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Wolfsbrut

Wolfsbrut

Titel: Wolfsbrut
Autoren: Whitley Strieber
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    In Brooklyn bringen sie ausrangierte Autos zum Schrottplatz in der Fountain Avenue, gegenüber der Müllhalde Fountain Avenue. Abstellplatz und Müllhalde befinden sich auf einem Gelände, das auf dem Stadtplan ausgewiesen ist als »Spring Creek Park (in Planung)« - Quellbach-Park. Es gibt keine Quelle, keinen Bach und keinen Park.
    Normalerweise ist der Schrottplatz ruhig, die Stille wird nur gelegentlich von kämpfenden Meuten wilder Hunde unterbrochen, die dort hausen, oder von den Schreien der Möwen, die über der nahegelegenen, stinkenden, faulenden Müllhalde kreisen.
    Die Mitglieder der Funkstreife der Polizei, die den Schrottplatz besuchen, um Autowracks für die Schrottpresse zu kennzeichnen, betrachten den Platz nicht als gefährlich. Ab und zu werden die bis zu dreißig Zentimeter großen Ratten angriffslustig und dabei Opfer von Schießübungen. Auch die dürren kleinen Hunde greifen ab und zu an, aber ihrer wird man für gewöhnlich mit einem Schuß in den Boden Herr. Die Pflicht auf dem Abstellplatz besteht normalerweise darin, ein großes weißes »X« auf die verrostetsten Fahrzeuge zu schreiben und Polaroidaufnahmen davon zu machen, um zu beweisen, daß man sie wirklich nicht mehr retten konnte, sollten sich doch noch irgendwelche Besitzer melden.
    Keine Aufgabe, bei der die Männer an Gefahr denken, noch weniger ans Sterben; daher hätten einem Hugo DiFalco und Dennis Houlihan ins Gesicht gelacht, hätte man ihnen gesagt, daß sie nur noch drei Minuten zu leben hätten, als sie das erste Geräusch hinter sich hörten.
    »Was war das?« fragte Houlihan. Er langweilte sich und hätte nichts dagegen gehabt, ein paar Schüsse auf eine Ratte abfeuern zu können.
    »Ein Geräusch.«
    »Brillant. Dafür habe ich es auch gehalten.«
    Sie lachten beide. Dann folgte ein weiteres Geräusch, ein stakkatohaftes Knurren, das mit einem murmelnden, schrillen Laut ausklang. Die beiden Männer sahen einander an. »Hört sich an wie mein Bruder, wenn er unter der Dusche singt«, sagte DiFalco.
    Vor ihnen erklangen weitere Geräusche - Rascheln und erneut das ungewöhnliche Knurren. DiFalco und Houlihan blieben stehen. Sie machten keine Witze mehr, hatten aber auch keine Angst, sondern waren nur neugierig. Die schrottreifen Autos machten an diesem regnerischen Herbstnachmittag einfach keinen bedrohlichen Eindruck. Aber etwas war da draußen.
    Sie befanden sich nun im Mittelpunkt eines Kreises undeutlicher, raschelnder Bewegungen. Als den beiden Männern klar wurde, daß etwas sie umzingelt hatte, zeigten sie die ersten Anzeichen von Besorgnis. Jetzt hatten sie noch weniger als eine Minute zu leben. Beide bewegten sich ständig nach dem Leitsatz der Polizei: Es kann jederzeit etwas passieren. Aber was, zum Teufel, ging hier vor?
    Dann trat etwas zögernd zwischen zwei Schrottautos hervor und sah die Opfer an.
    Die Männer hatten keine Angst, aber sie spürten die Gefahr. Wie häufig in Augenblicken der Gefahr dachte Hugo DiFalco kurz an seine Frau, wie sie sagte: »Wir gehören zusammen.« Dennis Houlihan spürte, wie er eine Gänsehaut bekam, als würden sich seine sämtlichen Körperhärchen aufrichten.
    »Keine Bewegung, Mann«, sagte DiFalco.
    Es fauchte, als es die Stimme hörte. »Hinter uns wartet Verstärkung, Kumpel.« Ihre Stimmen waren leise und beherrscht, die Stimmen von Profis in Schwierigkeiten. Sie rückten dichter zusammen, ihre Schultern berührten einander. Beide Männer wußten, einer mußte sich umdrehen, der andere weiter in diese Richtung sehen. Aber das mußten sie nicht aussprechen; sie arbeiteten schon so lange zusammen.
    DiFalco begann sich umzudrehen und zog die Pistole. Das war sein Fehler.
    Zehn Sekunden später wurden ihre Kehlen aufgerissen. Zwanzig Sekunden später strömte der letzte Rest Lebens aus ihren Körpern heraus. Dreißig Sekunden später wurden sie systematisch verzehrt.
    Keiner der Männer hatte einen Laut von sich gegeben. Houlihan hatte gesehen, wie der vor ihnen mit den Augen geblinzelt hatte, aber bevor er der Bewegung folgen konnte, verspürte er schreckliche Schmerzen im Hals und bemühte sich, durch die Flut seines eigenen Blutes hindurch Luft zu bekommen.
    DiFalcos Hand hatte gerade den vertrauten geriffelten Griff seiner Dienstpistole umklammert, als sie brutal zur Seite gerissen wurde. Sein verblüffter Verstand nahm Schemen wahr, die sich unglaublich schnell bewegten, dann prallte etwas gegen seine Brust, und auch er blutete und schützte in der Phantasie den
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