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Bradens Vergeltung

Bradens Vergeltung

Titel: Bradens Vergeltung
Autoren: Lora Leigh
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Prolog
    Sie wurden nicht geboren, sondern erschaffen, nicht aufgezogen, sondern ausgebildet. Es war ihnen nicht bestimmt, frei zu sein, zu lachen, zu spielen oder zu lieben. Sie waren Männer und Frauen, deren Seelen in den Feuern der Hölle geschmiedet worden waren.
    Jonas Wyatt starrte auf die Akten, die vor ihm lagen, die Berichte über die Breeds und ihre Gefährtinnen. Diese Männer und Frauen hatten etwas Einzigartiges gefunden: eine Verbindung, die anders war als alles, was die meisten Menschen kannten oder verstehen konnten. Und dies könnte jetzt durchaus die Meinung der Weltöffentlichkeit gegen sie aufbringen.
    Sie waren Breeds. Genetisch veränderte Wesen, die irgendwie in der Gunst Gottes, oder welcher existierenden Gottheit auch immer, standen. Sie hatten überlebt, und zwar nicht nur die genetischen Veränderungen, sondern auch die Grausamkeiten, die ihre Schöpfer jahrzehntelang an ihnen verübt hatten.
    Das Genetics Council.
    Er fuhr sich mit den Fingern durch das militärisch kurz geschnittene Haar und stieß rau die Luft aus, als das Tattoo auf seiner Kopfhaut unter dem raspelkurzen Haar kribbelte. F2–07. Die Laborkennung und Herkunftseinstufung, die ihm das Genetics Council zugeordnet hatte.
    Das Genetics Council war vor fast einem Jahrhundert gegründet worden und bestand aus einer Gruppe der zu jener Zeit größten Experten auf den Gebieten der Naturwissenschaft, Biologie, Physiologie und Genetik. Sie hatten das erste Labor finanziert und mit den ersten Experimenten begonnen. Monster, ohne Gewissen, ohne Reue und ohne Mitgefühl.
    Er verzog das Gesicht, erhob sich aus seinem Sessel und schritt durch sein Büro hinüber zu dem großen Fenster. Dort starrte er hinaus auf den perfekt getrimmten Rasen des bundesstaatlichen Gebäudes, in dem sich das Amt für Breeds-Angelegenheiten befand.
    Er schob die Hände in die Hosentaschen und starrte auf sein Spiegelbild im Fensterglas: militärisch aufrechte Haltung, Schultern gestrafft. Die seidengraue Hose und ein weißes Anzughemd betonten seine stattliche Figur. Er sah nicht fehl am Platze aus. An guten Tagen fühlte er sich auch nicht fehl am Platz.
    Heute war keiner der guten Tage.
    Auf der Straße, die neben den perfekt gepflegten Grünflächen und dem schmiedeeisernen Zaun verlief, herrschte reger Verkehr. Sorgfältig gestutzte Bäume standen auf dem Rasen, und in ihren trägen Schatten standen kleine weiße Betonbänke. Der Sommer hatte Einzug gehalten im Land und ließ die Luft über den Gehwegen und Straßen vor Hitze flimmern.
    Die Hauptstadt war belebt wie immer, und der politische Sumpf, durch den er sich in den letzten Monaten so effektiv hindurchgekämpft hatte, war auch nicht dichter als sonst. Aber er spürte, wie die Situation auf eine Art und Weise an ihm zerrte, die er nicht gewohnt war. Seine Loyalität stand auf dem Prüfstand, und ihm wurden seine Grenzen aufgezeigt. Und es gefiel ihm gar nicht, daran erinnert zu werden.
    Er war selbst ein Breed. Einhundertundzwölf Kilo und knappe zwei Meter massive Löwenhybridmuskeln und geschärfte Instinkte. Er war geschaffen worden, um zu töten, nicht um Verhandlungen zu führen. Aber schon früh im Leben hatte er die feine Kunst der Politik gelernt, die Kunst, zu manipulieren und eine Lüge in eine Wahrheit zu verpacken. Es war ihm sogar so gut gelungen, dass er sich mit einer Leichtigkeit in diese Position eingefunden hatte, die schon fast besorgniserregend war. War er das geworden, was er mit aller Kraft hinter sich lassen wollte? Ein Monster, das ein Leben als Mensch führte?
    Vielleicht.
    Die Löwen-Breeds waren als Erste erschaffen worden. Die ausgewählten Spermien und Eizellen entstammten starken Blutlinien: indianisch – hauptsächlich Apache oder Navajo –, irisch, schottisch, deutsch. Die Liste erschien ihm in manchen Momenten kein Ende zu nehmen. Nach erfolgter Auswahl waren die Veränderungen vorgenommen worden. Die Genetiker hatten geglaubt, sie hätten es endlich geschafft, die DNS zu isolieren, die für gewisse Verhaltensaspekte oder Schwächen verantwortlich war. Menschliche Schwäche wurde ersetzt durch animalische Stärke und Instinkte: außergewöhnliches Gehör, verbesserter Geruchssinn, gesteigerte Wahrnehmung, dazu größere Körperkraft, Ausdauer und perfekte Muskulatur.
    Sie hatten etwas geschaffen, was sie für den perfekten Wegwerfsoldaten hielten. Und dann begann man, sie auszubilden. Von Geburt an kannten sie weder Liebe noch Mitgefühl. Sie wurden Tests und
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