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Wohin die Liebe führt

Titel: Wohin die Liebe führt
Autoren: Unbekannter Autor
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andere Ende des Saales gingen. Ich hörte sie flüstern, konnte aber nicht verstehen, was sie sagten. Ich setzte mich und griff nach einem Glas Wasser. Ich hätte gern eine Zigarette geraucht, wußte aber nicht, ob das Rauchen hier gestattet war.
    »Sie haben Ihre Tochter sehr aufgeregt, Colonel«, sagte Dr. Weidman.
    Ich sah auf. In seinem Blick war etwas wie echtes Mitgefühl. Ich trank das Wasser. »Es ist besser, sie regt sich jetzt auf, Doktor, als wenn wir versuchen müßten, den Schaden wiedergutzumachen, den ihr drei Jahre Erziehungsheim antun.«
    Weidman schwieg. Ich griff nach einer Zigarette und zündete sie an.
    Zum Teufel mit allen Vorschriften. Ich fühlte, wie meine Hand zitterte.
    Die alte Dame legte plötzlich ihre Hand auf die meine. Ihre Stimme war so sanft und weich wie ihre Berührung. »Ich hoffe, du weißt, was du tust, Luke.«
    Ich sah sie an. Offenbar war sie die einzige von uns, die ihre Vernunft behalten hatte. Ich erwiderte ihren Händedruck. »Ich hoffe es«, sagte ich.
    Mit einem Male wünschte ich mir, Elizabeth wäre hier. Sie würde wissen, was ich zu tun hatte. Sie würde imstande sein, die plötzlichen Zweifel und Befürchtungen, die in mir aufstiegen, zu beruhigen. Vielleicht hatte Gordon recht. Vielleicht richtete ich mehr Schaden an, als ich Gutes tat. Ich wußte es nicht; ich konnte mich nicht erinnern, mich jemals so einsam gefühlt zu haben.
    Die Tür des Richterzimmers öffnete sich, und der Richter betrat den Saal. Wir standen auf, bis er uns mit seinem Hammer das Zeichen gab, uns wieder zu setzen. Gordon und Nora nahmen ihre Plätze am Tisch ein. Ich sah, daß Gordons Gesicht noch gerötet und zornig war.
    »Der Gerichtsdiener soll das Kind holen«, sagte der Richter.
    Der Beamte ging hinüber zu dem Warteraum für Mädchen und klopfte an die Tür. Wenige Sekunden darauf kamen Dani und die Bewährungshelferin wieder herein.
    Die blauen Schatten unter Danis Augen schienen mir noch tiefer geworden zu sein. Ich sah, daß sie wieder geweint hatte. Als sie an mir vorbei auf ihren Platz ging, blickte sie mich nicht an. »Sie können fortfahren, Colonel Carey«, sagte der Richter.
    Noch ehe ich etwas sagen konnte, hatte sich Gordon erhoben. »Ich muß nochmals gegen dieses Vorgehen protestieren, Euer Ehren. Es ist absolut gesetzwidrig und könnte, wenn es fortgesetzt werden darf, zu Beschwerden gegen den Gerichtshof wegen Voreingenommenheit und Vorurteils führen.«
    Richter Murphys Augen waren plötzlich kalt.
    »Ist das eine Drohung gegen diesen Gerichtshof, Rechtsanwalt Gordon?«
    »Nein, Euer Ehren. Ich habe lediglich eine als gesetzlich geltende Möglichkeit erwähnt.«
    »Das Gericht respektiert die Meinung eines erfahrenen Anwalts«, sagte der Richter. Seine Stimme klang noch immer sehr frostig. »Es weiß seine Vorsorglichkeit zu schätzen. Aber das Gericht wünscht folgendes klarzustellen: Da, wo Sie ihm Vorurteil und Voreingenommenheit zugunsten der Jugendlichen vorwerfen, erfüllt es lediglich seine Aufgabe. Dem Gesetz entsprechend ist es die erklärte Pflicht dieses Gerichts, jeden Jugendlichen, der vor ihm erscheint, mit allen Mitteln zu schützen.«
    Gordon setzte sich schweigend hin. Der Richter sah mich an.
    »Sie können fortfahren, Colonel.«
    Ich erhob mich von meinem Sitz. »Ich würde gern Miss Hayden befragen, Euer Ehren.«
    »Miss Hayden, würden Sie bitte den Platz neben der Richterbank einnehmen«, sagte der Richter und deutete auf denselben Stuhl, auf dem Anna gesessen hatte.
    Nora sah Gordon einen Augenblick an. Er nickte. Sie stand auf und ging auf den angewiesenen Platz zu. Der Schreiber trat zu ihr und vereidigte sie. Nora setzte sich und blickte mich an. Jetzt war ihr Gesicht ruhig und gelassen, fast als sei es aus einem der Marmorblöcke in ihrem Atelier gemeißelt.
    Ich holte tief Atem. »Nora«, begann ich, »bei der Vernehmung durch den Untersuchungsrichter vor einer Woche hast du ausgesagt, daß du dich mit Tony Riccio an dem Tag, an dem er getötet wurde, gestritten hattest. Kannst du sagen, wann dieser Streit angefangen hat?«
    »Daran erinnere ich mich nicht genau.«
    »Nur so ungefähr. Um acht Uhr morgens? Um zehn? Oder zwölf? Nachmittags um zwei?«
    Ich sah in ihren Augen, daß sie begriff, worauf ich hinauswollte. »Es ist schwierig für mich, eine genaue Zeit anzugeben.«
    »Vielleicht kann ich dir helfen, dein Gedächtnis ein wenig aufzufrischen«, sagte ich. »Du warst den ganzen Donnerstag in Los Angeles. Die Western Airlines haben
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