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Wohin die Liebe führt

Titel: Wohin die Liebe führt
Autoren: Unbekannter Autor
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irritieren.«
    »Was sind das für Dinge, Colonel Carey?«
    »Wenn meine Tochter keine Jugendliche wäre, sondern erwachsen, und wenn dann das Urteil der Geschworenen auf berechtigte Notwehr< oder >Totschlag in Notwehr< gelautet hätte., dann wäre sie doch jetzt aller Wahrscheinlichkeit nach frei und könnte ihr normales Leben fortsetzen. Stimmt das nicht?«
    Der Richter nickte. »Ja, das stimmt.«
    »Aber da sie eine Jugendliche ist, unterliegt sie der Bestrafung, und darum steht sie jetzt vor diesem Gericht?«
    »Das ist nicht wahr, Colonel«, antwortete der Richter. »Ihre Tochter steht hier nicht wegen Mord vor Gericht. Hier findet eine Verhandlung über die Vormundschaft statt - eine Verhandlung, die vornehmlich zu ihrem eigenen Wohl und Besten stattfindet.«
    »Verzeihen Sie meine Beschränktheit, Euer Ehren. Ich bin kein Rechtsanwalt. Für mich ist die bloße Tatsache, daß ihr Gefangenschaft oder Haft droht, gleichbedeutend mit Bestrafung. Was auch der Grund sein mag, das Verbrechen, dessen man sie beschuldigt, oder ein durch den Staat gegebener - für mich scheint es auf dasselbe hinauszulaufen.«
    »Sie können versichert sein, Colonel, daß Strafmaßnahmen das letzte wären, was dieses Gericht beabsichtigt«, sagte der Richter förmlich.
    »Vielen Dank, Euer Ehren. Aber da ist noch etwas, das mir unverständlich ist.«
    »Und was ist das?«
    »Wenn ich heute eines Verbrechens angeklagt wäre, so würde ich vor ein Schwurgericht gestellt werden. Dort hätte ich das Recht, mich gegen die Anklage zu verteidigen und endgültig, ein für allemal, meine Unschuld oder Schuld feststellen zu lassen.«
    Wieder nickte der Richter.
    »Das wurde aber im Fall meiner Tochter nicht für nötig befunden. Man hat mir hier vom ersten Augenblick an nachdrücklich erklärt, daß es überflüssig sei, sich mit der Frage einer Strafe zu befassen, da Dani eine Jugendliche ist. Das einzige, worüber es zu verhandeln gelte, sei die Vormundschaftsfrage. Erst heute ist mir klargeworden, daß ein sehr wichtiger Faktor fehlt.«
    Ich war sehr durstig und goß mir ein Glas Wasser ein. Der Richter sah mich neugierig an, als ich weitersprach:
    »Ich habe bei diesem ganzen Verfahren nichts gesehen, was auch nur irgendwie einer Verteidigung meiner Tochter glich. Sie ist doch sicherlich dazu berechtigt, daß man ihr eine Gelegenheit gibt, sich zu verteidigen.«
    »Man hat ihr keines ihrer Rechte vorenthalten«, sagte der Richter etwas gereizt. »Meines Erachtens haben Sie und ihre Mutter einen höchst fähigen Anwalt bestellt. Mister Gordon ist bei allen Verhandlungen zugegen gewesen. Wenn Sie irgendwelche Klagen über die Art seiner Verteidigung haben, so ist, fürchte ich, das Gericht nicht die dafür zuständige Stelle.«
    Ich hatte das Gefühl, mich immer mehr in ein Paragraphennetz zu verwickeln. Wie töricht war meine Annahme gewesen, ich könne das Gewebe der Verdunkelungen zerreißen, welches das Gesetz schon um sie geschlungen hatte. »Euer Ehren«, sagte ich verzweifelt, »ich versuche doch nur, in simplen Worten zu fragen: Was kann ich tun, um die Wahrheit über meine Tochter vor dieses Gericht zu bringen?«
    Nun sah mich der Richter lange an. Dann lehnte er sich in seinen Sessel zurück. »Wenn das alles ist, was Sie wünschen, Colonel«, sagte er langsam, »so fahren Sie nur fort - in jeder Art, die Sie für nützlich halten. Dieses Gericht ist ebenso eifrig wie Sie selbst bestrebt, die Wahrheit zu erfahren.«
    Gordon stand auf. »Dies ist in hohem Maße ungewöhnlich, Euer Ehren«, protestierte er. »Colonel Carey kann nichts weiter tun, als die ganze Angelegenheit unnötig in die Länge ziehen. Die Geschworenen des Untersuchungsrichters haben ihren Spruch gefällt. Ich kann nicht einsehen, was für einen Sinn es hat, die ganze Geschichte noch einmal aufzuwärmen. Wir wissen alle, daß es bei dieser Verhandlung um die Vormundschaftsfrage geht, und ich lege dagegen Verwahrung ein, daß sie in etwas anderes verwandelt wird.«
    »Vor jedem andern Gericht hätte meine Tochter doch das Recht auf Berufung, Euer Ehren?« fragte ich. »Könnte dieser Gerichtshof ihr nicht dieselben Rechte einräumen?«
    Der Richter betrachtete uns beide, Gordon und mich. »Es liegt nicht innerhalb der Befugnisse dieses Gerichts, die Entscheidungen einer andern Instanz zu revidieren. Es ist jedoch die Absicht dieses Gerichts, alles anzuhören, was sein Urteil über den hier verhandelten Fall fördern könnte. Es ist die Pflicht des Gerichts, sich zu
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