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Wolfsbrut

Wolfsbrut

Titel: Wolfsbrut
Autoren: Whitley Strieber
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Wasser auf ihren nackten Körper prasselte, lachte sie tatsächlich vor Vergnügen. Wärme, herrliche Wärme, an mehr konnte sie nicht denken, während das Wasser über ihren Körper strömte. Es waren zweieinhalb brutale, mörderische Stunden gewesen, und sie war todmüde. Nachdem sie gründlich geduscht hatte, trocknete sie sich ab und puderte sich, dann zog sie wieder lange Unterhosen, Jeans und den Pullover an. Heute nacht war alles möglich, und sie konnte nicht davon ausgehen, daß sie nicht noch einmal hinaus mußte, möglicherweise in höchster Eile.
    Als sie ins Wohnzimmer kam, kauerte Wilson über dem Funkgerät, und Dick zog sich an. Er machte es langsam, aber er machte es. Einen Augenblick war sie verwirrt - wie lange war sie unter der Dusche gewesen? -, aber dann wurde ihr klar, was passiert war. »Durchhalten, Kumpel«, sagte Wilson, »Neff wird in einer Minute oben sein, dann können Sie herunterkommen.«
    Die Antwort war unverständlich.
    Becky rauchte vor Zorn. »Der kleine Scheißkerl! Laß ihn, wo er ist.«
    »Ich beeile mich nicht, Liebling«, sagte Dick gelassen. »Er winselt, seit er da oben ist.«
    »Er ist an der Tür«, rief Wilson von seinem Posten im Wohnzimmer.
    »Verdammt!« sagte Becky. »Wir brauchen den kleinen Dreckskerl. Wir drei können seine Schicht nicht übernehmen.«
    »Das müssen wir. Dick übernimmt eine Stunde, ich übernehme eine Stunde, du übernimmst eine halbe Stunde. Dann macht Dick seine volle Schicht und ich meine. Anders geht es nicht.« Er sagte es lakonisch, aber seine Stimme war müde. Sie wußten alle, welche Hölle da oben herrschte.
    »Überrascht mich nicht. Man kann nicht davon ausgehen, daß ein untrainierter Mann diese Belastung aushält. Aber ich beeile mich trotzdem nicht.«
    »Als wären wir selbst in besserer Verfassung. Verdammt, keiner von uns ist Streifenpolizist.«
    »Das gilt vielleicht für dich, Liebes. Ich bin in guter Verfassung. Du und Wilson, ihr seid im Eimer, aber...«
    »Okay, wie wäre es, wenn du seine und deine Schicht übernimmst? Fünf Stunden. Klingt das gut?«
    »Das käme euch gerade recht, was Liebling?« Er sagte es in ruhigem, gelassenen Tonfall. Was in Gottes Namen meinte er damit? Er konnte unmöglich denken, daß zwischen ihr und Wilson etwas war. Es war nichts - jedenfalls nicht sehr viel!
    Sie beschloß, nicht darauf einzugehen.
    Wieder fuhren die drei mit dem Fahrstuhl zum Dach. Ferguson saß auf der Treppe und sah völlig erschöpft aus. Keiner sagte etwas zu ihm, sie nahmen ihm lediglich die Ausrüstung ab und geleiteten Dick hinaus. Die Tür zur Hölle ging auf und zu, und Dick war draußen.
    Die Fahrt nach unten war angespannt und stumm. Als sie in der Wohnung waren, suchte Ferguson schweigend seine Sachen zusammen, ein Buch, Brieftasche und Schlüssel, die er nicht mit aufs Dach nehmen wollte. »Dieses Dach war zuviel für mich«, murmelte er. »Aber ich werde es wieder gutmachen; ich tue genau das, was ich von Anfang an hätte tun sollen.« Er ging hinaus, die Tür fiel hinter ihm ins Schloß. Ein letzter Blick zeigte ein Gesicht, das von Angst und Entschlossenheit gezeichnet war, mit aufgerissenen, glasigen Augen.
    »Laß ihn nicht gehen«, murmelte Wilson.
    »Nein, das sollten wir nicht.«
    Aber keiner bewegte sich. Vielleicht würde er auf der Straße sterben, vielleicht nicht. Es war sein Risiko, er hatte es selbst so gewollt. »Wir hätten ihn aufhalten sollen.«
    »Wie? Er ist ein entschlossener Mann. Und tapfer, obwohl er das Dach nicht ertragen konnte. Ruf Dick, fangen wir an.« Sie gingen zum Funkgerät.
    »Weißer Mann, etwa fünfunddreißig, verläßt das Gebäude«, sagte einer der Polizisten in Zivil, die vor dem Haus im Auto saßen. »Nee, ist nicht Neff.« Der andere hatte nicht einmal die Augen aufgemacht. Im Auto war es warm und ruhig, die beiden Polizisten bewegten sich kaum während den langen Stunden der Wache. Noch vier Stunden, dann würden sie abgelöst werden. Verdammt, in so einer Nacht konnte man einen schlimmeren Auftrag bekommen. Wahrscheinlich würde Captain Neff das Haus nicht vor morgen verlassen. Aber er hatte die kostbare Kamera, er mußte etwas damit vorhaben.
    Die beiden Zivilbeamten beobachteten Ferguson nicht, wie er an der Vorderfront des Hauses entlanghastete und um die Ecke bog. Hätten sie es getan, wären ihnen seine verstohlenen Bewegungen und die verzweifelten, raschen Blicke seiner Augen aufgefallen. Aber sie hätten nicht gesehen, was passierte, nachdem er um die Ecke
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