Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Wohin die Liebe führt

Titel: Wohin die Liebe führt
Autoren: Unbekannter Autor
Vom Netzwerk:
Bescheid. Wenn ich jetzt zurückging in die Schichtarbeit, würde mir kein Bauunternehmer mehr einen besseren Posten geben. So etwas sprach sich herum wie ein Lauffeuer.
    Ich stieß eine große Rauchwolke aus und zerdrückte den Stummel im Aschenbecher. »Ich arbeite dann also noch bis abends und pack dann meinen Kram zusammen.«
    »Der neue Mann kommt schon heute nachmittag.«
    Ich begriff. »Gut - dann verschwinde ich schon mittags.«
    Er nickte, gab mir meine Lohntüte und ging hinaus. Ich starrte ihm ein paar Sekunden nach, dann machte ich mich daran, meine Sachen aus dem alten abgenutzten Schreibtisch herauszunehmen. Ich fuhr nicht direkt nach Hause. Ich ging in eine Bar und sah im Fernsehen, wie die »Reds« ihr Spiel verpatzten. Ich trank keinen Whisky, sondern hielt mich an das Fünfzehn-CentBier. Das Malheur passierte Maris, als ich das fünftemal aus dem Klo kam. Maris schlug den Ball gerade ins Außenfeld, und dann kam ein Bild des Managers der »Cincinnati Reds«, der düster zu Maris hinüberstierte.
    Der Barkeeper wischte die Theke vor mir ab. »Versager«, meinte er und sah geringschätzig über seine Schulter auf den Bildschirm. »Jawohl, das sind sie. Geborene Versager. Sie könnten gradesogut gleich aufhören.«
    Ich warf etwas Kleingeld auf die Theke und ging hinaus. Es hatte keinen Sinn, es noch länger hinauszuschieben. Irgendwann mußte ich’s Elizabeth ja doch erzählen.
    Tatsächlich war es leichter, als ich dachte. Ich glaube, schon aus der Art, wie ich vor der Zeit nach Hause kam, wußte sie es sofort. Sie sagte nichts, als ich’s ihr erzählte, sondern drehte sich nur um und schob den Braten, den sie gerade zurechtgemacht hatte, in die Röhre.
    Ich blieb stehen und wartete, daß sie etwas sagen würde. Was, wußte ich nicht. Irgendwas. Daß sie vielleicht ärgerlich wäre. Statt dessen handelte sie hundertprozentig als Frau. »Am besten, du gehst gleich hinein und spülst das Geschirr.«
    Ich wollte gerade noch einmal zwei Manhattans bestellen, als ich merkte, wie mich Elizabeth ansah. Ich bestellte Kaffee. Sie lächelte. »Auch das ist etwas, worüber du dich nicht zu beunruhigen brauchst«, sagte ich.
    »Es ist nicht der richtige Zeitpunkt, in die alte Tour zu verfallen«, sagte sie. »Du wirst einen sehr klaren Kopf brauchen, um Dani zu helfen.«
    »Ich wüßte nicht, was ich dabei tun könnte.«
    »Es muß aber etwas geben«, sagte sie, »sonst hätte Gordon dich nicht dort haben wollen.«
    »Das stimmt allerdings.«
    Der Platz, den unsere Gesellschaftsordnung den Vätern einräumt. Zu irgend etwas muß der Alte Herr doch taugen. Auch wenn’s nur die Nebenrolle im Fernsehen ist, die den Helden erst den richtigen Hintergrund gibt.
    Ich war unruhig. Die Zeiger der großen Wanduhr wiesen auf ein Viertel vor zwei. Ich brauchte Bewegung. »Wie wär’s, wenn wir ein Weilchen an die Luft gingen?«
    Elizabeth nickte. Ich nahm die Rechnung und zahlte beim Hinausgehen. Wir traten auf die Zuschauertribüne hinaus, als gerade ein Düsenflugzeug brüllend zur Landung hereinkam. Ich konnte das große Doppel-A an beiden Seiten sehen, während es auf seinen Platz rollte.
    Der Lautsprecher über unseren Köpfen plärrte: »American
    Airlines, Flug 42 aus New York. Flugsteig vier.«
    »Das muß meine Maschine sein«, sagte ich.
    Alles glatt und blank und groß. Vier mächtige Motoren an den so schwach wirkenden abgewinkelten Tragflächen. Jetzt wurden die Türen geöffnet. Die Passagiere begannen auszusteigen.
    »Zum erstenmal fühle ich mich ein bißchen verlassen«, sagte Elizabeth plötzlich.
    Ich sah sie an. Ihr Gesicht schien mir bleich in dem blauweiß fluoreszierenden Licht über dem Platz. Ich griff nach ihrer Hand. Sie war kalt.
    »Ich muß nicht, Elizabeth.«
    »Du mußt - und du weißt es.« Ihre Augen blickten schwermütig.
    »Nach Noras Begriffen nicht«, sagte ich. »Vor elf Jahren meinte sie, ich habe keinerlei Recht mehr.«
    »Und glaubst du das?«
    Ich antwortete nicht, sondern nahm mir eine Zigarette heraus und steckte sie an. Aber so leicht ließ Elizabeth nicht locker.
    »Nun? Bitte?« In ihrer Stimme war eine merkwürdige Härte.
    »Nein«, sagte ich und sah hinaus auf das Feld. Jetzt wurde das Gepäck aus dem Flugzeug geladen. »Ich weiß nicht, was ich glauben soll. Innerlich fühle ich, daß sie meine Tochter ist -absolut. Aber manchmal wünsche ich, es ist so, wie Nora gesagt hat. Alles wäre dann so viel leichter!«
    »Wirklich, Luke?« fragte sie weich. »Würde das die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher