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0541 - Der Sohn des Höllenfürsten

0541 - Der Sohn des Höllenfürsten

Titel: 0541 - Der Sohn des Höllenfürsten
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Vor einigen Tagen hatten die Zigeuner ihr Lager draußen vor den Stadtmauern von Trier aufgeschlagen. Zamorra hatte den Aufbau von der Stadt aus beobachtet. Aus der Erzählung Robert Tendykes wußte er die ungefähre Zeit, hatte auch in uralten Chroniken nächgeforscht und war dann, als er in die Vergangenheit reiste, tatsächlich auf Anhieb fündig geworden. Zuerst hatte er geglaubt, Tage und Wochen auf das Erscheinen der Sippe warten zu müssen. Aber schon am nächsten Tag war der Wagenzug des fahrenden Volkes eingetroffen.
    Man ließ sie nicht in die Stadt; den Zigeunern war das auch ganz recht so. Hier draußen hatten sie ihre Ruhe. Hin und wieder erschienen ein paar vereinzelte Frauen und Männer am Stadttor. Im Regelfall war ihnen auch Einlaß gewährt worden. Schließlich brachten sie selbstgefertigte Waren mit, die sie zu verkaufen suchten. Oder sie boten ihre Dienste für allerlei handwerkliche Tätigkeiten an - was ihnen aber prompt Streit mit den Zünften eintrug.
    Von Tendyke wußte Zamorra, was weiter geschah: Ein Sippenangehöriger namens Cigan wurde vom Häuptling Romano in die Stadt geschickt, um ein Goldstück in kleinere, brauchbarere Münzen zu tauschen. Dabei hatte er Pech. Er wurde von den Stadtbütteln festgenommen. Sie glaubten ihm natürlich nicht, daß ein Zigeuner rechtmäßiger Besitzer eines Goldstücks sein könnte. Sie unterzogen ihn einer eingehenden »Befragung«.
    Nachdem sie ihm dabei beide Daumen zerquetscht hatten, gestand er, daß der Sippenführer Romano im Bund mit dem Teufel sei, der ihm das Gold gegeben habe. Daraufhin übergaben sie ihn den Männern des Bischofs.
    Dessen Schergen fielen nun über das Lager her und wüteten gnadenlos. Zumal sie auch noch beim Heranrücken Zeugen gewesen waren, wie die Zigeuner eine alte Frau lebendig begruben.
    Und jetzt wurde Zamorra seinerseits Zeuge des Überfalls und konnte nicht eingreifen, weil er die Vergangenheit nicht ändern dürfte. Er durfte auch nicht später versuchen, die alte Blixbah, wie sie genannt wurde, wieder auszugraben. Sie war in der Vergangenheit gestorben. Außerdem würde sie ohnehin längst erstickt sein, bis er Gelegenheit bekam, sich um sie zu kümmern…
    Plötzlich entdeckte er Romano!
    Der Sippenführer befand sich nicht innerhalb des Lagers. Er war ein wenig abseits gewesen.
    Zamorra war es, als würde er jemanden beobachten und vorsichtig folgen, der jedoch für seine eigenen Augen unsichtbar blieb. Während Romano zwischen die Sträuchern schlich, erfolgte der Überfall.
    Jetzt stand Romano fassungslos da, die Hände gegen den Kopf gepreßt, als könne er nicht glauben, was er sehen mußte.
    Einer der berittenen Söldner entdeckte ihn im gleichen Moment. Er preschte auf ihn zu.
    Da warf Romano sich herum. Er versuchte davonzulaufen. Er wußte nur zu gut, daß er allein und mit seinem Dolch gegen den Reiter im Kettenhemd nichts ausrichten konnte.
    Aber zu Fuß konnte er dem Reiter nicht entkommen, zumal er den Fehler beging, ins offene Gelände zu laufen, statt im Unterholz zu verschwinden.
    Zamorra gab seinem Pferd die Sporen.
    Jetzt mußte er eingreifen.
    Denn Romano hatte diesen Angriff überlebt!
    Das zumindest hatte Tendyke erzählt. Und Romanos Überleben war einer der Gründe, weshalb Zamorra überhaupt erst die Zeitreise auf sich genommen hatte.
    Während Zamorra anritt und dem Söldner entgegengaloppierte, zog er sein Schwert aus der Scheide. Er hoffte, daß er den Gegner kampfunfähig machen konnte, ohne ihn ernsthaft zu verletzen oder zu töten. Denn das konnte ein Zeitparadoxon hervorrufen, das es zu verhindern galt.
    Andererseits konnte er den Mann bestimmt nicht mit freundlichen Worten daran hindern, Romano einfach Uber den Haufen zu reiten oder ihm im Vorbeigaloppieren den Kopf von den Schultern zu schlagen.
    Der Söldner achtete nur auf den davonlaufenden Zigeuner. Er entdeckte Zamorra erst im letzten Moment.
    Er riß sein Pferd herum, stürzte fast mit dem Tier.
    Zamorra ließ sein Schwert kreisen.
    Als der Söldner wieder herumschwang, schmetterte Zamorra ihm dessen erhobene Klinge aus der Faust.
    Der Mann schrie wütend auf; er schien es nicht fassen zu können, daß sich ihm jemand in den Weg stellte und die Partei eines lausigen, gottlosen Zigeuners ergriff.
    Seine Hand griff nach dem Streitkolben.
    Gleichzeitig versuchte er mit seinem Pferd Zamorra zu rammen.
    Dessen Tier stieg erschrocken auf.
    Zamorra flog rücklings aus dem Sattel. Er schaffte es gerade noch, die Füße aus den
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