Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wolfsbrut

Wolfsbrut

Titel: Wolfsbrut
Autoren: Whitley Strieber
Vom Netzwerk:
gegangen war.
    Dort warteten sie unter Autos. Sie hatten sich in der Seitenstraße versteckt. Dort konnten sie Vorder- und Hintertür hören und gleichzeitig die Wohnung im Auge behalten. Als sie vertraute Schritte im Schnee hörten, waren sie voller Erwartung. Die Meute war angeschlagen und wütend und lechzte nach dem Töten.
    Als sie unter den Autos hervorkamen, blieb Ferguson stehen. Sie konnten die Angst deutlich an ihm riechen, er würde leichte Beute sein. Er breitete die Arme aus, Handflächen nach oben, die Geste, die er in dem alten Buch gesehen hatte. Sie ließen sich Zeit damit, in Position zu gehen. Er sah in ihre Gesichter. Sie faszinierten ihn trotz seiner Angst - grausam, rätselhaft, wunderschön. Sie kamen auf ihn zu, blieben wieder stehen. »Ich kann euch helfen«, sagte er leise.
    Drei führten den Angriff durch, während der vierte Wache hielt. Innerhalb von fünf Sekunden war Ferguson tot. Einer sprang ihm an die Brust, um ihn aus dem Gleichgewicht zu bringen; ein zweiter stellte ihm von hinten ein Bein, der dritte riß ihm in dem Augenblick, als er auf dem Boden aufschlug, den Hals auf.
    Ihre Rasse hatte die uralte Beziehung zu den Menschen längst vergessen. Seine Handzeichen hatten ihnen überhaupt nichts gesagt. Die vier rissen ihn buchstäblich in Stücke, zerrten in einem Wahn der Wut an ihm. Es waren die Mutter, die Zweitgeborenen und das Weibchen des dritten Wurfs. Der Alte Vater war verschwunden; sie waren nicht sicher, warum. Vielleicht schämte er sich zu sehr oder war zu gekränkt, seine neue Stelle hinter dem jüngsten der Meute einzunehmen.
    Aber er war in der Nähe, älter, listiger und schlauer als die anderen, und er wußte besser als sie, wie verzweifelt die Situation geworden war. Er war entschlossen, das Unrecht auszumerzen, das er seiner Meute zugefügt hatte - und sollte es ihn das Leben kosten. Er konnte sie zwar nicht sehen, hörte aber ihren Angriff. »Sie handeln aus Angst«, dachte er. »Sie brauchen Kraft und Mut.«
    Er beschloß, ihnen zu helfen. Er hatte ein paar Augenblicke die Anwesenheit eines Menschen auf dem Dach gespürt, und er hielt sich sorgsam dicht an der Hauswand, wo er von oben nicht gesehen werden konnte.
    Er ging rasch zur Vorderseite des Gebäudes, versteckte sich unter einem Auto und wartete. Ein paar Minuten später kamen zwei Fußgänger des Weges und machten die Tür zur Halle auf. Er lief hinter ihnen her.
    »He!«
    »Ein Hund - verdammt, Charlie, ich habe einen Hund reingelassen!«
    »Ich hole ihn - Herrgott, ist der schnell! «
    Er rannte zur Treppe und hinauf. Er wußte genau, wohin er wollte. Er vertraute seinem Glück, daß dies die richtige Treppe war. Die Rufe der Menschen unten wurden leiser. Vielleicht würden sie seine Anwesenheit wieder vergessen, vielleicht nicht. Ihm war die Gefahr seines Tuns bewußt, und er wußte, wie es wahrscheinlich enden würde.
    Aber er schuldete es der Meute, die er liebte.

    Dick Neff fluchte laut, als er die Kälte spürte und vom Wind erfaßt wurde. Becky war ein verdammtes Mädchen, daß sie das zweieinhalb Stunden ertragen hatte! Er war stolz auf sie, sie hatte sich mit keinem Ton beklagt. So jemand beschämte einen, rang einem Bewunderung ab. Sie war ein totaler Profi, kein Zweifel.
    Er war schwerer als seine Frau; der Wind zwang ihn nicht, auf dem Bauch zu kriechen. Aber er kroch trotzdem. Er kroch langsam und vorsichtig, weil es ihm nicht gefiel, wie ihn die Böen von hinten erfaßten und ins Rutschen brachten. Dreißig Stockwerke waren ein gottverdammt langer Fall. Er haßte solche Höhen. Die Aussicht aus seiner Wohnung war wunderschön, aber dies hier gefiel ihm nicht. Er stürzte in seinen Alpträumen immer ab, und in letzter Zeit war er oft abgestürzt. Sein Unbewußtes schaltete sich ein und erfüllte ihn mit einem seltsamen déjà vu. Es war, als wäre er schon einmal hier gewesen und auf den Abgrund zugekrochen und von eben diesem Wind gebeutelt und geschüttelt worden. Dies würde jedes Quentchen seiner Standhaftigkeit und seines Durchhaltevermögens auf die Probe stellen. Kein Wunder, daß Ferguson so schnell aufgegeben hatte; dies war eine Konfrontation mit der wilden Macht der Natur - und dort unten lauerte noch die größere Gefahr.
    Er konnte an den Abdrücken im Schnee erkennen, wo Becky gelegen hatte. Er ging ungefähr zur selben Stelle. Erst die Ausrüstung überprüfen, dann mit der Kamera suchen.
    Nichts zu sehen.
    Jetzt die Sprechprobe. Wilson war deutlich zu verstehen. Sie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher