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Anna, 13, (un)verliebt

Anna, 13, (un)verliebt

Titel: Anna, 13, (un)verliebt
Autoren: Sibylle Rieckhof
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über alles reden muss. Mam kam ihm zu Hilfe. »Bei so einem Tanzkurs geht es doch um ganz andere Sachen. Um Jungs, um hübsche Kleider. Da muss man sich vielleicht sogar schminken, um mitzuhalten. Und geflirtet wird da auch.«
    Alle Achtung, Mam weiß Bescheid! Hätte ich ihr gar nicht zugetraut.
    Papa
:  »Und für all diese Dinge ist Anna eben noch zu jung. Basta.«
    Ich
:  »Heißt das, ihr verbietet es mir?«
    Papa
:  »Ja!«
    Mam
:  »Nein.«
    Papa
:  »Wieso ›Nein‹?«
    Mam
:  »Weil es ein Geschenk ist und weil ich keinen Streit mit Bine will.«
    Papa
:  »Ach, mit mir aber schon?«
    Mam
:  »Wir streiten ja gar nicht. Wir diskutieren sachlich.«
    John blätterte im Prospekt der Tanzschule und sagte: »Nun regt euch doch nicht so auf. Anna will ja schließlich nicht Bauchtanz lernen. Hier, es gibt auch Tanzkurse für Kids: ›
… wird den Kleinen spielerisch die Welt des Tanzens und Spaß an der Bewegung beigebracht.‹
Das ist genau das Richtige für unser Küken.«
    Den Rest des Tages war Peststimmung bei uns. Mam war sauer auf Tante Bine, Papa war sauer auf Mam, ich war sauer auf John. Ganz schön überheblich, der Typ! Und was habe ich gesagt: Ab dreizehn nie wieder ›Küken‹!!
    Natürlich gehe ich nicht in den Babykurs. Ich muss morgen mal alles mit Lilly besprechen.

Montag, 10. Februar
    Ich habe heute den Prospekt der Tanzschule mit in die Schule genommen und demonstrativ darin rumgeblättert. Paula, Kim-Kathrin und Zoe sollten ihn unbedingt sehen. Aber die waren wieder mal so mit sich beschäftigt, dass sie es überhaupt nicht gemerkt haben. Typisch.
    Lilly war dafür umso neugieriger. »Was man da alles machen kann!«, staunte sie. »Ich wusste gar nicht, dass es so viele verschiedene Tänze gibt. Guck mal da: Hochzeitstanz. Gibt es so was echt? Wie bei der Vogelhochzeit?«
    Wir kicherten und Miss Piggy sah strafend zu uns rüber. Wenn man sich nicht auf ihren Unterricht konzentriert, ist sie schrecklich humorlos.
    »He, das hier ist cool: Warum machst du nicht Hip-Hop?«, flüsterte Lilly.
    Jetzt fühlte sich Miss Piggy richtig gestört und ich mich auch. Mich störte an Lillys Satz nämlich das Wörtchen »du«.
    »Warum sagst du ›du‹?«, flüsterte ich zurück. »Willst du etwa nicht mitmachen?«
    Lilly schüttelte den Kopf. Sie tippte auf den Preis, der klein und verschämt unten auf der letzten Seite stand: 120 € pro Person.
    In diesem Moment legte sich Miss Piggys gewaltiger Schatten von hinten über uns. Energisch nahm sie mir den Prospekt aus der Hand.
    »Oh, Anna wants to learn dancing«
, flötete sie.
    Zack – 24 Köpfe drehten sich zu mir rum. Jetzt wussten es alle, auch der Zickenklub. Aber es war nicht der richtige Zeitpunkt, weiter darüber zu sprechen. Denn Anna und Lilly
now had to learn English, please
.

Dienstag, 11. Februar
    »Deine Tante Bine ist echt spendabel. So eine Tante hab ich leider nicht. Und ich habe auch nicht mal eben locker 120 Euro rumliegen. Also vergiss es. Oder besser: Ich vergesse es. Aber ich wünsche dir viel Spaß!«, hatte Lilly gesagt.
    Das Schlimme ist: Sie meinte es ehrlich! Ich an ihrer Stelle würde platzen vor Neid. Oder vor Eifersucht, wenn sie was Tolles ohne mich unternimmt. Aber Lilly ist da anders, absolut entspannt. Trotzdem habe ich nicht lockergelassen, denn ohne sie würde mir das Ganze wirklich keinen Spaß machen. »Wenn du kein Geld hast, müssen wir welches besorgen«, habe ich Lilly gesagt.
    Heute haben wir überlegt, wie das gehen könnte. Denn eigentlich wäre Lilly ja schon gerne dabei. Und sie findet es auch nicht toll, ständig keine Kohle zu haben.
    Zuerst fielen uns ein paar Sachen ein, die man nicht macht: eine Sparkasse überfallen. Einer alten Frau die Handtasche stehlen. Im Supermarkt Alcopops klauen und in der Oberstufe verticken. Das kam alles nicht infrage, denn wir haben beide keine kriminelle Energie.
    Aber wofür haben wir Energie? Das war die nächste Frage. Und wer gibt zwei Mädchen, die noch nicht mal vierzehn sind, einen Job?
    »Wie wär’s mit Babysitten?«, schlug ich vor. Lilly lächelte gequält. Sie muss jeden Tag auf Max aufpassen, ihr Bedarf an frechen Kleinen ist bis in alle Ewigkeit gedeckt.
    »Und Hundesitten?«
    »Schon besser«, meinte Lilly. »Überhaupt solche Sachen:
›Zuverlässige Schülerinnen gehen mit Ihrem Hund Gassi, kaufen für Sie ein, machen das Katzenklo sauber und waschen ab‹

    Wir sahen den Zettel schon vor uns. Dazu brauchten wir allerdings auch
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