wirklich
merkwürdig, wenn man bedenkt, was der Kojote für diese Stadt schon alles herausgehandelt hatte - nur um es letztlich doch wieder zurückzugeben.«
    »Ich bin kein Kojote«, widersprach Red, wie er das auch schon oft bei Magda getan hatte. Er war ein roter Wolf, und es machte ihn wahnsinnig, wenn man ihn mit einem Kojoten verwechselte.
    Bruin runzelte die Stirn und nickte. »Nicht mehr - das stimmt.« Er packte mich an der Schnauze und betrachtete mich aus schmalen Augen. »Weißt du, was er damals eingesetzt hat, um dich freizubekommen? Was er aufgab, nur um dich zu finden und dich in Sicherheit bringen zu können?« Er stupste meinen Kopf an. »Hast du überhaupt die geringste Ahnung?«
    »Lass sie los«, befahl Red, der jetzt weniger wütend als vielmehr müde klang.
    »Bruin, bitte.« Lilliana sprach so leise, dass ich die Ohren spitzen musste, um sie verstehen zu können.
    Der Bärengeist warf ihr über die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher