Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Wohin die Liebe führt

Titel: Wohin die Liebe führt
Autoren: Unbekannter Autor
Vom Netzwerk:
rollte das große Flugzeug auf der Landebahn des Flughafens O’Hare in Chicago aus. Kühle Luft strömte in die Kabine, als die Tür aufsprang. Ich war als erster draußen. Ich hatte keine Zeit, höflich zu sein. Ich wußte nicht genau, ob Elizabeth mein Telegramm bekommen hatte. Ich rannte fast über das Feld, hinüber zu dem unvollendeten Empfangsgebäude. Zuerst sah ich sie nicht - es waren so viele Menschen da. Aber dann sah ich sie. Sie winkte und weinte und lächelte, alles auf einmal.
    Ich lief zu ihr, und die Welt hörte auf zu beben, und alle meine Schmerzen waren ausgelöscht. Ich hielt sie fest an mich gedrückt. »Ich liebe dich! Ich habe dich so vermißt!« sagte ich. »Du hast mir so gefehlt. Ich liebe dich!«
    Wir gingen hinüber, holten meine Handkoffer und gingen hinaus zum Wagen. Ich öffnete die hintere Tür, um mein Gepäck hineinzulegen, als ich einen andern Handkoffer darin stehen sah. Ich drehte mich um.
    Elizabeth sah mich an und lachte. »Ach, hab’ ich’s dir noch nicht gesagt? Wir müssen von hier direkt in die Klinik.«
    »Wie? Du meinst. jetzt?«
    »Ja, jetzt.«
    »Warum hast du mir das nicht gleich gesagt?« schrie ich. »Statt hier so viel Zeit zu verschwenden. Schnell! Steig ein!«
    »Du brauchst nichts zu überstürzen. Es ist noch Zeit. Die Wehen kommen nur ungefähr jede Stunde einmal.« Sie sah hinauf zu der großen Uhr über der Einfahrt zum Parkplatz. »Tatsächlich. jetzt müßte es gerade wieder soweit sein.«
    »Dann steh nicht hier herum!« rief ich. »Schnell, steig doch ein!« Sie hatte sich kaum gesetzt, als die Wehen wiederkamen. Ich sah, wie ihr Gesicht weiß und gequält wurde, aber es ging vorüber, und ihr Gesicht bekam wieder Farbe. »Siehst du«, sagte sie, »es war gar nicht so schlimm.«
    Ich weiß nicht mehr, wie schnell wir vor dem St.-Joseph-Krankenhaus waren. Ohne Zwischenfall. Die Polizisten waren vermutlich gerade alle zu Tisch gegangen.
    Wir gingen hinein. Elizabeth wurde sofort auf die Station gebracht. Fünfzehn Minuten später lag sie auf der Bahre, und sie fuhren sie hinauf in den Entbindungsraum.
    Ich stand an der Tür des Aufzugs und sah auf sie hinunter. Jetzt war sie sehr blaß, aber sie lächelte. »Mach nicht solch besorgtes Gesicht«, sagte sie. »Wir Schwedinnen kriegen keine Zustände, wir kriegen einfach Babys.«
    Ich beugte mich über sie und küßte sie. »Die Hauptsache ist, daß dir nichts geschieht!«
    Die Türen des Aufzugs öffneten sich. Die Schwester schob sie hinein. »Mir geschieht schon nichts. Aber paß du nur gut auf dich auf. Daß du mir jetzt keinen Kummer machst, hörst du?«
    »Ich höre«, sagte ich. Die Türen schlossen sich.
    Ich ging den Korridor entlang bis zu dem Zimmer, das den schönen Namen »Der Klub« hatte. Es waren schon mehrere wartende Ehemänner da. Sie sahen auf, als ich in die Tür trat. Ich warf einen Blick auf die Runde und ging wieder hinaus. Ich hatte keine Lust, mich zu ihnen zu setzen. Sie sahen scheußlich aus. Ich ging hinunter und kaufte mir noch ein Päckchen Zigaretten, zündete eine an und zog ein paarmal daran. Dann machte ich sie wieder aus und ging den Korridor hinunter.
    Ich stieg wieder die Treppe hinauf zum »Klub«. Selbst diese traurigen Burschen waren besser als niemand.
    Als ich mich setzte, sagte mein Nachbar: »Ich bin jetzt schon neun Stunden hier.«
    »Oooh.«, sagte ich. Ich steckte mir eine neue Zigarette an. Ich sah mich im Zimmer um. An den Wänden hingen Karikaturen. >Hier ist noch kein Vater abhanden gekommene Sehr komisch, wirklich!
    Jetzt erschien eine Schwester in der Tür, und als wären wir Marionetten, drehten sich alle unsere Köpfe zu ihr.
    »Mister Carey?« fragte sie. - »Das bin ich«, sagte ich und stand auf. Mir wurde ganz wirr im Kopf.
    »Hat der Mensch vielleicht ein Glück!« hörte ich den Mann neben mir murmeln. »Ich sitze neun Stunden hier - und er ist erst vor fünf Minuten gekommen!«
    Auch die Schwester hörte, was er sagte, denn sie lächelte, als sie auf mich zukam. »Das stimmt«, sagte sie und nickte. »Sie haben sehr viel Glück, Mister Carey!«
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher