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Wolfslied Roman

Wolfslied Roman

Titel: Wolfslied Roman
Autoren: Alisa Sheckley
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einzigen Mann für mich geben kann - ganz gleich, wie die Welt aussieht. Und dieser Mann bist du.« Ich holte tief Luft und gab dann ein gequältes Lachen von mir. »Ohne die Annehmlichkeiten unserer modernen Welt wird einem erst bewusst, was wirklich zählt.«
    Red schluckte, als wollte er einen bitteren Geschmack im Mund loswerden. »Das ist nett von dir, Doc. Aber du begreifst noch immer nicht, worum es hier geht. Ich war nicht unterwegs, um die Stadt zu retten. Ich war damit beschäftigt, die Schlüssel zu übergeben und sicherzustellen, dass mich niemand mit der ganzen Geschichte in Verbindung bringen kann. Verstehst du?«
    »Aber warum? Warum hast du das getan?«
    Er blickte mich an. »Du hast es doch schon selbst gesagt. Ich hatte gehofft, dass ich ohne die Annehmlichkeiten der modernen Welt besser bei dir ankäme. Nachdem du dich nicht von mir tätowieren lassen wolltest, glaubte ich, dass mir nichts anderes übrigbleiben würde, als es so zu versuchen. Hättest du ohne Wenn und Aber einer echten Vermählung mit mir zugestimmt, dann …« Er brach ab und schüttelte den Kopf. »Zumindest möchte ich, dass du weißt, wie leid mir das alles tut. Auch wenn das keinen Unterschied mehr macht.«
    »Rührend«, spottete Bruin. »Aber das ändert wirklich überhaupt nichts.«
    Ich drehte mich aufgebracht um und trat vor ihn. Mein Herz klopfte so heftig, dass mir das Sprechen schwerfiel.
»Vielleicht nicht. Aber vielleicht könnten wir ja auch zu einer Einigung kommen? Wie viel verlangt ihr für Red? Ich war damals nicht bereit, die ganze Zeremonie zu vollziehen, aber jetzt bin ich es.«
    »Jetzt ist es zu spät«, erklärte die Falkenfrau mit eisiger Stimme.
    »Aber warum denn? Bedeutet es jetzt nicht noch mehr, da ich doch endlich verstehe, was alles auf dem Spiel steht?« Ich trat zu Rocky. »Ich glaube nicht, dass es zu spät ist. Ihr wollt eure alten Pfade nicht verlieren. Das verstehe ich. Aber ich begreife einfach nicht, warum es dabei um alles oder nichts gehen muss. Ganz Northside oder gar nichts. Wir müssen doch keine Feinde sein. Wir können zusammen eine Lösung finden - da bin ich mir sicher.«
    »Schwachsinn.« Bruins Stimme überschlug sich fast vor Zorn. »Du meinst wohl, ich wüsste nicht, was ihr im Schilde führt? Wir treffen eine Vereinbarung mit euch, und kurz darauf ist ein Neuer an der Macht, den diese Vereinbarung nicht im Geringsten interessiert.«
    Rocky und Ladyhawke stellten sich hinter Bruin. Ich blickte an ihnen vorbei zu Lilliana. Eine Schweißperle lief ihr über die Stirn. Offenbar war sie gerade mit Senden beschäftigt. Stand sie nun auf meiner Seite, oder arbeitete sie gegen mich?
    »Was ist mit Lilliana?«, wollte ich wissen. »Sie gehört auch in unsere Realität. Ihr könnt doch nicht einfach eine ganze Stadt gefangen nehmen und in eine andere Dimension verschleppen - samt aller Einwohner.«
    »Lilliana liebt mich«, antwortete Bruin stolz und strich ihr zärtlich über den Arm. »Sie opfert sich für mich. Das tust du doch - nicht wahr, chérie ?«

    Lilliana blickte zu ihm auf und legte ihre schmale Hand an seine Wange. »Ich will meine Welt nicht verlieren«, erklärte sie und nannte ihn bei einem Namen, den ich bisher noch nicht gekannt hatte. »Ich möchte genauso wenig für immer im Exil leben, wie du das möchtest.«
    Bruin starrte sie an. »Aber du hast gesagt … ich dachte …« Seine Miene wirkte so verwirrt, dass es beinahe etwas Komisches hatte.
    »Es gibt noch eine andere Möglichkeit«, meldete ich mich erneut zu Wort. »Ihr könntet uns vertrauen. Euch mit uns zusammentun.«
    »Euch vertrauen?«, höhnte er. »Hast du eine Ahnung, wie oft ich schon vertraut, wie viele Vereinbarungen ich schon geschlossen habe?«
    »Ich weiß nicht«, meinte Rocky, der noch immer Reds Klappmesser auf- und zuschnappen ließ. »Ich glaube, sie könnte es ernst meinen.«
    Ich streckte meine Hand aus. »Dann gib mir das Messer, Rocky.«
    Er betrachtete mich einen Moment lang. In seinen Augen spiegelte sich Verschmitztheit und Ernsthaftigkeit zugleich wider. Er war Reds adoptierter Sohn, das ließ sich nicht leugnen. Die beiden waren einander überraschend ähnlich. Da warf er mir das Messer zu, und zu meiner Verblüffung fing ich es auf. Ohne Brille.
    »Hier«, sagte ich zu Bruin. »Nimm es.« Ich reichte es ihm und ging dann zu dem Steinaltar in der Mitte des Raumes. Ein wenig umständlich kletterte ich dort hinauf. »Ihr wollt also ein Opfer? Gut. Ich bin bereit, alles zu geben, was
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