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0845 - In der Gewalt der Shariden

0845 - In der Gewalt der Shariden

Titel: 0845 - In der Gewalt der Shariden
Autoren: Christian Montillon
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eigenen Füße, prallte auf und schlitterte über den Boden des geschotterten Waldwegs. Kleine Steine schrammten über die frei liegende Haut.
    Sie schrie, tastete unwillkürlich über Wangen und Lippen, die wie Feuer brannten. Sie fühlte klebrige Nässe zwischen den Fingern.
    Der Schock riss sie aus der Panik. Mit einem Mal war sie fähig, die Situation nüchtern zu überdenken. Sie sprang auf.
    »Schnell, hauen Sie ab«, rief sie dem Mann zu, der bereits fünfzig oder mehr Meter hinter ihr zurückgeblieben war. Die schwarze Wolke war nicht zu sehen. Noch nicht.
    Der Unbekannte wandte sich um und eilte auf sie zu. Er mochte fünfzig oder sechzig Jahre alt sein. »Werden Sie verfolgt, Fräulein?«
    Verfolgt? Ja… aber nicht von einem Menschen. Das Ding, das hinter ihr her war, musste das Böse selbst sein, der Teufel oder einer seiner Dämonen. Oder ein Außerirdischer. Aber worum immer es sich handelte, es hatte sich zurückgezogen, genau wie nach dem Mord an ihrem Freunjd.
    Sandra legte sich gerade eine Antwort zurecht, als das formlose Wallen seitlich aus dem Wald schoss und sich über den Dunkelhaarigen stülpte, so schnell, dass dieser wohl nicht einmal bemerkte, was geschah. Das Verhängnis brach in einem Sekundenbruchteil über ihn herein.
    Sandras Hände ballten sich zu Fäusten. Sie glaubte, eine geheimnisvolle Macht banne sie auf der Stelle. Ihre Füße wollten sich keinen Millimeter bewegen, dem Fluchtbefehl nicht gehorchen, den ihr überreiztes Gehirn gab, Sie durchlitt ein Wechselbad der Gefühle wie nie zuvor in ihrem Leben. Schweißtropfen rannen ihr über die Stirn.
    Das dunkle Ding bedeckte den Unbekannten vollständig. Einmal zuckte ein Arm aus der Wolke, um gleich wieder zu verschwinden.
    Dieser Anblick riss Sandra in die Wirklichkeit zurück. Menschen waren gegen dieses monströse Ding völlig hilflos!
    Wenn sie nicht sofort floh, war sie ebenfalls schon so gut wie tot.
    Sie sprang von dem Weg, lief in den dichten Wald. Vielleicht würde der Dämon ihre Spur verlieren. Sie hetzte an den breiten Stämmen vorbei, übersprang ein strauchartiges Gewächs, landete auf feuchtem Laub und rutschte aus. Sie drohte wieder zu fallen, fing sich aber an einem Baumstamm ab. Ihre Finger bohrten sich in die weiche Rinde, ein Nagel brach, scharfer Schmerz durchzuckte sie bis in die Schultern.
    Sie drückte sich in den Schutz des Stammes. Ihr Atem flog, in der Brust stach es, als bohrten sich glühende Nadeln durch ihr Fleisch.
    Vorsichtig schob sie ihren Kopf zur Seite, bis sie an ihrer Deckung vorbeischauen konnte.
    Das schwarze Wallen war verschwunden. Zurückgeblieben war nur der schwarzhaarige Spaziergänger. Er lag auf dem Boden, in verkrampfter Haltung.
    Er war tot. Genau wie ihr Freund Frank. Das entsetzliche Schauspiel hatte sich in allen Einzelheiten wiederholt.
    Aber sie war entkommen. Der Dämon hatte sich zurückgezogen. Er hatte kein Interesse mehr an ihr. Sie spürte es in dem Moment, als ein Vogel zu singen begann und ihr klar wurde, dass bisher gespenstische Stille geherrscht hatte. In der Gegenwart des Bösen war jeder Laut der Natur verstummt.
    Das Grauen hatte ein Ende gefunden.
    Sandra fragte sich, warum sie zu lachen begann, während Tränen ihre Wangen herabrannen…
    ***
    Schweden: In der Region Värmland
    Der weißblonde Dolf Hellstrom spurtete los, überbrückte die nahezu fünfzig Meter, auf denen es keinen Sichtschutz gab, drückte sich dann an die Hauswand und atmete tief durch.
    Sein Blick huschte umher, suchte in der Dämmerung nach irgendjemandem, der auf ihn aufmerksam geworden war.
    Nichts. Keine Bewegung, kein Laut. Nicht einmal die Hunde schlugen an, vor denen ein Schild am Zaun warnte, der das Gelände des Landhauses umgab.
    Dolf atmete erleichtert aus. Sehr gut. Er war seinem Ziel so nahe wie nie zuvor.
    Bald würde er wissen, ob etwas dran war an den Gerüchten. Er würde die Wahrheit aus Mikael Petrén herausholen, dem verfluchten Kerl, von dem sich das ganze Dorf erzählte, dass er schon viele brave Ehefrauen rumgekriegt hatte.
    Hatte er auch Dolfs Frau Signe in sein Bett gelockt? War sie deswegen in den letzten Wochen so ungewohnt ausgeglichen und zufrieden, weil sie es mit diesem Dreckskerl trieb?
    Dolf zog die Pistole. Sie bildete sein bestes Argument. Er mochte vielleicht nicht redegewandt sein, aber er war bereit, bis zum Äußersten zu gehen.
    Wenn Petrén die Wahrheit nicht ausspuckte, würde er ihm eine Kugel ins Bein jagen und den Lauf anschließend an die Stirn
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