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0845 - In der Gewalt der Shariden

0845 - In der Gewalt der Shariden

Titel: 0845 - In der Gewalt der Shariden
Autoren: Christian Montillon
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Deutschland: An einem kleinen Badesee in Rheinland-Pfalz
    Sandra Berg schrie.
    Ein dunkles, nebelartiges Ding machte sich an ihrem Freund zu schaffen. Sie konnte nicht sagen, woher es gekommen war. Aus dem See? Oder aus dem Wald?
    Sie stand starr vor Schrecken, wusste nicht, was sie tun sollte. Sie fühlte sich außerstande, Frank zu helfen. Angst und namenloses Grauen lähmten sie.
    Alles spielte sich in gespenstischer Lautlosigkeit ab. Frank schrie nicht, wahrscheinlich konnte er es längst nicht mehr. Das Ding gab ebenfalls keine Geräusche von sich.
    Im nächsten Moment war es vorbei, ebenso schnell, wie es begonnen hatte. Das wallende Etwas zog sich zurück, verschwand, löste sich auf.
    Sandra wusste es nicht. Nur eine Gewissheit hämmerte hinter ihren Schläfen: Frank lag vor ihr auf dem Boden.
    Regungslos. Verkrümmt.
    Tot!
    Ja, es konnte keinen Zweifel geben. Er war tot. Das Ding hatte ihn ermordet. Sandra beugte sich zu ihrem Freund hinunter.
    Seine Augen waren weit aufgerissen, der Mund zu einem stummen Schrei geöffnet. Grauen und Schmerzen spiegelten sich in den verzerrten Zügen. Das braune Haar war stumpf geworden, die Haut schrundig und spröde. Dennoch war er äußerlich unverletzt, nirgends glänzte auch nur ein Tropfen Blut.
    »Frank…«, sagte sie tonlos.
    Er antwortete nicht. Natürlich nicht.
    Sandra zitterte, spürte, wie ihr schwindelig wurde. Sie setzte sich auf den weichen Boden. Langsam begann sie zu verstehen, was ihre Augen sahen. Frank würde ihr nie wieder eine Antwort geben können.
    Sie strich über seine Wange. Die Haut fühlte sich rau an, wie uraltes, ausgetrocknetes Holz.
    Sie griff die nach oben gestreckte, verkrampfte Hand ihres Freundes, drückte sie, um ein letztes Mal Trost aus der Berührung zu schöpfen. Es knackte.
    Und Sandra Berg hielt einen abgebrochenen Finger ihres Freundes in der Hand.
    Schrill gellte das Kreischen der jungen Frau durch die Nacht…
    ***
    Angst peitschte sie voran.
    Sandra Berg rannte, wie sie noch nie zuvor in ihrem Leben gerannt war. Irgendwohin. In den Wald hinein, den Weg entlang, nur weg von dem Ort des entsetzlichen Geschehens.
    Nach einer Zeit, die ihr wie eine Ewigkeit vorkam, in Wirklichkeit aber wohl höchstens einige Minuten ausmachte, wurde ihr klar, dass sie die falsche Richtung eingeschlagen hatte. Jetzt, da die erste Panik verschwand, klärten sich ihre Gedanken.
    Doch nun war es zu spät. Um keinen Preis der Welt würde sie zurück zum See gehen, um ihn zu umrunden und auf der gegenüberliegenden Seite nach wenigen hundert Metern den Parkplatz zu erreichen, auf dem sie ihren Wagen abgestellt hatten.
    Sie blieb schwer atmend stehen. Es stach in ihren Seiten. Was sollte sie tun? Weitergehen, darauf hoffen, dass sie irgendwann auf jemanden traf, dem sie von dem Schrecklichen berichten konnte? Wo führte dieser Weg hin? In eine Ortschaft?
    Sie dachte nach, zermarterte sich das Gehirn, konnte sich jedoch an nichts erinnern. Immer wieder kreisten ihre Gedanken um das schreckliche Erlebnis.
    Plötzlich fror sie. Ein Schauer lief ihr über den Rücken. Ihr Magen zog sich krampfhaft zusammen. Sie wandte sich um und ahnte bereits, was sie sehen würde.
    Sie täuschte sich nicht.
    Hinter ihr schob sich etwas durch den Wald. Etwas Schwarzes, Großes, Entsetzliches. Eine wallende, formlose Wolke aus Dunkelheit. Das, was Frank getötet hatte!
    Entsetzen und Furcht bannten sie auf der Stelle, doch dann - ein Impuls, mächtiger als die Angst: FLIEH!
    Sie wirbelte herum und hetzte los.
    Die dunkle Wolke verfolgte sie. Sandra musste sich nicht umdrehen, um das zu wissen. Dieses Ding hatte sich ihren Freund geholt, und nun war sie an der Reihe.
    Ihre Lunge schien zu explodieren, doch sie achtete nicht darauf. Sie fühlte das Böse immer näher kommen, und das war wichtiger als die Schmerzen, wichtiger als die Schwäche in ihren zitternden Beinen.
    Plötzlich sah sie weit vor sich auf dem Weg etwas. Ein dunkelhaariger Mann näherte sich.
    »Fliehen Sie!«, schrie sie.
    »Was ist denn mit Ihnen los?«, hörte sie die Antwort, doch sie reagierte nicht darauf. Ohne darauf zu achten, hetzte sie an ihm vorbei, weg von dem Bösen, das sie verfolgte.
    Sofort meldeten sich Zweifel in ihr. Musste sie den anderen nicht noch einmal warnen? Sie durfte ihn doch nicht seinem Schicksal überlassen. Er war verloren, wenn er nicht sofort floh!
    Sie wirbelte in vollem Lauf herum, ohne nachzudenken. Die unbeholfene Bewegung ließ sie straucheln, sie stürzte über die
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