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Anna, 13, (un)verliebt

Anna, 13, (un)verliebt

Titel: Anna, 13, (un)verliebt
Autoren: Sibylle Rieckhof
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Samstag, 1. Februar
    In einer Woche hab ich Geburtstag!
    Eine Woche = sieben Tage. Sieben Tage lang bin ich noch zwölf und so lange darf John mich noch Küken nennen. Aber sobald ich dreizehn bin, hört das auf, sonst gibt’s Stress! Mit dreizehn ist man nämlich schon fast erwachsen und da muss man nicht mehr wie ein Kleinkind behandelt werden, schon gar nicht vom großen Bruder. Der wird bald fünfzehn und ist mächtig stolz drauf. Seine Stimme überschlägt sich nur noch manchmal und pendelt sich bei einem brummigen, tiefen C ein. Die Pickel von der Stirn sind auf den Rücken gewandert. Und der Flaum auf seiner Oberlippe sieht aus wie ein schmutziger Kakaorest. John nennt das großspurig »Bartwuchs«, aber zum Rasieren reicht es wirklich noch nicht, auch wenn er es immer wieder probiert.
    »John ist in einem schwierigen Alter«, sagt Mam immer, und es klingt so, als würde sie sagen: »John hat eine gefährliche Krankheit.«
    Ich glaube, Jungs sind ziemlich lange in diesem Alter. Mädchen fackeln das schneller ab, ohne Kieksstimme und Bartflaum.
13!
    Das sind noch ganze drei Jahre bis Sechzehn. Dann darf ich Vespa fahren, rauchen, schlimme Filme angucken und bis Mitternacht in die Disco gehen. Will ich alles gar nicht, bis auf die Disco vielleicht. Aber noch ein Jahr später darf ich den Führerschein machen und noch eins später kann ich machen, was ich will. So arbeitet man sich Jahr für Jahr voran wie ein Maulwurf, immer darf man ein bisschen mehr. Ob das wohl ein Leben lang so bleibt? Ich muss Oma mal fragen.
    Flecki liegt auf meinem Schreibtisch und döst. Mit dreizehn Jahren wäre sie eine uralte Katzendame, aber das ist zum Glück noch lange hin.
    In der Küche klappert Mam mit dem Geschirr vom Mittagessen. Wenn sie alles so laut macht, dann wissen wir: Sie ist genervt. Das kann mehrere Gründe haben:
John hat mal wieder rumgemotzt, aber weil er im schwierigen Alter ist und Mam eine Super-Mami sein will, darf sie nicht zurückmotzen.
Papa hat wieder vergessen, was zu reparieren/zu besorgen/zu klären.
Ich habe Mam noch nicht verraten, was ich an meinem Geburtstag machen will, und sie wird langsam nervös, weil sie nicht planen kann.
    Ich fürchte, es ist Punkt 3. Aber was soll ich machen, ich weiß es ja selbst nicht! Die Zeit der Kindergeburtstage ist endgültig vorbei. Aber welche Art von Party kommt jetzt?
    Ich mache mal lieber die Tür zu, dann höre ich Mams Lärm nicht. Gleich kommt Lilly, dann nehmen wir uns den Test in der FANCY vor und ich weiß genau, welcher Feiertyp ich bin. Danach sehen wir weiter.



Samstagabend
    Jetzt steht es fest: Ich bin die perfekte Gastgeberin, Lilly ist das Partygirl. Irgendwie schneidet Lilly bei solchen Tests immer besser ab als ich, zumindest interessanter. Aber das macht nichts. Lilly ist meine beste, älteste, treueste, witzigste und eigentlich auch einzige richtig gute Freundin, auf die ist man nicht neidisch. Und sie hat meistens gute Ideen.
    »Du gibst eine Party«, sagte Lilly entschieden. »Eine perfekte Gastgeberin braucht Gäste, sonst ist sie nicht perfekt.«
    »Und wen soll ich einladen?«
    Lilly grinste. »Mich natürlich. Und vielleicht ein paar aus der Klasse. Zoe zum Beispiel, Kim-Kathrin, Paula … Vielleicht Till, der ist zwar langweilig, aber nett. Und Lukas, der ist doch süß.«
    Das meinte Lilly ja wohl nicht im Ernst! Ausgerechnet die Zickenclique soll ich einladen? Zoe lästert über alles und jeden, Kim-Kathrin ist die Ober-Angeberin, und seit Paula es im letzten Sommer als Covergirl auf die FANCY geschafft hat, fühlt sie sich noch toller als früher. Till ist nett, aber keine Stimmungskanone. Und Lukas hält den Weltrekord im Rülpsen, das brauch ich nicht an meinem Geburtstag. Mit den anderen aus der Klasse hab ich nicht so viel zu tun, ich bin ja immer mit Lilly zusammen. Aber eine Party zu zweit ist keine richtige Party.
    »Dann lass es krachen!«, meinte Lilly. »Du postest deine Einladung auf Facebook und sagst, als Special Guest kommt Justin Bieber. Dann hast du garantiert Tausende Gäste und stehst endlich mal in der Zeitung.«
    »Hast du noch so einen guten Vorschlag?«, fragte ich.
    »Klar. Wir könnten ins Kino gehen.«
    »Wie spannend! Das können wir doch jeden Tag.«
    »Oder zum Bowlen?«
    »Spießig.«
    »Tierpark, Zirkus, Klettergarten …?«
    Ich schüttelte den Kopf. Ich war jetzt an einem Punkt, an dem ich alles doof fand. Lilly hätte die tollsten Sachen vorschlagen können; ich war nörgelig und hatte zu nichts
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