Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Liliane Susewind – Ein kleines Reh allein im Schnee (German Edition)

Liliane Susewind – Ein kleines Reh allein im Schnee (German Edition)

Titel: Liliane Susewind – Ein kleines Reh allein im Schnee (German Edition)
Autoren: Tanya Stewner
Vom Netzwerk:
Weihnachtsferien
    »Nein, das sagt mir ganz und gar nicht zu!«, miaute die orange getigerte Katze, die mit miesepetriger Miene auf Lillis Bett lag. »Das ist absolut inakzeptabel!«
    Lilli stöhnte leise und zog die Wolldecke, die sie gerade vorsichtig über die Katzendame gebreitet hatte, wieder fort. »Aber Sie sagten doch, dass Sie frieren!«
    »Das tue ich ja auch. Mein ganzer Körper ist von einer garstigen Frostigkeit ergriffen!«, antwortete die Lady verdrießlich. »Aber mich ehrlos unter eine Decke zu verkriechen ist ohne Frage unter meinem Niveau!« Die Katze, die sich selbst als die »Crème de la Crème der Schnurrherrschaften von Welt« betrachtete und deshalb den fürstlichen Namen Frau von Schmidt trug, spreizte gereizt die Krallen und versenkte sie im Bettlaken. »Sie verstehen einfach nicht, dass wahrhaft edle Gemüter wie ich auch im Falle entsetzlichsten Jammers unter allen Umständen Haltung bewahren!«
    Lilli hätte am liebsten noch einmal gestöhnt, aber sie wusste, wie empfindlich die Katzendame war. Vor allem, seit es Winter geworden war. Diese Jahreszeit schien Frau von Schmidt ganz und gar nicht zu gefallen. »Dann möchten Sie also lieber weiterfrieren?«, fragte Lilli höflich.
    »Selbstverständlich nicht!«, miaute die Katze. »Machen Sie sich etwa über mich lustig? Oder nehmen Sie meine verzweifelte Lage nicht ernst?«
    »Doch, natürlich …«, beeilte Lilli sich zu sagen.
    »In den letzten Tagen wurde die garstige Frostigkeit schlimmer und schlimmer, und nun ist mein armer, gefrosteter Körper endgültig darniedergestreckt!« Frau von Schmidt stieß einen dramatischen Seufzer aus. »Noch nie habe ich derartig gelitten …«
    Lilli setzte ein mitfühlendes Gesicht auf. »Sie haben recht. Es ist ganz schön kalt geworden.« Sie warf einen Blick aus dem Fenster. Eisige Dezemberkälte hatte den Garten der Susewinds in einen tiefen Winterschlaf fallen lassen. Es lag zwar noch kein Schnee, aber die kahlen Äste der Bäume waren mit feinem weißem Raureif überzogen. »Ich stelle mal die Heizung etwas höher«, sagte Lilli und stand auf. »Dann wird Ihnen wärmer.«
    »Heizung? Meinen Sie diesen klotzigen Kasten, der so einfallslos an der Wand herumhängt?« Die Katze schnupfte. »Nein, ein derart geschmackloses Ding ist keinesfalls in der Lage, einer feinen Schnurrdame wie mir in irgendeiner Weise behilflich zu sein.«
    Lilli atmete tief durch und setzte sich wieder. »Wie wäre es dann mit einer Wärmflasche?«
    »Wärm… was? Oh! Das kleine Fauchgerät, mit dem Zweibeiner sich warme Luft über den Kopf kippen?!«
    »Äh …« Lilli überlegte, ob die Katze dasselbe meinte wie sie.
    »Das ist in der Tat eines der hübschesten Dinge im ganzen Haus!«, begeisterte sich Frau von Schmidt. »O ja, das könnte mir helfen! Bitte holen Sie auf der Stelle diese Wärmfauche her!«
    Da begriff Lilli, wovon die Katze sprach. Rasch erhob sie sich und ging ins Bad. Gleich darauf kam sie mit einem Föhn zurück.
    »Bitte fauchen Sie die warme Luft zuerst auf meine Füße und dann auf meine Brust!«, ordnete Frau von Schmidt an, drehte sich auf den Rücken und streckte alle viere von sich.
    Lilli stöpselte den silbern glänzenden Föhn ein und richtete den warmen Luftstrahl zuerst auf Frau von Schmidts Pfoten, dann auf ihren Brustpelz. Die Katze begann zu schnurren. »Ohhh … ja … das ist gut. Etwas weiter oben! Nein, mehr zur Seite … ja … vortrefflich …«
    Lillis Vater steckte den Kopf zur Tür herein. »Lilli, ich wollte mal gucken, ob du –« Er stockte. »Machst du Frau von Schmidt eine Föhnfrisur?«
    »Nein, ich –«
    »Du hast ja noch gar nichts gepackt!«, rief er im nächsten Moment, als sein Blick auf das Chaos in Lillis Zimmer fiel. »Wir fahren in einer halben Stunde los!«
    »Oh, schon so bald?« Lilli schaltete den Föhn aus. »Es tut mir leid, Madame, aber ich muss jetzt weiterpacken.«
    »Wie bitte?« Frau von Schmidt richtete sich mit verdrossenem Gesichtsausdruck auf. »Sie überlassen mich einfach wieder meinem Elend?«
    Da schoss ein kleiner weißer Hund zwischen Herrn Susewinds Beinen ins Zimmer. »Hey, Lilli! Alles fit?«, kläffte er fröhlich und hopste aufs Bett. »Unten geht es voll ab! Alle wuseln total krass rum!«
    Lillis Familie war seit Tagen mit Reisevorbereitungen für den Skiurlaub beschäftigt. Heute war es endlich so weit, und sie wollten in die österreichischen Alpen fahren.
    »Bonsai!« Lilli strubbelte dem winzigen Mischling durch die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher