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Wolfsbrut

Wolfsbrut

Titel: Wolfsbrut
Autoren: Whitley Strieber
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Abstürzen war tausendfach dem Schicksal vorzuziehen, von diesen Kreaturen ausgeweidet zu werden.
    Ein Kopf tauchte über der Kommode auf, verweilte einen Augenblick und verschwand. Diese Pause war länger als die vorherigen gewesen. Becky wappnete sich. Immer noch geschah nichts. Sie waren sehr vorsichtig. Sie wußten, was eine Waffe anrichten konnte.
    Es klingelte.
    Eine der Kreaturen schnellte über die Kommode, fletschte die Zähne und zielte mit den Klauen nach ihrem Hals.
    Becky feuerte ihre beiden letzten Schuß in die Schnauze, und das Tier fiel vor ihren Füßen zu Boden. Der Körper verkrampfte sich, die Muskeln standen wie straffe Seile vor. Dann brach es in einer Blutlache zusammen, die immer größer wurde. Becky betrachtete es mit einer Mischung aus Entsetzen und Traurigkeit. Der Wind wehte ihr das Haar ins Gesicht und schnitt in ihren Rücken. Sie sah durch das Durcheinander im Zimmer. Drei gräßliche Fratzen sahen sie über die Kommode hinweg an, die immer noch die Tür versperrte. Sie hob mit zitternden Händen die 38er in ihre Richtung. Sie konnte kaum das Gleichgewicht halten. Der Wind bedrängte sie und drohte sie jeden Augenblick umzuwerfen. Aber die Kreaturen zögerten angesichts der Waffe. Dann gab eines einen leisen, seltsamen Laut von sich... beinahe so etwas wie Trauer. Es machte die Augen zu, spannte die Muskeln - und wandte sich plötzlich vom Schlafzimmer ab. Jetzt verschwanden alle drei unter der Kommode.
    Dann wurde an die Tür geklopft. »Polizei«, sagte eine jugendliche Stimme.
    »Nein! Nicht die Tür aufmachen!«
    Es klopfte noch einmal, lauter. »Polizei! Aufmachen!«
    »Bleiben Sie draußen! Bleiben Sie... «
    Die Tür wurde krachend aufgestoßen. Die beiden Polizisten, die dort standen, hatten nicht einmal die Chance zu schreien. Becky hörte nur eine Reihe von polternden Lauten.
    Danach Stille.
    Jetzt weinte Becky. Sie hielt die Pistole immer noch in beiden Händen und schritt vorwärts. Aber sie konnte nicht weiter gehen. Sie sank auf das Bett. Ihre Pistole fiel zu Boden. Die Werwölfe würden jeden Augenblick kommen und sie töten.

    »He, was ist hier los?«
    Sie sah durch den Schleier ihrer Tränen auf. Zwei Streifenpolizisten standen mit gezückten Waffen auf der anderen Seite der Tür. Sie war fassungslos und traute ihren Augen kaum. »Ich... ich habe einen Verwundeten hier drinnen«, hörte sie sich flüstern.
    Die Polizisten schoben die Kommode zur Seite. Einer ging, ohne auf die beiden Werwölfe zu achten, zu Wilson. »Atmet noch«, sagte er, während der andere über Funk Hilfe anforderte.
    »Was ist hier los, Lady?«
    »Ich bin Neff, Detective Sergeant Neff. Das ist Detective Wilson.«
    »Ja, gut. Aber was, zum Teufel, ist das?«
    »Werwölfe.« Becky hörte wie aus weiter Ferne, wie sie das Wort aussprach. Kräftige Arme wurden um sie geschlungen und legten sie aufs Bett. Aber sie kämpfte noch gegen die Bewußtlosigkeit an. Es gab noch viel zu tun, keine Zeit zu schlafen.
    In der Ferne ertönten Sirenen, ein paar Minuten später Stimmen auf dem Flur. Dann Lichter, Blitzlichter, als Polizisten den Tatort fotografierten. Sie hob den Kopf so weit, daß sie sehen konnte, wie Wilson auf einer Bahre hinausgetragen wurde. »Blutgruppe Null-positiv«, rief sie schwach.
    Dann war jemand neben ihr und sah sie mit dem Ansatz eines Lächelns in dem müden Gesicht an. »Hallo, Mrs. Neff.« Er trat beiseite, als Arzthelfer sie auf eine Bahre hoben. »Mrs. Neff, haben Sie der Presse etwas zu sagen?«
    »Sie sind der Mann von der Post, nicht?«
    »Ich bin Garner, Ma'am.«
    Sie lächelte und machte die Augen zu. Jetzt bewegten sie sie, die Lichter des Flurs glitten über ihrem Gesicht dahin. Sam Garner eilte neben ihr her und versuchte, ihr ein Mikrofon vors Gesicht zu halten.
    »Es ist eine große Story, nicht?« sagte er atemlos.
    »Eine große Story«, sagte sie. Sam Garner lächelte wieder und bahnte sich mit Ellbogen einen Weg in den Fahrstuhl, der mit ihrer Bahre und den Arzthelfern bereits überfüllt war. Schmerzen pulsierten in ihrem Knöchel, sie war erschöpft, sie wollte die Augen zumachen, vergessen. Aber sie gab Garner seine Story.

EPILOG
    Die Mutter sprang, sobald die Waffe auf den Alten Vater abgefeuert worden war. Sie würde sie töten, dann würden sie zu viert den Leichnam ihres Vaters beseitigen.
    Und dann geschah das Unfaßbare. Die Waffe knallte erneut, und auch die Mutter wurde getötet.
    Sie betrachteten ihre leblose Gestalt und waren so erschrocken, daß
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